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Andacht: Meilenstein Kirchentag - Schaut hin!

  • Andacht

Andacht zum sechsten Sonntag nach Ostern von Pfarrer Thomas Ruffler aus der Kirchengemeinde Klaswipper 

Eigentlich wollten wir an diesem Wochenende in Frankfurt am Main sein. Beim 3. Ökumenischen Kirchentag.

Bereits im Herbst 2019 hatte sich ein ökumenischer Kreis zusammengefunden, der der Einladung des Leitverses „Schaut hin“ (Markus 6,38) folgen wollte und sich gesagt hat: Da fahren wir hin. Darauf bereiten wir uns vor.

Dann kam die Pandemie.

Immerhin ist nun die Möglichkeit einer digitalen Teilnahme geblieben.

 

Gern denken wir zurück: 2003 war der 1. Ökumenische Kirchentag. Damals sind wir in die Partnergemeinde Jüterbog gereist und von dort aus täglich gemeinsam nach Berlin aufgebrochen. Das war wirklich ein Fest damals, als Tausende von katholischen und evangelischen Christinnen und Christen zusammenkamen.

Miteinander singen, beten und in der Bibel lesen! Über Fragen des Glaubens diskutieren und über die Herausforderungen unserer Zeit nachdenken. Im Wissen: Glaube verbindet uns! Achtzehn Jahre ist das nun her, und damals war vieles noch neu und ungewohnt. Doch es war deutlich zu spüren: Wir gehören zusammen trotz aller Unterschiede! Hunderte von Jahren haben die verschiedenen Konfessionen einander bekämpft, später dann eine lange Zeit nebeneinander her gelebt. Doch irgendwann wuchs die Erkenntnis, dass das, was uns verbindet, viel wichtiger ist als das, was uns trennt. Gerade in der heutigen Zeit.

 

Es ist nicht zu übersehen, dass der kirchlich gebundene christliche Glaube an Bedeutung verliert. Da ist es wichtig, auf das zu blicken, was unseren Glauben und unser geschwisterliches Miteinander stärken kann. Von „außen“, von den Menschen, die sich der Kirche nicht verbunden fühlen, werden wir sowieso als Einheit wahrgenommen. Eine Kirche steht da repräsentativ für die andere.

Da können wir uns wundern. Oder uns ärgern. Oder alles abstreiten und auf unser evangelisches Profil verweisen. Viel nützen wird das wohl nicht.

 

Wir können uns aber auch zum Nachdenken verleiten lassen und werden dann vielleicht merken:

Es ist der eine Geist Gottes, der in der Kirche wirkt und nicht eher ruht, bis die Christinnen und Christen aller Konfessionen spüren können, dass sie zusammengehören. Nicht in einer Einheitskirche, sondern in einer Kirche, die Platz hat für die bunte Vielfalt der Kinder Gottes! Der Weg dorthin ist noch lang. Aber ökumenische Kirchentage sind Meilensteine auf diesem Weg.

Natürlich ist es nicht immer leicht im ökumenischen Dialog. Doch das darf uns nicht davon abhalten, miteinander zu reden, zu feiern und zu beten.

 

In der Epistellesung für den Sonntag Exaudi hat der Verfasser ebenfalls die weite Kirche im Blick, wenn er sich mit Besorgnis an die kleine christliche Gemeinde in Ephesus wendet. Man muss wissen, dass der Apostel diese Zeilen aus dem Gefängnis heraus schreibt. Es sind sehr ernste Sorgen, die er sich macht. Wenn nur die Gemeinde nicht zusammenbricht. Wenn nur die frohe Botschaft von Jesus Christus weiter verkündigt wird!

Um für diese Gemeinde zu beten, geht er in seiner Gefangenschaft sogar auf die Knie:

 

Epheser 3,14-19

14 Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater,

15 der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden,

16 dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen,

17 dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet seid.

18 So könnt ihr mit allen Heiligen begreifen, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist,

19 auch die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet mit der ganzen Gottesfülle.

 

Ein starkes, ein hoffnungsvolles Gebet! Da ist einer selbst in Gefahr, aber er hat die Not der anderen im Blick. Selbst im Gefängnis ist sein Herz voller Fürsorge. Er klagt nicht, sondern betet. Der Apostel beugt seine Knie. Aber das ist keine Geste der Erniedrigung. Das ist ein Zeichen der Demut und des Vertrauens in Gott.

 

Auch in unserer Zeit treffen wir auf Menschen, die gefangen sind – vielleicht in einer schweren Lebenssituation oder in einem kranken Körper.

Ich bewundere sie, wenn sie aus innerer Stärke ihre Situation annehmen können, diese Stärke als Gottesgeschenk empfinden. Zum anderen braucht es aber auch eine eigene Entscheidung, um innerlich stark zu werden: „Ja, Gott, mit deiner Hilfe gehe ich in diesen Tag und ich danke dir, dass du mich begleiten willst!

Ich danke dir für die Ruhe der Nacht, für den gefüllten Kühlschrank und die warme Dusche. Ich danke dir für das Vertrauen, dass du bei mir bist und für die Kraft, die du mir schenkst, um die Herausforderungen des Tages zu bestehen! Ich weiß, dass nicht alles gut ist und dass der Weg manchmal anstrengend ist. Aber ich vertraue auf deinen Segen und Schutz.“

 

So ein Gebet klingt nicht so überschwänglich wie das Gebet des Apostels im Gefängnis.

Aber es ist trotzdem eine große Verheißung, dass wir kleinen Menschen erfüllt werden sollen mit der ganzen Gottesfülle!

Mögen wir lernen, immer stärker darauf zu vertrauen - alle gemeinsam als weltweite Kirche, als Gottes Kinder, die auf dem Weg sind.

Auch für unsere Kirchen ist der Apostel ein wunderbares Vorbild! In allen Schwierigkeiten und Herausforderungen miteinander bekennen: Ja, Gott ist da! Auch heute noch! In seiner Güte und mit seiner Liebe will er uns alle segnen. „Schaut hin.“

www.ekagger.de | jth | Foto: Gabriele Ruffler 

 

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Eine Zierkirsche blühte vor einem Jahr im ersten Corona-Frühling vor der evangelischen Kirche in Wipperfürth-Klaswipper. Bald blüht sie wieder. Eine Wanderung lohnt sich.