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SEELSORGE Papas Seele hat Schnupfen - eine musikalische Lesereise

  • Alt & Jung

In der evangelischen Kindertagesstätte Unterm Schirm in Drespe und in den evangelischen Gemeindehäusern Oberwiehl und in Oberbantenberg hat Autorin Claudia Gliemann aus ihrem Bilderbuch "Papas Seele hat Schnupfen" vorgelesen. Veranstalter war der Wiehler Verein "Lebensfarben". Kita-Leiterin Kerstin Rettke hat ihre Eindrücke aufgeschrieben.

"Im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung mit der AOK befindet sich der Evangelische Kindergarten „Unterm Schirm“ aktuell im Jolinchen-Projekt, in dem präventiv unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte in kindgerechter Art und Weise vermittelt werden. Seit Aschermittwoch steht das Modul „Seelisches Wohlbefinden“ auf der Agenda.

Das Jolinchen-Drachenkind erklärt den Kindergarten-Kindern, dass nicht nur der Körper „gesundes Futter“ benötigt, um fit, stark und gesund zu sein, sondern auch die Seele. Leitfragen sind hier: „Was tut mir gut?“, „Wie fühlt es sich an, wenn es mir gut geht?“, aber auch „Woran merke ich, dass es mir nicht gut geht?“.

 Teil unseres Projektes ist nun auch die Lesereise von Claudia Gliemann, die - ebenfalls finanziert durch Fördergelder der AOK -  mit ihrem Buch „Papas Seele hat Schnupfen“ in Kindergärten und Grundschulen unterwegs ist.

Claudia Gliemann erzählt die Geschichte von Nele, die als Kind einer Seilartisten-Familie mit ihrem Zirkus unterwegs ist und jede Menge Spaß hat. Alles ist wunderbar, bis Papa eines Tages nicht mehr aufstehen kann und sogar Angst vor dem Seil hat. Dies ist für Nele ganz schlimm.

Die Fröhlichkeitsbrücke ist gerade etwas kaputt

Sie fragt sich, was mit Papa los ist, ob sie was falsch gemacht hat und es dem Papa deswegen so schlecht geht. Der Dumme August erklärt ihr, dass Papa die Traurigkeitskrankheit hat und seine Fröhlichkeitsbrücke gerade etwas kaputt ist.

Auch wenn es keine Krankheit ist, bei der man Fieber, oder rote Punkte im Gesicht bekommt, gibt es auch Medikamente, die gegen Traurigkeit helfen können. Und er erklärt Nele auch, dass es in Ordnung ist, traurig zu sein, das gehört mit zum Leben dazu. Manchmal dauert es etwas, erklärt der Dumme August, bis die Fröhlichkeitsbrücke wieder repariert ist, aber es geht.

 Zusammen überlegen sie, was sie für den Papa tun können. Gemeinsam mit allen Menschen aus dem Zirkus wird nachher sichtlich erkennbar, dass es dem Papa immer besser geht und seine marode Brücke immer weiter saniert wird. In der Zeit, in der der Papa an seiner Brücke arbeitet, sieht man auf den Bildern, dass Nele wieder fröhlich spielen kann.

Kinder tragen nicht die Schuld für die Erkrankung der Eltern

In der Interaktion mit den Kindern legt Claudia Gliemann großen Wert auf die Vermittlung folgender Botschaft: Kinder tragen nicht die Schuld für Erkrankungen ihrer Eltern. Sie dürfen glücklich sein, auch wenn es den Erwachsenen nicht gut geht. Sie sind Kinder und haben ein Recht auf eine glückliche Kindheit mit Spiel und Spaß.

Kinder sollen immer schauen, was ihnen gut tut und an wen sie sich wenden können, wenn es einem Elternteil mal nicht so gut geht. Oft gibt es eine Oma, einen Opa, eine Erzieherin im Kindergarten oder eine Person im Umfeld des Kindes, an die sich ein Kind vertrauensvoll wenden kann.

Die Rückmeldung der Kinder  auf die Lesung war  durchweg positiv. „Mir hat alles an der Geschichte gut gefallen“, berichtet Emilia. „Vor allem, dass Nele so schön an den Papa denkt.“ Yannis sagt: „Erst war Papas bunte Brücke kaputt, aber dann hat er sie wieder repariert.“

Uns als Kindergarten ist es wichtig, mit unseren Kindern früh über dieses Thema zu sprechen. Es geht um Resilienzförderung und auch Psychoedukation. Wir wollen mit den Kindern erarbeiten, dass sie gut sind, wie sie sind, dass jeder irgendetwas gut kann oder vielleicht auch schon zu einem Thema ganz besonders viel weiß.

Wichtig ist, dass wir unsere Gefühle einzuschätzen lernen und wissen, was zu tun ist, wenn mal nicht alles in Ordnung ist und dass man als Kind weiß, wo man sich Hilfe holen kann.

Wir Erwachsene wissen zwar in der Theorie, wie wichtig es ist, Kindern in wertschätzender, wohlwollender und entwicklungsfördernder Art und Weise zuzuwenden, schaffen es aber nicht immer - Gründe gibt es viele.

Kinder, die sich aber generell geliebt fühlen, halten kleine Ungerechtigkeiten aus, sind resilient. Es ist unser Auftrag, Kinder stark zu machen, und dazu gehört auch die Seele."
 

Kerstin Rettke ist Leiterin der Kindertagesstätte "Unterm Schirm" der Evangelischen Kirchengemeinde Marienhagen-Drespe.

www.ekagger.de | jth | Text: Kerstin Rettke | Foto: Joanna Schrey 

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Die Lesung im Kindergarten "Unterm Schirm" in Drespe war die erste von drei Leseveranstaltungen im Kirchenkreis An der Agger.