Mit einem alkoholfreien Sekt stießen die fast 50 Abgeordneten aus den Kirchengemeinden am Schluss an. In monatelanger intensiver Arbeit, nach vielen Gesprächen in den Sitzungen der 57-köpfigen Arbeitsgruppe, in den Presbyterien und zwischen benachbarten Kirchengemeinden, mit den kreiskirchlichen Pfarrerinnen und Pfarrern, nach intensivem Ringen über Bedenken ist die Beschlussvorlage für die Kreissynode nun fertig.
Die Kreissynode wird am Freitag, 20. Mai, ab 17 Uhr in Oberwiehl über die nun vorliegende Pfarrstellenkonzeption 2030 entscheiden. Die Ausgangsfrage war klar: Wie schaffen wir es, unseren Auftrag als Kirche mit deutlich weniger Pfarrstellen zu erfüllen? Wie wollen wir Kirche sein, wenn wir ein Drittel weniger Pfarrerinnen und Pfarrer haben? Vorgegeben von der Landeskirche war allein die Zahl der Pfarrinnen und Pfarrer: 26 Pfarrstellen wird der Kirchenkreis im Jahr 2030 noch haben.
Die AG beschloss, dass auf Gemeindeebene wie auf Kirchenkreisebene gleichermaßen gekürzt werden soll: Nach der Beschlussvorlage sollen nun 23 Pfarrstellen auf die 24 Kirchengemeinde verteilt werden, das ist ein Rückgang um ein Drittel. Dafür wird es neue Zuschnitte von Gestaltungs-, Kooperations- und Vertretungsräumen geben müssen. Die übergemeindliche Zusammenarbeit wird noch wichtiger. Es wird Kirchengemeinden geben, die sich eine Pfarrstelle teilen.
Auf Kirchenkreisebene werden es noch drei Pfarrstellen sein, für die Bereiche Krankenhausseelsorge, Kirche auf dem Markt (Mission) und Leitung (Superintendent).
Hauptkriterium für die Verteilung der Pfarrstellen in den Gemeinden ist die Gemeindegliederzahl. Nebenkriterien sind die Gemeindefläche, die Anzahl der Gottesdienste und der Einrichtungen.
Geplante Pfarrstellenplanverteilung
Bergneustadt: 1,25 Pfarrstellen
Denklingen: 0,75 (eine Dreiviertel-Pfarrstelle)
Derschlag: 0,50 (eine halbe Pfarrstelle)
Dieringhausen-Vollmerhausen-Niederseßmar: 1 Pfarrstelle
Drabenderhöhe:- 1
Eckenhagen: 0,75
Engelskirchen: 0,5
Gummersbach: 2 Pfarrstellen
Holpe-Morsbach: 0,75 Pfarrstellen
Hülsenbusch-Kotthausen: 1 Pfarrstelle (nach bereits vollzogener Fusion von zwei Gemeinden)
Im Oberen Wiehltal: 0,5 Pfarrstelle
Klaswipper: 0,25
Lieberhausen: 0,25
Marienberghausen: 0,25
Marienhagen-Drespe: 1
Müllenbach-Marienheide: 1
Nümbrecht: 2 Pfarrstellen
Oberbantenberg-Bielstein: 1
Rosbach: 1,5
Ründeroth: 1
Waldbröl: 2
Wiedenest: 0,5
Wiehl: 1,5
Wipperfürth: 0,75
Prädikanten und Gemeindereferenten
Der Kirchenkreis will darüber hinaus durch Eingaben an die Landeskirche erreichen, dass das Warten auf eine Prädikantenausbildung verkürzt und nicht länger als sechs Monate dauern soll und dass es Änderungen beim Thema "Gemeinsames Pastorales Amt" geben soll: Unabhängig vom Umfang der kirchengemeindlichen Pfarrstelle soll eine Gemeinde mindestens eine volle Stelle eines Mitarbeitenden im GPA haben dürfen. Es sollen auch Spezialfragen angesprochen werden, wie das Thema Pfarrwahl bei Pfarrstellen mehrerer Gemeinden, die pfarramtlich verbunden sind. Hier sollen die Gemeinden gleichberechtigt wählen dürfen. Bisher kann nach geltendem Kirchenrecht nur jeweils eine Gemeinde wählen. Das müsse geändert werden, fordert die AG.
Pfarrstellenplan muss mit Leben und Aktivität gefüllt werden
Bei allem Ringen um gute Lösungen sei die Arbeitsatmosphäre bei allen Sitzungen immer fair und von großer Kollegialität geprägt gewesen, lobte Superintendent Michael Braun, der den Abend moderierte. "Ich habe mich sehr gefreut, dass es uns geschwisterlich gelungen ist, nicht gegeneinander, sondern gemeinsam Lösungen für alle zu suchen und zu finden." Er habe nie das Gefühl gehabt, dass es darum gehe, dass einzelne ihren Willen durchsetzen oder etwas für sich herausschlagen, "sondern dass wir miteinander auf dem Weg unterwegs waren und unterwegs sind, um Kirche vor Ort und in Gemeinschaft zu gestalten". Zum Ausprobieren habe die Kirche große Freiheiten. Braun: "Freiheiten können glücklich machen, wenn man Freiheit wagt."
Das Konzept sei nun erst der Anfang vom Anfang, das Startsignal: Denn wenn die Synode über das Konzept im Mai abgestimmt haben wird, dann erst beginne der spannende Teil: die Umsetzung des Pfarrstellenplans, der mit Leben und Aktivität gefüllt werden soll.
Spannende Diskussionen gebe es im K4-Raum (Bergneustadt, Derschlag, Lieberhausen, Wiedenest), vielleicht irgendwann K5 (plus Eckenhagen) und in Holpe-Morsbach und Denklingen. Die geänderten Rahmendaten könnten inspirierend sein oder lähmend, sie könnten depressiv machen oder in Bewegung setzen. Michael Braun versprach: "Wo ich kann, werde ich gerne helfen, gute Wege zu finden und zu gestalten, weil mich das für die Sache Jesu begeistert."
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www.ekagger.de | jth | Text und Fotos: Kirchenkreis An der Agger / Judith Thies