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HOLPE Was die Bibel über Engelsboten sagt – Fakten zu Gottes himmlischen Dienern

  • Glaube & Seelsorge

Etwa 300 Mal ist im Alten und Neuen Testament der Bibel von Engeln die Rede. "Gott ist immer noch größer, umfassender, vielseitiger und phantasievoller, als er es uns Menschen in winzigen Ausschnitten der jenseitigen Welt vermittelt", sagt Klaus Krämer aus der Evangelischen Kirchengemeinde Holpe-Morsbach über die Friedensboten. Für die Engelausstellung "Engel unter uns" im evangelischen Gemeindehaus Holpe hat der ehemalige Fachredakteur für Theologie und Kirche bei der Deutschen Welle sein theologisch-fundiertes Buch "Engel – Grenzgänger zwischen den Welten“ zusammengefasst

"Von gewissen Bibel-kritischen theologischen Strömungen wurde die Existenz der Engel immer skeptischer hinterfragt – in der evangelischen Kirche viel mehr als in der katholischen. Führende Theologen des 20. Jahrhunderts vertraten den Standpunkt, man könne nicht in einer technisch-naturwissenschaftlichen Welt leben und gleichzeitig an Engel glauben. Einige bezeichneten sie abwertend als „metaphysische Fledermäuse“.

Engel gerieten in Vergessenheit

Gut, zu Weihnachten ließ man sich die Engel noch gefallen – gewissermaßen als „Begleitchor“ zur Geburt Jesu. Im Zuge der Aufklärung verschwanden sie jedoch vor Scham weitgehend in den verstaubten Nischen protestantischer Gotteshäuser. Hier gerieten sie mehr und mehr in Vergessenheit. In der Verkündigung spielten sie kaum mehr eine Rolle. Vergessen, dass der Reformator Martin Luther noch regelmäßig über das Wirken und die Bestimmung der Engel predigte.

Doch, o Wunder, in den sakralen Nischen sind die Engel nicht geblieben. Andere haben sie entdeckt und für ihre Zwecke vereinnahmt. Eine wahre Invasion der himmlischen Heerscharen setzte etwa Ende der 1980er Jahre ein in Filmen, Musik, Literatur oder auch in der Werbung. Engel, konfektioniert nach den individuellen Bedürfnissen ihrer weltlichen „Schöpfer“ und Vermarkter, avancierten zu Kultfiguren. Esoteriker etwa integrierten sie in ihre diffuse Patchwork-Religiosität.

Scheu, geheimnisvoll, überirdisch 

Das heißt: Für das Sammelsurium mit Elementen aus vielen Religionen und verschiedenen Geisteshaltungen nehmen sie bis heute vom Christentum einfach Gottes Engel und machen sie sich zu eigen. Eine clevere Strategie, lässt sich doch mit Transzendentem Neugierde wecken, Aufmerksamkeit erregen und das eigene Image aufwerten. Doch die Engel sind dort nicht mehr scheue, geheimnisvolle, überirdische Wesen. Sie sind zu berechenbaren Partnern der Menschen gemacht worden zu unverzichtbaren Kumpels, zu Heinzelmännchen fürs Innere. Der eine baut Stress ab, andere stärken den Mut, wieder andere fördern das Verantwortungsbewusstsein, beseitigen seelische Unrat oder leiten den Menschen auf dem Weg der Liebe.

Neue Akzeptanz der Engel 

Zu wünschen wäre, dass dass sich diese neue, grundsätzliche Akzeptanz der Engel, in die richtigen Bahnen geleitet, wieder durchsetzt. Denn nicht umsonst mahnte Martin Luther: „Es ist notwendig, und nützlich, dass bei Christen ein richtiges Verständnis von den Engeln bleibe…“.

Wie also schildert die Bibel die Engel?

Das Wort Engel geht in seiner Bedeutung zurück auf den griechischen Begriff „Angelos“ und bezeichnet einen Boten. Etwa 300 Mal ist im Alten und Neuen Testament der Bibel von Engeln die Rede, und fast immer sind damit die Boten Gottes gemeint. Sie spielen zwar meistens nur für kurze Zeit eine Hauptrolle, gehören aber durchgehend und selbstverständlich in den Ablauf der Ereignisse. Und zwar von der Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies, bis hin zum großen Finale des göttlichen Plans mit dem Universum am Schluss der Offenbarung.

Aufgrund der Aussagen der Bibel wurden die Engel – ebenso wie die Menschen – von Gott erschaffen. Wie sie erschaffen wurden, bleibt allerdings Gottes Geheimnis. Der Hebräer-Brief bezeichnet sie als „dienstbare Geister“, und nur ein halber Satz umreißt darin ihre Aufgaben. Demnach sind sie „ausgesandt um derer willen, die das Heil ererben sollen“. Das bedeutet keineswegs, dass jeder Mensch ständig einen persönlichen Engel in seiner Nähe hat. Nirgends in der Bibel ist davon die Rede.

Michael, Gabriel, Raffael und Uriel

Luther bezeichnet die Diener Gottes als „Geistwesen ohne Körper, von Gott zum Dienst an der Christenheit und der Kirche erschaffen“. Ganz wichtig: Der Dienst der Engel ist nur ein Dienst am Menschen. Im Menschen wirkt der Heilige Geist. Aber in vielen Fällen unterstützt der Dienst der Engel das Wirken des Heiligen Geistes.

Nach den biblischen Quellen hat sich Gott also in seiner unsichtbaren, ewigen Welt Wesen geschaffen, die ihm zur Seite stehen, einen Hofstaat, himmlische Heerscharen, die ihm dienen und für ihn kämpfen. Die Engel handeln dabei nie eigenmächtig, sondern strikt nach dem Willen Gottes. Sie können ihn nur ausführen und auch den Inhalt seiner Botschaften nicht verändern, sondern lediglich weitergeben.

Exakte Angaben über ihre Gesamtzahl werden in der Bibel nicht gemacht. Namentlich erwähnt werden nur vier: Michael, Gabriel, Raffael und Uriel.

Spärlich sind die Angaben über ihr Aussehen. Johannes schreibt in der Offenbarung, dass sie, in weiße Kleider gewandet, sichtbar wurden und goldene Gürtel trugen. An anderer Stelle sagt er: „Ich sah einen Engel vom Himmel herabkommen, mit einer Wolke bekleidet, und der Regenbogen auf seinem Haupt und sein Antlitz wie die Sonne und seine Füße wie Feuersäulen.“ Engel sehen also immer wieder anders aus. Fest steht: Obwohl sie Geistwesen sind, begegnen sie teilweise damals wie heute den Menschen als Mensch, nehmen also physische Gestalt an. Auf diese Weise begeben sich die Engel auf eine Begegnungsebene, die wir verstehen, für die unser Verstand gebaut ist. In biblischer Zeit und auch heute noch erscheinen sie meistens, ohne gleich von den Menschen als Boten Gottes erkannt zu werden. Ihr Erkennen und ihr Weggehen geschieht jedoch oftmals in einer Weise, die unseren begrenzten Verstand übersteigen.

Übrigens: Nirgendwo ist davon die Rede, dass Engel ein Geschlecht haben.

Und dass sie fliegen können, wird nur in zwei Textpassagen beschrieben.

Die Aufgaben der Engel

Weil detaillierte Beschreibungen über die Erschaffung, das Aussehen und die Gesamtzahl der Engel fehlen, lässt das den Schluss zu, dass dies alles nicht von Bedeutung ist.  Entscheidend ist demnach nur, was die Engel tun und was ihre Aufgaben sind.

Dazu habe ich sechs Bereiche ausgemacht:

1. Engel loben Gott. Sie umgeben den Thron Gottes in fortwährender Anbetung und huldigen ihm.

2. Engel vollstrecken die Strafen Gottes. Sie sind Gottes Exekutive, also ausführende Gewalt. Ich frage mich manchmal, wie viele Engel wohl in Aktion waren, als 1989 das gottesfeindliche DDR-Regime zusammenbrach und die friedliche Revolution ohne Blutvergießenerfolgte.

3. Engel sind Gottes Beobachter. Sie verfolgen das Geschehen auf dieser Erde und geben Gott entsprechende Rückmeldungen. Auf diese Weise beeinflussen sie sein allmächtiges Handeln.

4. Engel verkünden Gottes Entscheidungen.Die anstehende Geburt von Isaak im Alten Testament wird von einem Engel übermittelt und ebenso die Geburten von Johannes dem Täufer und von Jesus.

5. Engel helfen in Gefahr und Not und begleiten Menschen.
Nehmen wir das Leben Jesu: Bei allen entscheidenden Ereignissen seines Lebens waren Engel gegenwärtig. Bei seiner Geburt, danach, als Herodes den Neugeborenen töten lassen wollte. Dann, als Jesus vor Beginn seines öffentlichen Wirkens vom Teufel ausgeschaltet werden sollte. Später in seiner brutal einsamen Nacht von Gethsemane.

Bei der Gefangennahme und der Kreuzigung Jesu waren sie vermutlich ebenfalls beobachtend und abwartend anwesend. Doch einen Einsatzbefehl Gottes zur Rettung von Jesu bekamen sie nicht. Nur so konnte Gott die Menschen retten.

Ganz sicher dabei waren Gottes Diener als Jesus von den Toten auferstand und bei seiner Himmelfahrt. Und Jesus selbst hat vorhergesagt. Dass ihn „alle Engel“ begleiten werden, wenn er in seiner Herrlichkeit wiederkommen und sich auf seinen königlichen Thron setzten wird.

 Es geht auch zeitnaher – nämlich das Gottes Engel uns, die wir an Jesus Christus glauben, manchmal vor Gefahr und Not schützen. Von zahlreichen solcher Schutzengel-Erlebnissenberichtet die Bibel und rund 40 solcher fast unglaublichen Begebenheiten von Zeitgenossen habe ich in meinem Buch „Engel – Grenzgänger zwischen den Welten“ aufgeführt und in den biblischen Kontext eingeordnet.

6. Und schließlich ein sechster Punkt: Engel kämpfen gegen die Mächte des Bösen, also gegen den Satan, den Widersacher Gottes und seine finsteren Mächte. Dieser Kampf Gut gegen Böse spiegelt sich in der großen Weltenlage ebenso wie im persönlichen Leben der einzelnen Menschen.

Das waren viele Informationen über die Engel in der Bibel in kurzer Zeit. Doch all das Gesagte möchte ich ein wenig relativieren. Der schon zitierte Martin Luther meinte einmal: „Viele Gelehrte haben es unternommen, über die Engel zu sprechen, und wollten die Welt klug machen. Wenn du alles wüsstest, was sie geschrieben haben, so wüsstest du nichts."

Mit anderen Worten: Gott ist immer noch größer, umfassender, vielseitiger und phantasievoller, als er es uns Menschen in winzigen Ausschnitten der jenseitigen Welt vermittelt.

 

Der Text wurde als Vortrag zur Engelausstellung in Holpe gehalten und ist eine Zusammenfassung des theologischen Teils des Buchs „Engel – Grenzgänger zwischen den Welten“ (Erlebnisberichte) Brendow Verlag 1996-2007. 4 Auflagen.

Autor: Klaus Krämer, Rundfunkredakteur (1984-1992 Evangeliums-Rundfunk, 1992-2019 Fachredakteur für Religion und Kirche, Deutsche Welle).

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Die Wochenzeitung DIE ZEIT titelt in ihrer aktuellen Ausgabe vom 20. Dezember 2023: Das Geheimnis der Engel. (Dossier) 

HOLPE Engel unter uns. Engel für die Sternenkinder auf dem evangelischen Friedhof. Engelausstellung (ekagger.de)

www.ekagger.de | jth | Text: Klaus Krämer | Foto: Kirchengemeinde Holpe-Morsbach 

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Die Engel aus oberbergischem Holz wurden gestaltet von Dr. Uwe Wintersohl aus Bergneustadt

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Klaus Krämer war Rundfunkredakteur bei der Deutschen Welle und beim Evangeliumsrundfunk. In seinem Buch "Engel. Grenzgänger zwischen den Welten" schreibt er, dass Engel in der Bibel zwar meistens nur für kurze Zeit eine Hauptrolle spielen, aber durchgehend und selbstverständlich in den Ablauf der Ereignisse gehören - gerade auch in der Heiligen Nacht