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WIEHL Meteorologe Sven Plöger: „Klimawandel ist kein Aufschubthema“

  • Bildung & öffentliche Verantwortung

Hochinteressanter und trotz des Schwere des Themas humorvoll vermittelte der ARD-Meteorologe Sven Plöger die Fakten rund um den Klimawandel: "Zieht euch warm an, es wird heiß"

Kaum ein Thema ist so aktuell wie der Klimawandel. Zum Vortrag „Zieht Euch warm an, es wird heiß!“ mit Sven Plöger hatte der Förderverein der evangelischen Kirche in Wiehl, im Rahmen von „Treffpunkt Kirche“, eingeladen.

Reinhard Schmidt betonte in der Begrüßung, dass der Förderverein finanzielle Unterstützung leiste, aber darüber hinaus auch ideell unterstütze, um Menschen zu erreichen. „Gerade als Christen sind wir zum Thema Klimaschutz herausgefordert um mit der notwendigen Umkehr zum umweltgerechten Verhalten die Schöpfung zu bewahren.“

Der 1967 in Bonn geborene und heute in Ulm lebende Diplom-Meteorologe, Vortragsredner, Autor und Wettermoderator Sven Plöger ist seit über 25 Jahren für Funk und Fernsehen als Wetterexperte tätig. Bereits seit 2002 hält Sven Plöger Vorträge über Wetter und Klima. Plöger betonte, dass bereits Ende der 1970er Jahre der Wissenschaftspublizist Hoimar von Ditfurth vor Klimawandel und Überbevölkerung gewarnt habe. Diese Warnungen wurden wohl gehört, aber nicht befolgt.

„Bleiben wir optimistisch, aber nicht dumm optimistisch“

Sven Plöger zeigte den Gästen in der ausverkauften evangelischen Kirche in Wiehl – und über Livestream im Gemeindehaus - verständlich, wie unser Klimasystem funktioniert, wie man skeptischen Stimmen begegnet und dass die aktuelle Krise eine Chance ist, Weichen für unsere Zukunft und die unserer Kinder zu stellen. Plöger sagte, er wolle keine Panik verbreiten und auch keine Katastrophenszenario schildern. Was er aber durchaus nachdrücklich wolle: das Bewusstsein schärfen für Klimawandel, dessen Folgen und den Zeitfaktor.

Der Klimawandel schreite voran, aber mit den anderen derzeitigen Krisen wie dem Ukrainekrieg, der Energiekrise und Inflation werde das Klima mehr und mehr nach hinten verlagert, weil es im Vergleich mit anderen Themen langsam vorangehe mit der Veränderung.

„Wir haben nicht die Chance, partiell vorzugehen“, betonte Plöger. Wenn man immer tiefer eintauche in das Thema, sehe er den Tsunami der Klimakrise, der auf uns zukomme. Sein Ziel sei es, dies sichtbar zu machen und Wellenbrecher aufzuzeigen. Pessimismus dürfe nicht die realistische Haltung sein, denn mit „Wir haben sowieso keine Chance“ erreichten wir gar nichts. Er forderte auf: „Bleiben wir optimistisch, aber nicht dumm optimistisch.“

Kognitive Dissonanzen finden wir gerade bei Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen. So wie Fliegen schlecht fürs Klima sei, aber die Fernreise müsse trotzdem sein. Plöger wies auf den Temperaturanstieg und Kipppunkte hin. Am Ende der letzten Eiszeit sei es vier Grad kälter als heute gewesen - das veranschaulichte Plöger mit einem Bild, auf dem nur Eisberge zu sehen waren. So sah es auch in unseren Gefilden aus.

Ein Zukunftsszenario zeigte er nicht bildlich, aber langjährige Dürren könnten normal werden und wenn wir weiter die Treibhausgasemissionen erhöhen, „gehen wir auf die Kippfunktion des Zustands hin“. Alles wechselwirke miteinander - das mache das Leben auf dem Planeten so kompliziert. Das Ganze ist also kein Wissensproblem, sondern ein Handlungsproblem. „Der Klimawandel ist kein Aufschub-Thema.“

Ökologisches Pflichtjahr, um den Blick zu weiten

Und kleine Schritte wären wichtig. So wie die natürliche Baumaufzucht des Australiers Tony Rinaudo. Die mühsame Arbeit des Agrarwissenschaftlers, wüstenähnliche Landschaften in Wälder und fruchtbares Ackerland zu verwandeln und somit auch Kindern eine gesunde Lebensperspektive zu eröffnen, verbreitete sich schon von Dorf zu Dorf. Das zeige: „Man so viel erreichen, wenn Chancen, Möglichkeiten und Ideen beachtet werden.“

Sven Plöger plädierte in Wiehl für ein soziales und/oder ökologisches Pflichtjahr, um den Blick zu weiten und Menschen an solche Themen heranzuführen. Also nicht „schneller, weiter, höher“, sondern die Welt in Gedanken der Nachhaltigkeit enkelfähig zu machen. Denn: „Dieser Planet braucht uns nicht, wir aber ihn!“

 

Literatur

Tony Rinaudo. Einer, der Wüsten in Wälder verwandelt. Down to Earth Verlag, Berlin. 2021 ISBN 978-3-86270-998-4

Sven Plöger: Zieht euch warm an, es wird heiß. Den Klimawandel verstehen und aus der Krise für die Welt von morgen lernen. Westend, Frankfurt am Main 2020, ISBN 978-3-86489-286-8.

Sven Plöger mit Christoph Waffenschmidt: Besser machen! Hoffnungsvolle Entwicklungen und Initiativen für eine lebenswerte Zukunft. adeo, Asslar 2021, ISBN 978-3-86334-306-4.

 

 

www.ekagger.de | jth | Text: Vera Marzinski | Fotos: Kirchenkreis An der Agger/V.Marzinski

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Sven Plöger in Wiehl. Am 9.5., 20 Uhr, tritt er im Bonner Pantheon auf: Alles Klima, oder was?

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Die Wiehler Kirche war ausverkauft, der Abend wurde per Live-Stream ins Gemeindehaus nach nebenan übertragen. Sven Plöger begrüßte auch dort die Gäste

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Reinhard Schmidt, 1. Vorsitzender des Fördervereins der evangelischen Kirchengemeinde Wiehl e.V.: "Gerade als Christen sind wir zum Thema Klimaschutz herausgefordert, um mit der notwendigen Umkehr zum umweltgerechten Verhalten die Schöpfung zu bewahren.“