Anlass für das von Bundesmitteln unterstützte Projekt ist die Wiederbelebung öffentlichen und vor allem kulturellen Lebens nach der Pandemie. Das kulturelle Leben hat bis heute unter den Auswirkungen der Pandemie zu leiden. Viele Menschen scheuen das Zusammenkommen immer noch oder haben sich an ein Leben zuhause im Privaten gewöhnt.
Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Besucherzahlen bei kulturellen Veranstaltungen, sondern auch auf das gemeinschaftliche Musizieren in Chören beispielsweise. Viele Chöre haben sich aufgelöst, andere haben sich zahlenmäßig stark dezimiert.
Anders sieht es bei so genannten Events aus, also bei öffentlichen Festen. Hier verzeichnen die Veranstalter wieder reges Interesse. Mit dem Open-Air Chorfestival verbinden wir das eine mit dem anderen. Wir bieten ein Event und werben zugleich für Kultur bzw. den Wiedereinstieg in das gemeinschaftliche Musizieren. Als ‚Zugpferd‘ haben uns die Paveier aus Köln zugesagt.
Jubiläen
Die Veranstaltung bietet uns zugleich die Möglichkeit, einige Jubiläen zu feiern. So feiert die Ohr-Wurm-Family ihr 30jähriges Bestehen. Vor 30 Jahren hat die Chorleiterin Anne Schmidt nach Wegen gesucht, ihren gehandicapten Sohn ‚Basti‘ in das gesellschaftliche Leben zu integrieren. Die Musik schien ihr dazu eine gute Möglichkeit zu bieten. So entstand ein Chor, der rasch wuchs und sich zugleich in Unterchöre aufspaltete.
Neben dem Kinderchor ‚Ohrwürmer‘ gibt es den Jugendchor ‚In Scene‘ sowie den Erwachsenen-Chor ‚Feel (Go(o)d‘. Inzwischen ist Basti in eine Einrichtung umgezogen. Daraus ist das jüngste Projekt, ein Integrationschor entstanden, der ebenfalls auftreten wird. Das Repertoire der Chöre reicht vom Sacro-Pop bis hin zu modernen Pop-Interpretationen.
30 Jahre alt ist auch der Sister-Act-Chor. 1992 erschien der Film ‚Sister Act‘. In dieser weltbekannten Komödie wird eine Musikerin (Whoopi Goldberg), die Zeugin eines Mordes wird, in einem Kloster versteckt, wo sie einen eingestaubten Schwestern-Chor auf Trapp bringt und damit so erfolgreich wird, dass ein Konzert vor dem Papst in Aussicht steht. Doch bevor es dazu kommt, fliegt die Tarnung auf, Deloris alias Whoopi Goldberg wird entführt, doch mit Hilfe der Schwestern nach einer wüsten Verfolgungsjagd gerettet.
Dieser Film mit den berühmten Liedern inspirierte viele Kirchengemeinden. So entstand auch in unserer Gemeinde, der Sister Act Chor, auf Initiative der damaligen Jugendreferenten Anette Hein sowie Kantor Martin Kotthaus. Aus eher beschaulichen Anfängen ist ein großer Chor entstanden, der heute von Romy Bürger geleitet wird und in dem neben Sisters auch Brothers die Gospel mitsingen.
Das Sozialkaufhaus ‚Kaufhaus für Alle‘ gibt es nun schon 25 Jahre in Waldbröl. Es ist zu einer Institution geworden, vor allem weil es offen für alle ist und somit ein Zeichen gegen soziale Stigmatisierung setzt. Als Arbeitslosenprojekt gestartet, gewann es mit den Jahren vor allem durch die Krisen in unserem Land zunehmend an Bedeutung. Heute ist es nicht mehr wegzudenken. Mit seinem unterschiedlichen und reichhaltigen Angebot versorgt es nicht nur Menschen vor Ort, sondern bestückt z.B. auch Hilfslieferungen in die Ukraine sowie die Türkei.
Die Tafel für Oberberg Süd gibt es seit 20 Jahren. In ihr arbeiten mehr als 150 Ehrenamtliche. Sie versorgen Bedürftige in den Kommunen Waldbröl, Wiehl, Reichshof, Morsbach und Nümbrecht. Die vorwiegend ehrenamtlichen Mitarbeitenden sammeln die gespendeten Lebensmittel von den Supermärkten und anderen Geschäften ein, säubern und sortieren sie und geben sie an fünf Standorten an die Tafel-Nutzer aus.
Soziales Zentrum der Stadt
Es ist natürlich kein Zufall, dass auch die Paveier in diesem Jahr ihr 40jähriges Bestehen feiern. Sie sind ja nicht nur für Stimmungslieder bekannt, sondern bieten in der Weihnachtszeit auch regelmäßig besinnliche Weihnachtskonzerte an. Doch das Liedgut der Paveier nimmt auch gesellschaftliche Fragen auf.
Im Lied ‚Minsche unserer Stadt‘ wird beispielsweise die kulturelle Vielfalt und der gesellschaftliche Zusammenhalt in Köln besungen. Es ist das, was wir in dem sozialen Zentrum, an dem das Konzert stattfinden wird, seit vielen Jahren leben in den beschriebenen Projekten sowie dem Kontaktpunkt, dem Arbeitslosenzentrum, dem Buch+Welt-Laden sowie dem Freundeskreis Asyl.
Die anderen Chöre
Wir haben bei der Planung versucht eine musikalische Breite zu bieten, so dass für jeden Geschmack etwas dabei sein dürfte. Der Trommlergruppe Sambawind macht den Auftakt mit lateinamerikanischen Rhythmen. Der Chor ‚Auftakt‘ aus Hermesdorf hat vor allem neues geistliches Liedgut im Repertoire. Der Phönix-Projektchor ist ein Waldorf-Projekt, das auf kein bestimmtes Liedgut festgelegt ist. Und der Kantorei-Projektchor bietet klassisches Repertoire. Durch das Programm führt Jochen Gran. Zwischendrin gibt es Jazz-Einlagen von Doo-Jin Park und den Abschluss bietet das Gute-Laune-Duo Obst und Gemüse.
Für das leibliche Wohl ist natürlich gesorgt. Kinder sind herzlich willkommen. Auch für sie haben wir schöne Angebote.
Herzliche Grüße
Jochen Gran, seit 30 Jahren Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Waldbröl
www.ekagger.de | jth | Text: Jochen Gran | Plakat: Ev. Kirchengemeinde Waldbröl
