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Andacht zu Epiphanias: Gott zeigt sich

  • Andacht

Da die Weisen den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an. (Matthäus 2,10f). Eine Andacht von Pfarrer Michael Striss

Bildliche Darstellungen der heiligen drei Könige sind in letzter Zeit in Verruf geraten. Nicht so bei mir: Donald Pleasence, Fernando Rey und James Earl Jones als Darsteller dieser drei waren mir immer schon vertrauter als jene uns vom Namen und ihrer Anzahl her unbekannten Intellektuellen aus dem Matthäus-Evangelium, die lediglich von der späteren Tradition als Kaspar, Melchior und Balthasar identifiziert wurden. Die drei Erstgenannten hingegen gehören von je her zu meinen Helden – zusammen mit einem weiteren Dutzend der größten Schauspieler aller Zeiten, die sich 1977 bereiterklärten, in dem Fernsehfilm „Jesus von Nazareth“ des katholischen Christen Franco Zeffirelli für weit geringere Gagen als gewohnt aufzutreten.

Ich bin überzeugt, dass Gott sich einzelnen Menschen auf eine Weise zu erkennen gibt, die gerade sie verstehen. Gott ist Schöpfer, Kreator, und daher auf eine schier unglaubliche Weise kreativ, wenn es gilt, sich individuell zu offenbaren – dort, wo jemand gerade empfänglich ist; oder wozu wir in „Resonanz“ treten, wie es der Soziologe Hartmut Rosa nennt. So findet Gott stets neue Anknüpfungspunkte: Menschen lernen ihn kennen in den Künsten, in der Geschichte, der Natur, auch in Wissenschaft und Technik oder wo auch immer sie emotional und mit Leidenschaft beteiligt sind.

So erging es auch den Männern, die nach Bethlehem kamen, um das Neugeborene zu sehen. Sie kannten sich womöglich zuvor nicht und wären sich auch niemals begegnet, wenn sie nicht dieselbe Leidenschaft für die Sterne geteilt hätten. Gott knüpfte an dem an, wofür sie ein starkes Interesse hatten, und erleichterte ihnen so den Zugang zu einem Heilsplan, der sonst für sie wohl unbekannt geblieben wäre.

Ein unbequemer Satz 

Es mag allerdings Zeiten geben, in denen wir Menschen für Gottes Reden unempfänglicher geworden sind. Dann sucht er sich auch auf andere Weise Gehör. „Gott flüstert in unseren Freuden; in unseren Schmerzen ruft er laut. Sie sind sein Megaphon, eine taube Welt aufzuwecken.“ So sagte es der bedeutende christliche Denker C.S. Lewis. Ein unbequemer Satz.

Ich möchte die Fragen, die mich diesbezüglich bewegen, behutsam stellen, aber auch nicht verdrängen: Was möchte uns Gott möglicherweise durch die augenblickliche Krise sagen? Und: Ist es nur Zufall, dass der sogenannte „Lockdown“ in unserem Land bisher zweimal gerade in jene Zeiten fiel (Passion und Advent), die vom Kirchenjahr her als „Bußzeiten“, also als Ruf zur Umkehr zu Gott markiert sind?

So fragend grüßt Sie herzlich

Ihr Michael Striss
Evangelische Kirchengemeinde Lieberhausen  

 P.S. Ein Epiphanias-Lied, das es (noch) nicht ins Evangelische Gesangbuch geschafft hat, heißt „The Magi“ von Signum Regis, einer Band aus der Slowakei. Musik und Text finden sich auf YouTube:  https://www.youtube.com/watch?v=vUb6Vkh094g

Ihre Fragen 

Wir laden Sie ein zum Kontakt unter andacht.anderagger@ekir.de

ekagger.de | jth | Foto: Die drei Weisen in „Jesus von Nazareth“ (Screenshot: M. Striss, © ITC Entertainment Group)

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