Spectaculum oder besser auf Deutsch: Spektakel. Dieses alte Wort heißt eigentlich Schauspiel. Auf so einem war ich neulich, es war Pfingstkirmes und es gab einige Karussells, auf denen man fahren konnte. Dazu ein Kind, das leuchtende Augen und von Oma Kirmesgeld bekommen hatte. Widerstand war zwecklos.

Das heißeste Gerät hieß Breakdancer und mir wurde schon vom Hinschauen schlecht. Das Ding hatte Gondeln, die sich in drei Achsen bewegten und maximale Verdauungshilfe leisten wollten. Fahrtdauer: gefühlt unendlich. Also Fahrtchips gekauft und rein, vorher noch schnell alle Taschen geleert und die Brille abgezogen, die hätte es mir bei den Beschleunigungen sonst von der Nase gezogen. Und dann ging die Fahrt los.

Zuerst lief alles ganz langsam hin und her, beschleunigte dann aber immer heftiger und zuletzt wurde man so durch die Gegend gewirbelt, dass klar wurde, weshalb man in einem Schalensitz in alle Richtungen gesichert war.

Es war herrlich! Genau genommen so toll, dass wir gleich eine zweite Runde gedreht haben. Was von außen so dramatisch aussah, machte richtig Spaß – nur ein paar falsche Vorstellungen wurden bei mir gründlich abgerüttelt und -geschüttelt.

Was sind Ihre Breakdancer?

Falsche Vorstellungen machen wir uns alle, so manche Einschätzung entpuppt sich als unberechtigt. Wenn man sich hineinbemüht, offenbart sich manches vermeintlich Schwierige als etwas Positives, will vielleicht sogar gestaltet und geformt werden.

Was sind Ihre Breakdancer, wovor scheuen Sie zurück?

Meine Karussellfahrt hat Lust auf mehr gemacht. Gut festhalten gehörte dazu, aber es hat sich gelohnt. So ist es mit vielen Dingen, die wir im Alltag erleben. Wenn man den Stier bei den Hörnern packt, hat man schließlich auch ein Packende.

Schon Jesus Christus wusste, dass uns so manche Sache zu spektakulär ist. Er sagte:

In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
— Johannes 16,33b (Lutherbibel 2017)

Wo wir auf Gottes Nähe vertrauen, können wir in Neues aufbrechen und erleben, wie oft der Schein trügt. Viel Freude bei spektakulären Erlebnissen in diesem Sommer!

Marc Platten ist noch Schulpfarrer am Nümbrechter Gymnasium. Zum 1. August wechselt erals Gemeindepfarrer in die Emmauskirchengemeinde Wiedenest-Derschlag.  Der Bergneustädter ist ehrenamtlicher Vorsitzender des Fördervereins der Notfallseelsorge Oberberg e.V. Auf der Frühlingssynode des Kirchenkreises An der Agger im Mai 2023 wurde er zum Landessynodalen gewählt.  

www.ekagger.de | jth | Text: Marc Platten | Foto: U. Platten