Ein starkes Signal für den Klimaschutz in den Kirchengemeinden hat die Kreissynode mit ihrem ersten Synodenthema gesetzt. Hauptredner am Freitagabend war Dr. Jonathan Donges, Physiker am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Für den gebürtigen Gummersbacher spielt der christliche Glaube nach wie vor eine Rolle. „Der christliche Glaube kann Kraft und einen normativen Rahmen geben, um den Wandel voranzutreiben.“ Das Extremhochwasser vom Juli dieses Jahres habe noch einmal sehr deutlich gezeigt, wie präsent das Thema Klimawandel jetzt schon sei. Eine ungebremste globale Erwärmung habe gravierende Folgen. Die Menschen müssten beim Thema Klimaschutz jetzt noch schneller umdenken und viel schneller handeln. Die Kirchengemeinden mit ihrer Multiplikatorfunktion in die Gesellschaft hinein könnten dazu einen großen Beitrag leisten. Dass der Klimawandel von Menschen gemacht wird, sei „ganz klar und eindeutig" und durch die Vergabe der diesjährigen Physiknobelpreise an drei Klimaforscher von der Wissenschaft anerkannt.
Donges warnte davor, die natürlichen Lebensgrundlagen des "Garten Eden Holozän", in dem der moderne Mensch seit 100.000 Jahre lebe, zu zerstören. Zusammenhängende Probleme wie die immer schneller voranschreitende Erderwärmung und die Zerstörung der Biosphäre durch den Menschen müssten auch zusammenhängend gelöst werden. Er setzt dabei auf einen effektiveren politischen Rahmen. „Eine schnelle Transformation ist nötig. Es muss insgesamt sehr viel mehr passieren.“ Die am Sonntag beginnende Weltklimakonferenz von Glasgow sei "sehr wichtig", um international verbindliche und ambitioniertere Ziele festzulegen. Vor Ort sei es wichtig, die Bundestagsabgeordneten und andere Repräsentanten immer wieder anzusprechen.
Kirchengemeinden 2050 CO²-Emissionsfrei?
Spätestens 2050 müsse die Abkehr der Energiewirtschaft von der Nutzung kohlenstoffhaltiger Energieträger abgeschlossen sein. Die Kirchengemeinden könnten sich vornehmen, ihre Emissionen alle zehn Jahre zu halbieren und 2050 bei einer Netto-Null zu sein. Zwar sei Sonnenenergie nicht das Allheilmittel gegen den Klimawandel, aber die beste Form der Energie, und dementsprechend solle Photovoltaik entsprechend gefördert werden. "Durch den Klimaschutz übernehmen wir eine Riesenverantwortung für uns selbst und die unmittelbare Zukunft."
Robert Schlief, Klimaschutzbeauftragter der Evangelischen Kirche im Rheinland, informierte über das Energiecontrolling-Programm der rheinischen Kirche. Bis zum 30.6.2022 müssten die Kirchenkreise den ersten Report der Kirchengemeinden über ihre Verbraucherzahlen bei der Landeskirche vorlegen. Ziel ist es, den CO²-Fußabdruck der Gemeinden sichtbar zu machen und zu einem monatlichen, engmaschig kontrollierten Energiemanagement zu kommen.
Konkrete Beispiele aus den Kirchengemeinden nannten Rainer Donges, Vater des Referenten, aus der Kirchengemeinde Derschlag, Thomas Terberger (Kirchengemeinde Marienberghausen), Ulrich Eckardt und Dr. Alfred Kraft (Kirchengemeinde Wiehl) sowie Manfred Fischer, Umweltbeauftragter des Kirchenkreises. Die Maßnahmen reichen von Photovoltaik über Blockheizkraftwerke, Klimafasten, Streuobstwiesen, Ökostrom, LED-Leuchtmittel bis zu Naturräumen für Vögel in den Turmtürmen. Die AG Umwelt des Kirchenkreises sei jederzeit ansprechbar für alle Fragen rund ums Thema Klima- und Naturschutz.
"Wir sehnen uns nach Veränderung"
Begonnen hatte der erste Synodentag um 17 Uhr mit einem Gottesdienst in der Drabenderhöher Kirche. Die Predigt hielt der neue Wiehler Pfarrer Michael Striss über Römer 8. "Wir sehnen uns nach Veränderung", sagte er. "Wir bekennen, dass wir Dir, Gott, und unseren Nachkommen eine intakte Umwelt schuldig sind." Musikalisch begleitet wurden der Gottesdienst und der Synodenabschluss von Kreiskantorin Dr. Annemarie Sirrenberg.
Nach dem Gottesdienst wurde die zweitägige Synode von Michael Braun, Superintendent seit Februar 2020, im Gemeindehaus Drabenderhöhe eröffnet. Für den Oberbergischen Kreis sprach Kreisdirektor Klaus Grootens ein persönliches Grußwort, in dem er die respektvolle Zusammenarbeit mit den Kirchenkreis auch bei unterschiedlichen Postionen in der Coronazeit lobte. Zu Ende ging der Abend mit zwei Strophen aus dem Lied "Der Mond ist aufgegangen".
Am Samstag beginnt die Synode um 8.30 Uhr. Pfarrer Henning Strunk (Kirchengemeinde Ründeroth) hält die Andacht.
www.ekagger.de |jth | Text: Judith Thies | Fotos: Kirchenkreis An der Agger/J. Sahm, J. Thies, V. Marzinski