PASSIONSZEIT Ökumenischer Foto-Kreuzweg in der Culturkirche Oberberg: Kreuzphänomene  sind überall

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​​​​​​​Der Fotograf Bernard Langerock hat die 14 Stationen des Kreuzweg Jesu  und die Auferstehung fotografisch interpretiert. Bei einer ökumenischen Abendandacht gab es eine gelungene Kombination von Bild, Musik und Texten, gelesen von Kreisdechant Christoph Bersch und Superintendent Michael Braun.

Zum dritten Mal haben die evangelische und die katholische Kirche im Oberbergischen gemeinsam zu einem Kreuzweg mit Wort, Musik und Bild eingeladen. Die Besucher des meditativen Abends machten sich gleichsam mit Jesu auf den Weg. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen 15 Fotografien des Düsseldorfer Künstlers Bernard Langerock. Er fotografiert Kreuzformen, die ihm zufällig in den Blick gekommen sind – in Deutschland, Schweiz, China und Israel. Aus seiner umfangreichen Sammlung hat er 15 Arbeiten für den Fotokreuzweg ausgewählt.

Die Fotos liegen noch bis nach Ostern in der Culturkirche Oberberg auf große weiße Kissen drapiert auf dem Boden. Der Betrachter beugt sich hinunter, um sie genau anzusehen. Diese demütige Haltung des Betrachtenden ist beabsichtigt, sagte Bernard Langerock.  Aus der jahrelangen Sammelleidenschaft des Fotografen ist einer der wenigen Kreuzwege entstanden, dessen Stationen durch das Medium Fotografie veranschaulicht werden.

Zu sehen sind in der Culturkirche in Osberghausen Kreuzphänomene aller Art: zum Beispiel Kreuzspuren auf der bemoosten Oberfläche eines Stromkastens, eine Kreuzreflexion auf dem Lack einer buddhistischen Klostertür, ein geformtes Objekt aus Alufolie, das an Jesus am Kreuz denken lässt, oder ein Detail aus der Klagemauer in Jerusalem. Für Bernard Langerock ist das Kreuz im christlichen Kontext ein Ausdruck der Gemeinschaft der Gläubigen, das sowohl trennt als auch bündelt. Seine Fotografien drücken Spiritualität neu aus.

Assoziative und meditative Texte zu jedem Bild hat der Kunsthistoriker und Theologe Kurt-Peter Gertz geschrieben. „Erdungskreuz – abnahme – aufnahme – mein hoffen“, beginnt beispielsweise der Text über die dreizehnte Station „Jesus wird vom Kreuz abgenommen und seiner Mutter in den Schoß gelegt“.  Kreisdechant Christoph Bersch und Superintendent Michael Braun trugen die Meditationstexte und Gebete abwechselnd vor. Die fünfte Station „Simon hilft Jesus sein Kreuz zu tragen“ ist eine Aufforderung und Zusage: „Es wird immer Simons geben, einzeln oder als Klassen.“

Drei musikalische Ur-Aufführungen 

Drei musikalische Uraufführungen präsentierten Violinist Alexander Lifland, Mitglied des Beethoven-Orchesters Bonn, und Cellist Yotam Baruch, der unter anderem für das West-Eastern Divan Orchester gespielt hat. Der Theologe und Komponist Gunther Fleischer hat 2024 eigens für den Fotokreuzweg drei Stücke komponiert: Das Stück „Furor“ über den Aufruhr der Menge, die Jesu Kreuzigung verlangt, „Via Crucis“ über den Leidensweg Jesu nach Golgatha und „Méditation élégiaque“, eine Totenklage zu Jesu Sterben am Kreuz. Evangelische klassische Passionsmusik kommt mit zwei Stücken von Johann Sebastian Bach vor. Zur Auferstehungsstation erklingt wieder ein Stück von Gunther Fleischer, aus der Klage wird ein Tanz, die Hoffnung auf die Auferstehung blüht kurz auf.

Wer in der Passionszeit und Osterzeit Spiritualität sucht, wird in der Culturkirche Oberberg fündig. Es lohnt sich, die Bilder des Fotokreuzwegs länger zu betrachten. „Ich habe persönlich viel mitgenommen aus den Bildern und Texten“, sagte Superintendent Michael Braun. Wer die Bilder gesehen hat, wird neu aufmerksam: Kreuzphänomene  sind überall. 

Diakon Patrick Oetterer, Künstlerseelsorger des Erzbistums Köln, und Leiter der Culturkirche Oberberg, vermittelt Führungen oder schließt die Kirchentür auf. Kontakt: info@~@culturkirche-oberberg.de und 01520 1642051.

www.ekagger.de | jth | Text: Judith Thies | Fotos: Kirchenkreis An der Agger / J. Thies 

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Station IV: Jesus begegnet seiner Mutter: liebes-kreuz, er und sie, blutsverwandt, mein mitleid. Das Foto zeigt ein blutrotes Kreuz, das sich aus Überlandleitungen bildet.
Meditative Texte zu den einzeln projezierten Bildern lasen Michael Braun (links) und Christoph Bersch.
Alexander Lifland (li, Violine) und Dr. Yoram Baruch (Violoncello) begleiteten die Abendandacht musikalisch. Zu Jesu Sterben am Kreuz erklang eine Totenklage. Den Noten ist ein hebräischer Text unterlegt: "Mein Gott, Gott, warum, wozu hast Du mich verlassen?" Psalm 22,2.
In der Culturkirche Oberberg in Engelskirchen-Osberghausen sind die 15 Fotografien noch bis nach Ostern zu sehen.
Ökumenisch auf dem Weg: Christoph Bersch (v.li.), Alexander Lifland (Violine), Dr. Gunther Fleischer, Dr. Yotam Baruch (Cello), Bernard Langerock, Patrick Oetterer und Michael Braun.