Pfarrnachwuchs, Gebäude, Klimaneutralität: „Wir machen es schön“, lautete das Motto des Vortrags von Superintendent Michael Braun. Die Leitfrage war: Wie müssen wir die evangelische Kirche gestalten, dass wir weiter gerne in unseren Gebäuden und Gemeinden sind und Neuzugezogene sich schnell bei uns wohlfühlen? Also „modern, einladend und passend“!
Stichwort Pfarrnachwuchs: Der Kirchenkreis will zeigen, dass er eine starke geistliche Heimat ist mit einem vielfältigen Glaubensleben und ein attraktiver Arbeitgeber, gerade in Zeiten des Generationenwechsels: Bis 2030 geht die Hälfte aller oberbergischen Pfarrerinnen und Pfarrer in den Ruhestand. Um zum Beispiel die Stelle für Krankenhausseelsorge attraktiv ausschreiben zu können, wurde sie jetzt zeitgemäß weiterentwickelt. Als zentrale Leitungsstelle in der Sonderseelsorge wird sie mit neuen Leitungsaufgaben versehen. Da sich Bewerber heutzutage eine Stelle aussuchen könnten, sind Pfarrhaus, eine IT-Ausstattung nach Wunsch und einen Dienstwagen selbstverständlich. Denn: "Ein Auto ist absolut wichtig auf dem Land. Wir müssen auf die Frage antworten: Warum ist es besser, bei uns Pfarrer oder Pfarrerin zu werden als in der Rheinschiene?“, sagte Superintendent Michael Braun. „Und wir müssen überlegen, was wir in unseren Pfarrstellen an Aufgaben fortführen wollen und was wir an Neuerungen haben möchten. Seien wir mutig: Machen wir es uns schön - und machen wir die Stellen attraktiv für die Bewerber", forderte Michael Braun bei diesem "aufregenden, spannenden und belastenden" Thema. "Wir haben hier auf dem Land absolut attraktive Arbeitsplätze zu bieten. Aber wir müssen die Bewerberinnen und Bewerber auch durch unsere Konzepte überzeugen."
Stichwort Gebäudekonzepte und Klimaneutralität: Bis 2027 müssen alle Kirchengemeinden und auch der Kirchenkreis eine Entscheidung treffen, welche Gebäude weiter genutzt werden oder bis 2035 aufgegeben werden. Veränderungen heiße auch bei diesem Thema nicht, das Alte war schlecht, sondern: „Wir blicken in die Zukunft“, versprach Braun. „Welche Gebäude wollen wir erhalten und so modernisieren, dass wir gerne dort sind?“ Insgesamt besitzen die Kirchengemeinden sehr viel Fläche – vieles davon noch aus dem Bauboom der Siebziger- und Achtzigerjahre. Superintendent Braun: "Wir sollten lieber heute als morgen mit einer sinnvollen Ertüchtigung der Gebäude beginnen. Wenn meine 25-Jährige Tochter heiraten möchte, frage ich mich, würde sie die Hochzeit auch im eigenen Gemeindehaus feiern wollen?" Die Gemeindehäuser müssten deswegen wie alle Gebäude ständig renoviert und weiterentwickelt werden.
In der Diskussion der Synodalen wurde deutlich: Bei der Selbstverpflichtung der rheinischen Landeskirche, bis 2035 klimaneutral zu werden, fühlen sich viele Gemeinden noch zu wenig begleitet. Die Vorgaben der Landeskirche aus Düsseldorf müssten konkretere Hilfen und Meilensteine umfassen, wurde aus dem Kreis der Synodalen gefordert. So wünschenswert das Ziel auch sei, die Vorgaben seien zu vage und nicht durchdacht. Der Synodalbeauftragte für Umwelt, Manfred Fischer, warb aber für Optimismus. „Wir müssen mit aller Kraft vorangehen und sollten versuchen, das Ziel zu realisieren. Wenn wir von Anfang an pessimistisch sind, schaffen wir es nicht.“ Pfarrerin Kirsti Greier aus Marienberghausen, warb ebenfalls für mehr tatkräftiges Anpacken: „Eine ehrliche Bilanz zu ziehen, ist ein wichtiger erster Schritt. Wo stehen wir?“ Ihre Gemeinde hat bereits seit 2019 das Umweltsiegel „Grüner Hahn“, die ökologische Transformation sieht die Gemeinde als Arbeitsschwerpunkt, bei dem auch schon die Konfirmandinnen und Konfirmanden mitmachen.
Bei der Umsetzung von Gebäudekonzepten will der Kirchenkreis auf die Expertise aus der Liegenschaftsabteilung des Verwaltungsamts setzen. Externe Beraterfirmen will der Kirchenkreis nicht in Anspruch nehmen – aus Kostengründen und weil die Kirchengemeinde ganz unterschiedlich weit sind. Die engagierten Ehrenamtlichen sollten bei aller anstehenden Arbeit, bei Bauvorhaben und Gremienarbeit nicht überfordert werden. Pfarrer Maik Sommer nannte als dankenswertes Beispiel seinen Presbyteriumsvorsitzenden Georg-Wilhelm Overbeck, der jede Woche 10 bis 15 Stunden ehrenamtlich in die Leitung der Gemeinde stecke.
Abschied von Thomas Ruffler - Dr. Oliver Cremer neuer Assessor
Stichwort Generationenwechsel und Personalveränderung: Durch den Synodenabend zogen sich Wahlen mit teils mehreren Wahlgängen. Neuer Assessor und damit stellvertretender Superintendent wird Dr. Oliver Cremer als Nachfolger von Thomas Ruffler. Der 48-Jährige ist seit 2012 Pfarrer in Rosbach (Windeck).
Zur Landessynode fährt künftig als neuer theologischer Delegierter Pfarrer Marc Platten. Stellvertreterin wurde Pfarrerin Kirsti Greier aus Marienberghausen. Neues Mitglied im Ausschuss für Mission und Ökumene wurde Pfarrer Stefan Fritsch aus Denklingen. Pfarrer Henning Strunk, Leiter des Nominierungsausschusses, dankte allen Kandidatinnen und Kandidaten, die sich zur Wahl gestellt hatten.
Aus der Synode verabschiedet wurden Gabriele Ruffler und Thomas Ruffler. Der Diakoniepfarrer und Assessor ist seit 39 Jahren Pfarrer in Klaswipper. Seinen Ruhestand hatte er drei Jahre aufgeschoben. Superintendent Michael Braun dankte seinem Stellvertreter: „Das hat mir meine ersten drei Jahre hier sehr erleichtert.“ Gabriele Ruffler ist 1986 in den Kirchenkreis gekommen. Sie arbeitete in dieser Zeit in der Krankenhausseelsorge, sowie in den Kirchengemeinden Wipperfürth und Klaswipper und als Schulpfarrerin. Am 17. Juni werden die beiden in der Kirche in Klaswipper offiziell aus dem Gemeindedienst verabschiedet. Gabriele Ruffler: „In fast 40 Jahren hat sich der Kirchenkreis sehr entwickelt.“ Als sie angefangen habe, sei sie neben Ruth Brücher aus Derschlag die einzige Frau im Pfarrkonvent gewesen. Das habe sich zum Glück sehr gebessert. „Ich wünsche Ihnen für die weitere Arbeit viel tragende Gemeinschaft, Mut und Zuversicht.“
Musikalisch wurde die Synode begleitet von Kreiskantorin Dr. Annemarie Sirrenberg; die Andacht zu Beginn hielt Pfarrer Martin Will mit einem Plädoyer für Toleranz und Vielfalt. "Staunen wir aufs Neue, wie sehr Gott Freude hat an all der bunten Vielfalt der Schöpfung. Unser Singen, unsere Stimme, unser Tun und Lassen möge davon etwas widerspiegeln."
Die Herbstsynode findet am 20. und 21. Oktober 2023 statt.
www.ekagger.de | Text: Judith Thies | Fotos: Kirchenkreis An der Agger/J.Thies; H. Hüster