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KURZ NACHGEFRAGT Arno Molter von der TelefonSeelsorge: "Lachen befreit"

  • Diakonie

Corona, Ukraine und kein Ende der schlechten Nachrichten. Der Leiter der TelefonSeelsorge Oberberg hat eine Menge zu tun. Gerade hat er den Ausbildungskurs der elf neuen ehrenamtlichen Mitarbeitenden abgeschlossen. Wie geht es ihm gerade? 

Herr Molter, wo man hinhört, gibt es überall nur schlechte Nachrichten. Wie geht es Ihnen persönlich? 

Da muss ich zweimal nachdenken, eigentlich bin ich ja immer optimistisch, aber dieser Krieg geht meine Grundhaltung an. Ich muss richtig mit mir arbeiten, um nicht in schweren Gedanken zu versinken. Das ist so tatsächlich das erste mal in meinem Leben - ich bin in den Siebzigerjahren langsam erwachsen geworden und hatte immer das Gefühl, es wird besser in unserer Welt, so was wie einen Fortschrittsglauben. Aber die letzten Jahre mit Trump, Erdogan, Putin, Assad und wie die Despoten der Welt alle heißen, da hatte ich bereits Schwierigkeiten, auf eine ständige Verbesserung in unserer Welt zu hoffen. Und jetzt dieser Krieg. Da fällt es selbst mir, dem unverbesserlichen Optimisten, schwer dagegen anzukommen. 

 

Inwieweit spiegelt sich die Situation in den Gesprächen in der TelefonSeelsorge Oberberg nieder? 

Da sind die Erfahrungen sehr unterschiedlich - manche Mitarbeitende berichteten , dass sie in einer Schicht vier Gespräche zum Thema Krieg hatten und andere hatten dazu gar keine Anrufe. Natürlich ist der Krieg in der Ukraine jetzt ein neues Thema und löst sozusagen die Pandemie in Ihrer Wichtigkeit ab; Ängste bleiben bei vielen Anrufenden da, das Thema hat sich aber nun doch deutlich auf den Krieg verlagert.

 

Wie geht es den Mitarbeitenden? 

Unsere Mitarbeitenden werden in Supervision begleitet und aufgefangen und auch untereinander haben die Mitarbeitenden gute Kontakte, die sie auch zum Austausch nutzen. Hier stelle ich eine erstaunliche Selbstverständlichkeit fest, mit dem Krieg umzugehen. Viele Mitarbeitende haben dazu auch eine feste Glaubenshaltung und wissen sich auch in Krisen von ihrem Glauben getragen. 

 

Welche Tipps kann man in der aktuellen Situation selbst beherzigen und auch weitergeben?  

Nehmen Sie nur so viel Nachrichten auf, wie Sie auch wirklich verkraften können. Schalten Sie Radio, Fernseher und Internetnachrichten zeitweilig ab. Gönnen Sie sich Pausen des Abschaltens, permanent sollte niemand an diesen Krieg denken. Feiern Sie ohne schlechtes Gewissen ihre Feste, spenden Sie oder wenn Sie können, werden Sie aktiv in einer Helfergruppe. Geben Sie sich selbst das Gefühl, dass Sie etwas getan haben - mehr geht schon fast nicht. Und lachen Sie bei jeder Gelegenheit - das befreit.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Molter!

 

www.ekagger.de | jth | Foto: Kirchenkreis An der Agger/J.Thies 

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Arno Molter aus Wipperfürth ist Diakon, Diplom Sozialarbeiter und seit Mai 2021 Leiter der TelefonSeelsorge Oberberg