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FORUM-STUDIE EKD Superintendent Michael Braun: „Missbrauch darf niemals sein“. Aktualisiert

  • Diakonie, Kirchenkreis

ForuM-Studie zum Thema Sexualisierte Gewalt in Kirche und Diakonie: Evangelischer Kirchenkreis An der Agger ermutigt Betroffene, sich zu melden.

Die  deutschlandweite ForuM-Studie zur „Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderer Missbrauchsformen in der evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“ hat gezeigt, dass es Grenzverletzungen, Übergriffe und Missbrauch in der evangelischen Kirche und der Diakonie gab und gibt. Die 860-Seiten umfassende Studie wurde von der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Diakonie in Auftrag gegeben. 

Die ForuM-Studie ist die erste umfassende, wissenschaftliche Studie zu diesem Thema. Wissenschaftler haben den Zeitraum von 1946 bis 2020 untersucht -  nicht nur in Bezug auf Pfarrer und Pfarrerinnen, sondern auch in Bezug auf Angestellte und Ehrenamtliche als beschuldigte Personen. In den Blick genommen wurden minderjährige Betroffene. Für die Studie haben sich betroffene Personen als Interviewpartner zur Verfügung gestellt.  

Der rheinische Präses Dr. Thorsten Latzel hatte vergangene Woche auf der Landessynode gesagt: "Junge Menschen, Schutzbefohlene, haben auch in unserer Kirche, vor allem in Heimen, Gewalt erleiden müssen, die sie für ihr Leben gekennzeichnet haben. Diese Taten widersprechen allem, woran wir glauben."

Pfarrer Michael Braun, Superintendent des Kirchenkreises An der Agger, hat die Pressekonferenz, in der die ForuM-Ergebnisse vorgestellt wurden, als Livestream verfolgt. „Mit großer Bestürzung erleben wir als evangelische Kirche, dass Menschen anderen Menschen auch im Bereich unserer Kirche sexualisierte Gewalt antun. Wir wollen als Kirche ein Raum sein, wo Menschen sich vor Leid und Gewalt sicher und geborgen fühlen können. Deswegen bitten wir darum, jeden Fall eines möglichen Verstoßes gegen die sexuelle Selbstbestimmung und jeden Fall von sexualisierter Gewalt zu melden. Jeder Fall ist ein Fall zu viel.“ 

Er habe großen Respekt für die betroffenen Personen, die den Mut aufgebracht haben, im Rahmen der Studie ihre Erfahrungen zu schildern und damit dazu beitragen, Machtstrukturen aufzudecken und Fälle bekannt zu machen.  „Wer sexualisierte Gewalt durch Kirchenmitarbeitende erfahren hat oder durch Menschen im Umfeld der evangelischen Kirche, darf von uns nicht alleine gelassen werden. Wir schützen Betroffene. Für uns in der evangelischen Kirche, im Kirchenkreis An der Agger und in unseren Kirchengemeinden ist sexualisierte Gewalt absolut inakzeptabel. Missbrauch darf nicht sein. Darüber darf nicht geschwiegen werden. “

Prävention: Schutzkonzept und Schulungen

In der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) und im Kirchenkreis An der Agger gelten Leitlinien zum Umgang mit sexualisierter Gewalt und Missbrauch nach dem "Kirchengesetz der Evangelischen Kirche im Rheinland zum Schutz vor sexualisierter Gewalt“". Es gibt klare Verfahrenswege und Hilfen für Betroffene. Superintendent Michael Braun: „Wir tun präventiv viel, damit solche Taten bei uns nicht vorkommen. UnserSchutzkonzept des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger gegen sexualisierte Gewalt (Stand 10.1.2024)  soll sicherstellen, dass vor allem Kinder und Jugendliche in unseren Einrichtungen vor Grenzverletzungen, Übergriffen und Misshandlungen geschützt werden.“ 

Zum Schutzkonzept gehört die Verpflichtung zu Schulungen: Haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende werden verpflichtend zum Thema "Prävention von sexualisierter Gewalt" geschult. Das Schulungskonzept "hinschauen - helfen - handeln" ist eine Initiative der evangelischen Landeskirchen und der Diakonie. Im Jahr 2023 sind 571 Mitarbeitende - erwachsene Mitarbeitende und auch jugendliche Teamer in der Jugend- und Freizeitarbeit - geschult worden. Alle Mitarbeitenden des Kirchenkreises An der Agger sind zudem verpflichtet, ein erweitertes Führungszeugnis vorzulegen.  

Anlaufstellen für Betroffene handeln streng unabhängig und vertraulich

Wer von übergriffigem Verhalten bis hin zu sexualisierter Gewalt betroffen war oder ist, oder wer unsicher ist, wie man in einer Situation reagieren sollte, kann sich bei verschiedenen Anlaufstellen melden.  

Der Gummersbacher Verein „nina+nico e.V.“, eine Beratungsstelle für sexualisierte Gewalt an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, ist als unabhängige Vertrauensperson zuständig für den Kirchenkreises An der Agger.

  • nina-nico.de, vertrauensperson.kirchenkreis@nina-nico.de oder 02261 24792.
  • Im Kirchenkreis An der Agger gibt es die anerkannte psychologische Fachberatungsstelle Haus für Alle in Waldbröl für Erziehungs-, Familien-, Ehe- und Lebensfragen. Telefon 02291 40 68.
  • Kriseninterventionsteam des Kirchenkreises An der Agger 
  • Die Telefonseelsorge Oberberg ist rund um die Uhr erreichbar unter 0800 – 111 0 111
  • Für alle Fälle von Gewalt gibt es das Hilfetelefon HELP (Hilfe) unter 116 016 oder www.hilfetelefon.de

Die Studie findet sich seit dem 25. Januar 2024 auf der Internetseite des Forschungsverbunds „ForuM“ unter www.forum-studie.de

MEDIENECHO

Sexualisierte Gewalt/Schutzkonzept: In Oberberg trägt die Präventionsarbeit bereits Früchte, Oberbergische Volkszeitung (rundschau-online.de), 25.1.2024

ERGÄNZUNG VOM 31.1.2024

Antworten auf Nachfragen zur ForuM-Studie, u.a. zur Aktenlage

www.ekagger.de | jth | Fotos: EKD, Ellen Reichert (aktualisiert)

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Die Beratungsstelle "Haus für Alle" in Waldbröl unter der Leitung von Dunja Kutzschbach (Mitte) ist Anlaufstelle für Menschen, die von sexualisierter Gewalt betroffen waren oder sind. Dunja Kutzschbach ist auch Mitglied im Kriseninterventionsteam, das bei Verdachtsfällen beraten kann. Melina Kyranoudis (li.) und Birgit Wetter-Kürten (re.) führen die Präventionsschulungen für alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden in den Kirchengemeinden durch

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Die 800 Seiten umfassende ForuM-Studie wurde am 25.1.2024 in Hannover präsentiert.