Wissend und ein bisschen verschmitzt scheint der Orgelengel aus luftiger Höhe in den Kirchenraum hinab zu lächeln…
Denn 316 Jahre nach dem Bau der ersten Pfeifenorgel in der Odenspieler Kirche ist wieder Leben und Wind in den Pfeifen hinterm Barocken Bergischen Prospekt. 1706 hatte der Kölner Dombaumeister Pranghe mit seiner Orgel den Beginn der Bergischen Orgelbaugeschichte begründet.
Diese Orgel wurde nach An- und Umbauten im Rahmen der denkmalrechtlich abgesicherten Renovierung der Kirche 1968 bis 1972 als nicht erhaltungswürdig befunden.
Ab 1981 kam die Orgelmusik in der Odenspieler Kirche für fast 40 Jahre aus einer Computerorgel, deren Reparatur und Wartung sich 2017 als wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll erwies.
Danke der Initiative des Arbeitskreises „Odenspieler Pfeifenfreunde“ und unter Schirmherrschaft von Bürgermeister Rüdiger Gennies konnte die Kirchengemeinde großzügige Privatspenden und Fördergelder für den Bau einer reorganisierten Pfeifenorgel akquirieren.
Emotionale Nähe zwischen Orgelengeln
Nach knapp zweijähriger Bauzeit wurde die Orgel nun in den Dienst der Kirchengemeinde Im Oberen Wiehltal übergeben. Während der Bauzeit waren sich die Mitarbeiter der Orgelbauwerkstatt Woehl aus Marburg und die Orgelengel in Odenspiel nicht nur räumlich, sondern auch emotional näher gekommen. So wurden sie zu Namenspaten.
In einem feierlichen Festgottesdienst wurde die Woehl-Engelorgel nach dem Einsetzen der letzten Orgelpfeife durch Bürgermeister Gennies und Widmung von Superintendent Michael Braun in Dienst gestellt. Unter den Händen der Kreiskantorin Dr. Annemarie Sirrenberg erklang als erstes Musikstück ein volltönendes „Nun danket alle Gott“ von Johann Sebastian Bach.
Später stimmte die Festgemeinde beeindruckt mit ein.
Eine kleine Orgelvorstellung unternahm Dr. Sirrenberg anhand des Wochenliedes „Lass mich, o Herr, in allen Dingen“. Dabei brachte sie alle Pfeifen und Register zum rechten Gehör.
Historisch und modern
In dem kunstvollen Gehäuse und der wiederhergestellten historischen Klangwelt aus dem 18. Jahrhundert sind moderne Ergänzungen zur Darstellung der neuen Musik und der Popularmusik eingebaut. Das Ineinandergreifen beider Möglichkeiten soll das Besondere der Orgel in Odenspiel sein.
Mit einer Handvoll Hoffnung ist aus einer unscheinbaren Idee, klein wie ein Senfkorn, ein großer Baum gewachsen; mächtiger als wir es uns vorstellen konnten, beschrieb Projektleiter Lothar Jacob den Weg zur neuen Orgel. Pfarrer Dietmar Maurer führte aus, dass die Orgel die Grundmelodie des Lebens spiele und den Gesang in der Kirche stütze.
Beate Ising, Beauftragte für Kirchenmusik und Vorsitzende des Presbyteriums Im Oberen Wiehltal, zitierte einen Satz von Peter Kuzmic: „Hoffnung ist die Fähigkeit, die Musik der Zukunft zu hören. Glaube ist der Mut in der Gegenwart danach zu tanzen.“ Daraufhin erklang von der Orgelempore „Dance with me“ – eine Pop-Komposition von Michael Schütz im Klezmer-Feeling.
Im Anschluss an den Festgottesdienst hatte die Evangelische Kirchengemeinde Im Oberen Wiehltal zum Empfang ins Gemeindehaus eingeladen. Neben Grußworten und guter Stimmung gab es unter anderem Odenspieler Orgelwein.
Festschrift zur Orgeleinweihung
Zur Orgeleinweihung ist eine Festschrift erschienen, die gegen eine Spende in der Odenspieler Kirche oder im Gemeindebüro erhältlich ist.
Gottesdienst an Buß- und Bettag
An Buß- und Bettag, Mittwoch, 16. November 2022, musizieren im Gottesdienst um 19.30 Uhr in Odenspiel an der Orgel Hans Wülfing und am Blech der Posaunenchor Odenspiel. Den Gottesdienst hält Prädikant Heiko Schöler.
www.ekagger.de | jth | Text: BI | Foto: Kirchengemeinde Im Oberen Wiehltal
