Am Samstag ist Martinstag. Unter diesem Stichwort ist in einem Wikipediaartikel nachzulesen, dieser Gedenkag sei "von der Grablegung des Bischofs Martin von Tours am 11. November 397 abgeleitet. Der Martinstag ist in Mitteleuropa von zahlreichen Bräuchen geprägt, darunter das Martinsgansessen, der Martinszug und das Martinssingen."
Nun ist das ja so eine Sache mit dem, was wir "Brauchtum" nennen. Das wurde mir aufs Neue bewusst, als ich vor einigen Tagen zufällig mitbekam, wie Christian Ehring im Satiremagazin xtra 3 darüber herzog. Während ich dem voll zustimmte, Halloween sei "dämlicher Quatsch" [...], "so wie Junggesellenabschiede", wurde ich recht nachdenklich, als Ehring sich, wie fast schon zu erwarten, ein hierzulande traditionelles Fest vorknöpfte: "Ich meine, das Martinsfest ist doch viel schöner, hat auch mehr Inhalt. Da hört man nicht dieses debile 'Süßes oder Saures'. Beim christlichen Martinsfest, da werden feinsinnige Zeilen gesungen, wie: Rabimmel, rabammel, rabumm! [...] Inhaltlich geht's um Menschlichkeit. Weil der heilige Martin mit einem Bettler seinen Mantel geteilt hat."
Ehring fragt nun grundsätzlich: "Was ist daran eigentlich so großartig?", und er gibt zu verstehen, als wohlhabender Offizier hätte Martin dem Bettler ohne Weiteres einen ganzen Mantel geben können.
Er tut genau das, was Menschlichkeit ausmacht
Ich merke, wie ich ins Nachdenken komme. Beim näheren Betrachten wirkt das Teilen des Mantels tatsächlich nicht besonders großartig und herausragend. Aber was tut Martin in dem Moment, als er dem frierenden Bettler begegnet? Er tut genau das, was Menschlichkeit ausmacht. Das ist das Entscheidende, und das versteht jedes Kind auf Anhieb! Das lässt sich gerade auch in den Martinsumzügen spielerisch umsetzen und vermitteln, es spricht für sich selbst.
Ich finde, der Blick auf das individuelle Ergehen darf uns nicht verloren gehen, gerade in einer Zeit voller Katastrophenmeldungen, die uns zu überwältigen drohen. Als Christenmenschen sollten wir nicht "dicht machen" und uns dem Leid anderer Menschen verschließen. Gedankliche Selbstüberforderung, als müsse man auf ein Mal die ganze Welt retten, droht hingegen im Nichtstun zu enden, im schlimmsten Fall sich schließlich gegen die Menschen zu wenden, die wirklich Hilfe nötig haben.
In diesem Zusammenhang kommt mir eine Aussage aus dem jüdischen Talmud in den Sinn, mit der ich schließen möchte. Dort heißt es:
"Wer ein Menschenleben rettet, dem wird es angerechnet, als würde er die ganze Welt retten."
Ein gesegnetes Wochenende wünscht
Martin Will, Gemeindepfarrer in Eckenhagen
Am 10. November, dem Vorabend des Martinstags, erklingt wieder das traditionelle Glockenläuten der Beierleute im Eckenhagener Kirchturm - von 18 bis 19 Uhr. Anlass ist der Geburtstag Martin Luthers am 10. November 1483, der am folgenden Tag auf den Namen des Tagesheiligen Martin von Tours getauft wurde.
Näheres über die Beierleute:
evk-eckenhagen.de/gemeinde/beierleute
www.ekagger.de | jth | Text: Martin Will | Fotos: Philipp Schenk; Bärbel Dittrich