KREISSYNODE Der Kirchenkreis sieht Exnovation als Chance

| Bildung & öffentliche Verantwortung

Der Kirchenkreis mit seinen 21 Kirchengemeinden steht vor wichtigen Veränderungen bei Personal, Gebäuden und Strukturen. Mit dieser Herausforderung setzte sich die Synode zwei Tage lang auseinander. 

Die Synode des Kirchenkreises An der Agger hat sich in Drabenderhöhe mit dem Thema "Exnovation" auseinandergesetzt. Es gilt, "Prozesse zu Ende bringen, um Neues zu beginnen". Darüber gab es am Freitagabend einen Impulsvortrag von Almut Meyer zu Schwabedissen. Die Expertin für Veränderungsprozesse bei der Consultingfirma Wechselwerk unterstützt Organisationen bei Transformationsprozessen, das heißt dem gezielten Loslassen nicht mehr wirksamer Strukturen (Exnovation) mit dem Ziel einer  nachhaltigen Entwicklung. 

In allen Kirchengemeinden und im Kirchenkreis gibt es aufgrund der Finanzlage und der sinkenden Mitgliederzahlen die Notwendigkeit zu Veränderungen bei Gebäuden, Personal, Angeboten und Strukturen. Die Referentin machte Mut, diese Prozesse aktiv anzugehen und  sie transparent zu machen, also alle Beteiligten ehrlich zu informieren. Bei Beendigungsprozessen -  wie der Aufgabe von identitätsstiftenden Gebäuden, Gruppen oder Veranstaltungen ­- sollte man dem Abschiedsschmerz einen Raum geben und Abschiedsrituale pflegen.

"Sie haben alle mit diesen Prozessen schon eine Menge Erfahrung - beruflich und privat. Sie haben es bisher nur nicht Exnovation genannt", sagte Almut Meyer zu Schwabedissen in ihrem lebendigen Vortrag. "Ich möchte Ihnen helfen, Ihre Veränderungen als strategische Prozesse anzugehen." Exnovation in den Gemeinden biete die Chance, Ressourcen  wie Personal, Ehrenamtliches Engagement und Geld  für etwas Neues zu nutzen. 

Eine Variante der Exnovation sei "selektives Fortführen" dessen, was wichtig ist. "Können wir davon weniger machen? Können wir etwas zum Beispiel Gruppen oder Chöre zusammenlegen?" Exnovation heiße nicht immer Beendigung, sondern manchmal auch Pausieren oder Dinge wortwörtlich in andere Räume zu bringen. 
In sechs Arbeitsgruppen arbeiteten die Synodalen am Samstagvormittag konkret an typischen Aufgaben: Personalwechsel nach Stellenreduktion, Fusion zweier Gemeinden, Gruppen und Kreise beenden, Aufgabe von Gebäuden und Zusammenarbeit nach Neustart wie im Fall des Bevollmächtigtenausschusses (BVA) An der Wipper, der zeitweise das aufgelöste Presbyterium ersetzte und weitreichende Entscheidungen treffen musste. 

Um Exnovation als persönliche Aufgabe ging es in einem Workshop von Vikarin Dr. Judith Fresen. Die Diplom-Psychologin berichtete eingangs von ihrem Berufswechsel aus persönlichen Beweggründen. Exnovation kennt keine Heldengeschichten, sagte Referentin Almut Meyer zu Schwabedissen. Aber warum eigentlich nicht? Pfarrerin Kirsti Greier sagte: "Man möchte ja die sein, die etwas Neues gemacht hat, nicht die, die etwas beendet hat. Wie kriegt man das hin, dass das positiv gesehen wird?"
In den Workshops am Samstagmorgen probierten die Synodalen aus den 21 Kirchengemeinden sechs Methoden aus, um  Veränderungsprozesse steuern zu können: wie Proaktives Beenden, Nein-Sagen-lernen als Teamfähigkeit, das KO-Kriterium, die Barriereanalyse, Startfish-Methode mit den fünf Kategorien Start doing, Stop doing, Less of, More of und Keep doing sowie schlussendlich die Danke-und-Tschüss-Methode für einen wertschätzenden Abschied von einer Phase, einem Projekt oder einem Prozess. Leitfrage bei allen Prozessüberprüfungen sollte sein: "Stützt das unsere Werte und unseren Glauben?" 

Grußworte sprachen bei der Synode am Freitagabend der Wiehler Bürgermeister Ulrich Stücker und am Samstagmorgen der neue Landrat Klaus Grootens. Den Begriff Exnovation haben beide erst durch die Einladung zur Synode kennengelernt, die Abläufe, Schwierigkeiten und Chancen dahinter sind ihnen jedoch bestens bekannt. "Exnovation - da gehört auch Mut dazu", sagte Stücker. "Mein Angebot: Binden Sie uns in Ihre Überlegungen mit ein, damit wir gemeinsam planen und gemeinsam Wege gehen können." Landrat Klaus Grootens war zuletzt 2021 als Kreisdirektor zu Gast in der Kreissynode gewesen. Die Coronazeit, sagten der Landrat, habe gelehrt, dass es am besten ist, als Kreis und Kirche gemeinsam über Dinge zu reden und das Beste daraus zu machen. In einer Zeit, in der alles immer schnell gehen müsse, sei auch "besonnenes Bedenken" wichtig. 

Einladen zum Glauben

Superintendent Pfarrer Michael Braun sprach in seinem Superintendentenbericht zum Abschluss der Synode von einem bewegten Jahr. Die rheinische Landessynode habe im Januar eine schwierige Sparsynode vor sich, eine Herausforderung, die der Kirchenkreis An der Agger schon im Mai bewältigt habe. Braun  sprach von schwierigen Spardebatten, aber auch von geglückten Pfarrstellenbesetzungen und  Zukunftsvisionen für eine Kirche in Vielfalt und Gemeinschaft. 2026 erwarte den Kirchenkreis die nächste Pensionierungswelle. Mut, Offenheit und gemeinsamer Glaube, ein respektvoller Umgang trügen den Kirchenkreis auch in Konflikten. Er freue sich, dass die Zahlen der Gottesdienstbesuche wieder gestiegen seien. Der Fokus bleibe auf Jesus Christus: Einladen zum Glauben und  miteinander Kirche sein. 

Mehr Zeit für Erprobungsräume 


Pfarrerin Anneke Ihlenfeldt (Pfarrstelle Auf dem Markt) und Pfarrer Maik Sommer warben für einen Antrag des Kreissynodalvorstands an die Landeskirche, eine Stabsstelle für Erprobungsräume einzurichten, um neue Projekte wissenschaftlich begleiten zu können und den Gedanken an Innovation und Exnovation "in der DNA der Kirche" zu verankern. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. 

Gast der Synode war Sven Herzberg, Geschäftsführer der "Diakonie vor Ort" gGmbH. Er  berichtete von der geplanten Fusion der "Diakonie vor Ort" mit den den Evangelischen Altenheimen An der Agger (ehemals Gummersbach und Bergneustadt) zur "Diakonie in der Region". Im August 2026 soll die Fusion vollzogen werden, um so die Diakonie noch sichtbarer zu machen. 

Begonnen hatte die Kreissynode am Freitagabend in der evangelischen Kirche mit einem Abendmahlsgottesdienst , der von Assessor Dr. Oliver Cremer und Pfarrer Gernot Ratajek-Greier geleitet und von Kreiskantorin Dr. Annemarie Sirrenberg an der Orgel begleitet wurde. 
Zum Vormerken: Nächstes Jahr trifft sich die Kreissynode am 12. Juni 2026 in Engelskirchen und  am 6. und 7. November 2026 in Nümbrecht. 

www.ekagger.de | jth | Text: Judith Thies | Fotos: Kirchenkreis An der Agger/Vera Marzinski 

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Superintendent Michael Braun begrüßte die mehr als 100 Synodalen aus den Kirchengemeinden und Einrichtungen im evangelischen Gemeindehaus Drabenderhöhe.
Bürgermeister Ulrich Stücker bot eine Zusammenarbeit an: "Sprechen Sie mit uns über Ihre Pläne, wir schaffen das gemeinsam."
Referentin Almut Meyer zu Schwabedissen erklärte, was es mit den Begriffen Exnovation und Innovation auf sich hat.
Den Abendsegen sprach Kreisdechant Christoph Bersch in ökumenischer Verbundenheit.
Am Samstagmorgen hielt Landrat Klaus Grootens ein Grußwort. 2021 war er als Kreisdirektor zu Gast auf der Synode.
Thomas Hildner gab einen Finanzbericht zwischen den Haushaltsberatungen.
Die Synode ist das oberste Entscheidungsgremium des Kirchenkreises.
Den Abendsmahlsgottesdienst hatte Assessor Dr. Oliver Cremer, stellvertretender Superintendent, gehalten.
Über Beratungsangebote für Gemeinden informierte Dr. Dennis Schönberger, Prädikant und Mitglied des Ausschusses für Theologie.
Vom Fortschritt auf dem Weg zur neuen "Diakonie in der Region gGmbH" berichtete Geschäftsführer Sven Herzberg.
Pfarrerin Anneke Ihlenfeldt und Pfarrer Maik Sommer machten sich stark für das erfolgreiche Modell der Erprobungsräume in der rheinischen Kirche.
Pfarrer Martin Will aus Eckenhagen verabschiedete sich von der Kreissynode. Er geht nächstes Jahr in den Ruhestand.
In Arbeitsgruppen wurde intensiv zum Thema "Exnovation - Prozesse beenden" gearbeitet. Wie kann man notwendige Änderungen in der Kirchengemeinde angehen und Dinge auch erfolgreich zu Ende bringen.
Die Synodalen nahmen sehr viele Anregungen zum Weiterarbeiten in den Gemeinden mit nach Hause. Die nächste Sommersynode ist in Engelskirchen.