Schülerinnen und Schüler des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums haben nach dem Angriff auf Israel ihre Sorgen und ihren Wunsch nach Frieden in Israel und Palästina deutlich geäußert. Rund 200 Menschen nahmen an einem bewegenden, emotionalen Friedensgebet in der evangelischen Kirche am 9. November teil. Anlass für das Friedensgegebet war das Entsetzen über das Leiden, das der Angriff auf Israel durch die Hamas am 7. Oktober ausgelöst hat.
Nicht zufällig sei das Friedensgebet am 9. November, erklärte Tom Hein, Schüler der 12. Jahrgangsstufe, in seiner Begrüßung. Er erinnerte an die Reichspogromnacht von 1938 im nationalsozialistischen Deutschland, in der jüdische Synagogen in Brand gesteckt, Geschäfte zerstört und Menschen umgebracht und verschleppt wurden. Auch heute sei es wichtig, dem Antisemitismus entgegenzutreten.
Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 11 und 12 haben sich im Religionsunterricht mit dem Nahostkonflikt auseinandergesetzt und die große Bedeutung Jerusalems in den drei abrahamitischen Religionen Christentum, Judentum und Islam kennengelernt. Sophie Kranenberg und Viktoria Harting erläuterten die Geschichte des jahrzehntelangen Konflikts.
Wie können Geschwister sich wieder vertragen? Als Emmelina Fritschle eine selbstverfasste Meditation vortrug, wurde es noch leiser in der Kirche als schon zuvor. Wenn Familienangehörige sich hoffnungslos zerstritten hätten -"ist es dann keine Familie mehr? Sie sind dann immer noch eine Familie, eine Familie, die es nicht geschafft hat, den Frieden untereinander zu bewahren. Aber sie sind immer noch eine Familie." Der Wunsch der Familienmitglieder sei klar: "Letztendlich lieben wir uns. Dann lasst uns auch Frieden wahren."
Streit und Konflikte kennt jeder Schüler, aber so ausweglos und brutal wie die Situation zurzeit in Israel ist, stellt sich die Frage, was man tun kann, um Frieden im Nahen Ostsen zu schaffen. Schulpfarrer Hans-Georg Pflümer, Lehrerin Hannelore Leon, Superintendent Michael Braun und Rafet Öztürk, Kulturreferent der türkischen Moscheegemeinde Köln, sehen eine wichtige Antwort im Gebet. Braun sagte, inzwischen seien 12000 Menschen in Israel gestorben als Folge des Überfalls der Hamas. Den jahrzehntelagen Konflikt mit den immer gleichen Mechanismen von Eskalation nannte er einen "Wahnsinn der Menschen". Das Mittel dagegen: Beten mit Mut und Maßlosigkeit. Braun. "Ich hoffe auf mehr Geschichten, in denen Menschen zusammenkommen, um in Frieden zu leben, auch wenn wir unterschiedliche Sprachen sprechen."
Braun und Pflümer bezogen sich in ihrer Ansprachen auf Psalm 122,6: „Wünscht Jerusalem Frieden! Friede und Glück komme über alle, die dich, Jerusalem, lieben!“
Rafet Öztürk bedankte sich herzlich für die Einladung und die Möglichkeit, in der Wiehler Kirche zu sprechen. Er zitierte arabische Koranverse, die er dann auf Deutsch übersetzte: "Wenn aber jemand einem Menschen das Leben bewahrt, so ist's als würde er das Leben aller bewahren (Koran, Sure 5,32)" - ein Vers, der sich ganz ähnlich im jüdischen Talmud wiederfindet: "Wer ein Menschenleben rettet, dem wird es angerechnet, als würde er die ganze Welt retten."
In ihrer Fürbitten baten Jona, Nele, Iva, Antonia und Sander, dass Gott Frieden und Sicherheit schaffen möge für Israel und die Palästinenser und ein geschwisterliches Zusammenleben von Menschen unabhängig von der Religion.
Für den musikalischen Rahmen sorgten Maria Hermann, Jonah Riske, Jakob Nagora, ihre Lehrer Annette Blecher an Orgel und Piano und Christoph Berg mit den Schulchören. Nach dem Friedensgebet klangen die Lieder noch im Ohr: "Dona nobis pacem - Herr, gib uns Deinen Frieden" und das "Shalom aleichem - Wir wünschen Frieden für alle."
www.ekagger.de | jth | Fotos: Kirchenkreis An der Agger/J.Thies