Die Evangelische Kirche im Rheinland hat einen neuen Präses. Der 50-jährige Theologe Dr. Thorsten Latzel hat das Spitzenamt als Vorsitzender der zweitgrößten deutschen Landeskirche am Samstag, 20. März 2021, für die kommenden acht Jahre übernommen. Im Januar war Latzel von der Landessynode gewählt worden.
Der WDR hat den Einführungsgottesdienst in der Düsseldorfer Johanneskirche live übertragen. In der ARD-Mediathek ist der einstündige Mitschnitt bis zum 20.3.2022 unter folgendem Link zu sehen :
Thorsten Latzel löste damit seinen Vorgänger Manfred Rekowski ab, der im Einführungsgottesdienst in der Düsseldorfer Johanneskirche in den Ruhestand verabschiedet wurde. Der 63-jährige Rekowski stand seit 2013 an der Spitze der rheinischen Kirche, die sich über Teile von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland erstreckt. Vertreter aus Politik und Kirchen hießen den neuen Präses willkommen und würdigten Rekowskis Engagement.
Ins Zentrum seiner Antrittspredigt stellte Thorsten Latzel die christliche Hoffnung, die sich auf Gott selbst gründe und sich damit von naivem Optimismus unterscheide. Diese Hoffnung sei auch mit Blick auf die Corona-Pandemie "eine der Schlüsselfragen unserer Zeit." Ein Jahr Beziehungs-Fasten habe viele Menschen erschöpft, auch ihn selbst. Er hoffe aber, dass sich durch die gemeinsam durchlebte Pandemie etwas zum Besseren verändere. Dazu gehörten eine faire Verteilung der Schulden, ein dauerhaft ökologisches Verhalten sowie ein sorgsamer und solidarischer Umgang mit allen Menschen.
„Was mir Hoffnung gibt, ist, dass Gott selbst unsere Hoffnung ist“, bekannte Präses Latzel in seiner ersten Predigt im neuen Amt, in der er sich mit der biblischen Figur des Hiob beschäftigte. Hiob, erzählt die Bibel im gleichnamigen Buch Hiob, verliert alles, hält aber anklagend und hoffend an Gott fest. „Auch wir werden – wie Hiob – keine letzte Antwort bekommen", sagte Latzel. "Nicht auf Corona. Und nicht darauf, wieso Menschen oft so Schlimmes leiden müssen. Aber wir können – wie Hiob – Gott nicht aus der Verantwortung lassen. Weil Gott selbst unsere Hoffnung ist. Deshalb wird das Leiden nicht das letzte Wort haben. Deshalb leben wir trotzig und getrost.“
Laschet zählt auf Engagement der Kirchen nach Corona-Pandemie
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte nach der Amtseinführung, Thorsten Latzel sei "bestens gerüstet" für sein neues Amt. Als Direktor der Evangelischen Akademie in Frankfurt habe der Theologe wegen der Corona-Pandemie neue Wege gehen müssen, damit Kirche zu den Menschen kommen könne. "Und das ist eine Frage, die sich eine Landekirche immer wieder stellen muss." Grade auch mit Blick auf die Corona-Pandemie baue er auf das Engagement der Kirchen, sagte Laschet. Wenn jeder nur auf sich schaue, werde die Gesellschaft aggressiv und drohe, in viele Einzelteile zu zerfallen. Hier spielten die Kirchen eine große Rolle.
Für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) gratulierte der Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm dem neuen Präses: "Ihr Herzensanliegen ist es, Kirche bei den Menschen zu sein, zu fragen, was sie von ihrer Kirche brauchen. Und dabei immer wieder 'selbst zum Ohr zu werden' in der Nachfolge Jesu." Er wünsche Thorsten Latzel, dass ihm das als Präses gelinge.
Henning Boecker Mitglied der Kirchenleitung
Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki sagte, er habe Rekowski in den vergangenen Jahren schätzen gelernt: "Ich habe Sie immer als ehrlichen und aufrichtigen Christenmenschen und offenen Partner in der Ökumene erlebt." Thorsten Latzel lud er ein, als Kirchen gemeinsam in ethischen Fragen zu sprechen und die jahrzehntelange Tradition gemeinsamer ökumenischer Vespern zu Beginn der Adventszeit und zu Anfang der Passionszeit fortzusetzen.
Neben Thorsten Latzel wurden auch Henrike Tetz und Henning Boecker in ihre Ämter als neue Mitglieder der Kirchenleitung eingeführt: Henrike Tetz als Leiterin der Abteilung Erziehung und Bildung, Henning Boecker als Leiter der Abteilung Finanzen. Zudem traten fünf nebenamtliche Mitglieder ihre neuen Kirchenleitungsämter an. Henning Boecker ist im Kirchenkreis An der Agger wohlbekannt: Er begleitet als Vertreter der Landeskirche die Kreissynoden.
Verabschiedet wurden neben Rekowski auch Oberkirchenrat Bernd Baucks als Leiter der Abteilung Finanzen und weitere nebenamtliche Kirchenleitungsmitglieder. Vizepräses Christoph Pistorius würdigte die Arbeit der scheidenden Mitglieder: Alle hätten ihre Ämter stets zum Wohle der Kirche wahrgenommen.
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