Gottes Liebe und Gottes Barmherzigkeit sind die Gemeinsamkeiten des Neuen Testaments und des Korans. Das hat Mouhanad Khorchide bei einem theologischen Gesprächsabend in Wiehl-Oberbantenberg herausgestellt. Der prominente Islamwissenschaftler und Autor aus Münster verglich zentrale Sätze der Bergpredigt mit Aussagen des Korans und betonte die Parallelen. „Es gibt für mich nur den einen Gott, der beide Bücher verkündet hat.“
In beiden Büchern gehe es um Gottesdienst als den Dienst jedes Einzelnen an der Schöpfung Gottes, um das eigene aktive Bemühen um Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit. „Man begegnet Gott dort, wo man selbst dem Hungrigen, dem Durstigen, dem, der in Not ist, die Hand ausstreckt.“
Die Bergpredigt steht im Buch Matthäus 5-7 des Neuen Testaments, das Martin Luther 1522 aus dem Griechischen ins Deutsche übersetzt hat. Anlässlich des Jubiläums „500 Jahre Neues Testament“ hatten der Evangelische Kirchenkreis An der Agger, die Evangelische Akademie im Rheinland und die Evangelische Erwachsenenbildung Nordrhein zu dem Gesprächsabend über die Relevanz der Bergpredigt aus christlicher und muslimischer Sicht eingeladen.
Das gemeinsame interreligiöse Gespräch ist wichtig und wichtig ist auch die religiöse Bildung von Kindern und Jugendlichen im Religionsunterricht. Das wurde bei dem Abend deutlich. Schüler und Schülerinnen aus der elften Klasse (Q1) des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums hatten im Religionsunterricht den Abend vorbereitet. Pfarrer und Religionslehrer Hans-Georg Pflümer ist Vorsitzender des Theologischen Ausschusses im Kirchenkreis An der Agger. Er hatte zusammen mit Schulreferent Matthias Weichert die Idee entwickelt, die Bergpredigt zusammen mit einem Muslim zu lesen und zu interpretieren.
Die Schülerinnen und Schüler präsentierten ihre Erkenntnisse über die Bergpredigt und den Koran und stellten auch den Referenten des Abends vor: Mouhanad Khorchide, Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Münster, der in seinen Büchern - wie "Islam ist Barmherzigkeit" - den Islam als moderne und aktuelle Religion beschreibt.
Die Bergpredigt aus dem Neuen Testament werde in der Bibel als Rede Jesu auf einem Berg dargestellt, die so nie gehalten worden sei, erklärten die Schüler. Vielmehr handele es sich um eine Sammlung der zentralen Aussagen Jesu. Wie aktuell kann die Bergpredigt in Zeiten des Krieges sein? Feindesliebe in Zeiten des Krieges?, fragten die Schüler. Khorchide sagte: „Selig sind die Friedensstifter, so steht es in der Bergpredigt. Das heißt: Menschen stiften Frieden." Seine rhetorische Frage: "Sind wir es also, die handeln müssen im Namen Gottes, die in seinem Namen Frieden stiften müssen?“
Schulreferent Matthias Weichert, der den Abend leitete, sagte nach Vortrag und Diskussion: " Der Abend hat mich begeistert. Ich bin dankbar, dass wir hier - weltweit live gestreamt - Theologie betreiben können. Theologie als öffentliches Reden über Gott."
Medienecho
Bibel und Koran.Wiehler Schüler diskutieren mit Islamwissenschaftler Khorchide (Oberbergische Volkszeitung/Kölnische Rundschau + rundschau-online.de 7.9.202)
www.ekagger.de | jth | Text: Judith Thies | Fotos: Kirchenkreis An der Agger/J.Thies