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GEISTLICHE NOTIZEN Wetten, dass es Gott gibt? Von Jochen Gran

  • Andacht

Wollen wir wetten? Mit einer Glaubenswette hat Blaise Pascal, Mathematiker und Philosoph, seine Zeitgenossen herausgefordert. Fast 400 Jahre später lohnt es sich noch, darüber ins Glaubensgespräch zu kommen

Wetten, dass es Gott gibt?

Wer würde sich auf eine solche Wette einlassen? Doch es gibt sie tatsächlich: die Glaubenswette. Erfunden wurde sie von dem französischen Naturwissenschaftler und Philosophen Blaise Pascal, dessen 400sten Geburtstag wir in diesem Jahr feiern.

Naturwissenschaft und Theologie scheinen seit der Aufklärung zwei unvereinbare Komponenten zu sein. Pascal lebte vor der Aufklärung: 1623 – 1662. Aber 100 Jahre nach Luther wankte bereits die mittelalterliche Selbstverständlichkeit des Glaubens. Pascal stellt sich als gläubiger Naturwissenschaftler dem aufkommenden modernen Atheismus.

Die so genannten Gottesbeweise hielt er für zu kompliziert, als dass sie Normaldenkende wirklich überzeugen könnten. Stattdessen argumentiert er in seiner berühmten ‚Wette‘ so: Wenn du darauf wettest, dass es Gott gibt, und danach lebst, dann gewinnst du, auch wenn sich am Ende herausstellen sollte, dass Gott nicht existiert.

Wettest du aber darauf, dass es Gott nicht gibt, und richtest dein Leben danach aus, verlierst Du alles, sollte sich herausstellen, dass es Gott gibt.

Uns Heutige mutet diese Wette etwas seltsam an, weil wir denken: Wenn ich darauf wette, dass es Gott gibt und danach lebe und sich am Ende herausstellt, dass Gott nicht existiert, verliere ich doch schon deshalb, weil ich mir all das, was mir scheinbar die Gebote Gottes verbieten, nicht gegönnt habe.

Pascal würde fragen: Was verbietet denn der Glaube? Das, was heute unter einem ‚geilen Leben‘ verstanden wird, wäre für Pascal keine Option gewesen: Erstens weil er die Sinnlosigkeit eines rein ekstatischen Lebens durchblickt hätte, zweitens weil er die heutigen Möglichkeiten auch nicht hatte.

Aber auch in anderer Hinsicht mutet die Pascalsche Wette heute seltsam an. Werden wir denn am Ende nicht alle in den Himmel kommen? Die Kirche predigt doch immer den lieben Gott, der für alles und jedes Verständnis hat. Auch darüber würde Pascal den Kopf schütteln. Er hatte ein anderes Gottesbild.

Uns Heutige mag Pascals Wette nicht überzeugen. Dennoch bleibt sie ein interessantes Gedankenspiel. Pascal selbst hat übrigens am 23. November 1654 in einer visionären Schau erfahren, dass Gott wirklich existiert. Sein Zweifel ist in der Niederschrift dieses Erlebnisses auf einem "Mémorial" (Erinnerungsblatt) zur Gewissheit geworden. Immerhin: Es sind vielleicht wenige, aber es gibt sie: die gläubigen Naturwissenschaftler.

Jochen Gran ist Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinden Waldbröl

www.ev-kirche-waldbroel.de

www.ekagger.de | jth | Text: Jochen Gran | Foto: Ev. Kirchengemeinde Waldbröl / Christian Büscher 

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Jochen Gran ist Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Waldbröl, Gründer der Tafel Oberberg Süd und Initiator vieler Projekte, zum Beispiel der christlichen Buchhandlung Buch & Welt mitten in Waldbröl

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Jesus lebt - das bezeugt Jochen Gran - selbst leidenschaftlicher Biker - in seinen Gottesdiensten und auch beim jährlichen Motorradgottesdienst vor der Kirche