Augen auf!
So lautet eine der Grundregeln im Straßenverkehr oder bei der
Arbeitssicherheit. Auch der christliche Osterglaube fordert uns auf,
unsere Augen zu öffnen. Und zwar die Augen des Herzens. So erfahren es
zwei Jünger, die auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus von Jesus
begleitet werden.
Kleopas und sein Begleiter haben den gewaltsamen Tod Jesu noch deutlich
vor Augen. Sie waren in Jerusalem, als er verurteilt und hingerichtet
wurde. Sie haben von seinem Ende am Kreuz und seinem Begräbnis gehört.
Vor drei Tagen war das alles geschehen. Diese Ereignisse haben sich tief
in ihr Herz und ihre Augen eingebrannt. Traurig machen sie sich auf den
Weg nach Hause.
Auf dem Weg geht Jesus neben ihnen her und spricht sie an. Sie kommen
ins Gespräch, aber erkennen ihn nicht. Sie sind blind für Jesu
Gegenwart, für sein Mitgehen, für seine Empathie. Und das, obwohl er sie
über Stunden begleitet. Die beiden haben Tomaten auf den Augen und was
für dicke!
Nur die beiden? Manchmal sehe auch ich das Offensichtliche nicht. Die
Lösung, die zum Greifen nah ist oder einen Menschen, der mir Hilfe
bringt. Auch für die Gegenwart Jesu in meinem Leben bin ich oft blind.
Es ist so viel leichter, an bleibende Schuld zu glauben als an
Vergebung. An das Ende als an den Neuanfang. An den Tod als an das Leben.
Beim Abendessen, als Jesus das Brot mit den beiden Jüngern bricht, gehen
ihnen die Augen auf. Sie erkennen Jesus und bemerken rückblickend:
„Brannte unser Herz nicht vor Begeisterung, als er unterwegs mit uns
redete?“
Das Osterfest will uns die Augen öffnen. Und zwar die Augen des Herzens.
Die Augen, die weiter und tiefer sehen. Die hoffen, wo andere keine
Zukunft sehen; die lieben, wo der Hass regiert; die glauben, dass Gott
uns mit Jesu Auferstehung Leben verheißt, auch nach dem Sterben.
Geöffnete Augen und ein begeistertes Herz wünsche ich Ihnen in dieser
Osterzeit,
Ihr Pfarrer Oliver Cremer
Ihre Fragen und Anregungen
Wir laden Sie ein zum Kontakt unter andacht.anderagger@ekir.de
www.ekagger.de | jth | Foto: Frank Dannenberg