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25.11. Tag gegen Gewalt an Frauen

  • Diakonie

"Haus für Alle" ist eine wichtige Anlaufstelle für Frauen, die von Gewalt betroffen sind

Auch in der Familienberatungsstelle "Haus für Alle" des Kirchenkreises An der Agger berichten Frauen, Opfer von häuslicher Gewalt geworden zu sein. Manchmal kommen diese Frauen erst, wenn Kinder in Obhut genommen wurden, aufgrund der häuslichen Gewalt und der damit einhergehenden möglichen Kindeswohlgefährdung.

Diplom Psychologin Dunja Kutzschbach, Leiterin des Hauses für Alle, erinnert sich gut an einen ihrer ersten Fälle vor sieben Jahren, als deutlich wurde, dass die beiden Kinder im Grundschulalter nicht mehr sicher waren vor den Übergriffen des Kindsvaters. Die Mutter konnte ihre Kinder nicht mehr genügend schützen.

"Zum Glück konnte damals schnell ein Platz in einem Frauenhaus im Oberbergischen Kreis gefunden werden", erzählt Dunja Kutzschbach. Die Mutter ging direkt von der Beratungsstelle ins Frauenhaus. Kutzschbach: "Dies ist leider aufgrund der steigenden Fälle heute etwas anders." Das Haus für Alle ist die Beratungsstelle für Erziehungs-, Familien-, Ehe- und Lebensfragen. Es ist zudem Fachstelle für Beratung bei sexualisierter Gewalt. 

Frauen müssen besser vor Häuslicher Gewalt geschützt werden. Deshalb unterstützt die Diakonie "Kirchenkreis An der Agger" die Forderung der landesweiten Diakonie Rheinland-Westfallen-Lippe (RWL), das geplante Gewalthilfegesetz auf Bundesebene mit einem Anspruch auf Schutz und Beratung endlich umzusetzen und auskömmlich zu finanzieren.

„Wir müssen alles dafür tun, dass Gewalt an Frauen verhindert und bekämpft wird“, sagt Christian Heine-Göttelmann, Vorstand der Diakonie RWL. „Außerdem müssen Betroffene schnell und unkompliziert Schutz und Unterstützung bekommen.“ Grundlage dafür seien ausreichend Plätze in Frauenhäusern sowie genug Personal für qualifizierte Angebote in den Beratungsstellen.

Plätze in Frauenhäusern fehlen

Nach Ansicht von Expert*innen fehlen bundesweit rund 14.000 Plätze in Frauenhäusern, auch Beratungsstellen sind chronisch überlastet. Mit dem von der Bundesregierung geplanten Gewalthilfegesetz könnte die Finanzierung der zusätzlichen Plätze und Einrichtungen gedeckt werden.

Aktuell müssen hilfesuchende Frauen zum Teil mehrere Wochen auf einen Termin für ein Erstgespräch warten. Besonders in ländlichen Regionen sei die Lage für betroffene Frauen teils unerträglich. „Manche Frauen verlieren während dieser langen Wartezeit den Mut, überhaupt eine Beratungsstelle aufzusuchen“, so Christian Heine-Göttelmann.

Derzeit ist die Finanzierung der Frauenhäuser in den Bundesländern unterschiedlich. Wegen der schlechten Haushaltssituation in NRW könnte es sein, dass dort zum Jahresende Frauenhäuser und Beratungsstellen schließen müssen. Die Diakonie RWL macht sich daher für eine bundesweit einheitliche und verlässliche Finanzierung stark mit dem Ziel, den tatsächlichen Bedarf an Beratung, Hilfen und Schutzplätzen in Städten und auf dem Land sicherzustellen. Heine-Göttelmann: „Wir fordern eine auskömmliche und verlässliche Finanzierung der Fraueninfrastruktur, die nicht auf Trägereigenmittel angewiesen ist und im Gutdünken von finanziellen Lagen und Interessen der Bundesländer liegt.“

Keine Privatsache

Häusliche Gewalt an Frauen ist keine Privatsache, sondern muss endlich als gravierendes gesellschaftliches, aber auch als wirtschaftliches Problem anerkannt werden. Der wirtschaftliche „Schaden“ durch Gewalt an Frauen liegt laut Schätzungen jährlich in Milliardenhöhe. Hohe Folgekosten entstehen beispielsweise durch Intervention, medizinische Versorgung, Krankenhausaufenthalte, therapeutische Behandlung oder Arbeitsunfähigkeit. Christian Heine-Göttelmann mahnt an: „Wir brauchen eine gesamtpolitische Strategie, um Gewalt an Frauen zu bekämpfen. Dafür ist die Zusammenarbeit aller Verantwortlichen in staatlichen und nicht-staatlichen Institutionen erforderlich.“

Info: Der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen erinnert am 25. November eines jeden Jahres daran, dass Frauenrechte weltweit nicht selbstverständlich sind. Deutschland hat sich mit der sogenannten Istanbul-Konvention dazu verpflichtet, auf staatlicher Ebene alles dafür zu tun, dass Gewalt an Frauen verhindert und bekämpft wird und Betroffene Schutz und Unterstützung bekommen.

256.276 Menschen in Deutschland wurden im Jahr 2023 Opfer Häuslicher Gewalt – 70,5 Prozent davon sind weiblich. Die meisten Opfer waren von Partnerschaftsgewalt betroffen (167.865 Personen), darunter 132.966 Frauen.

Die Tötung von Frauen im Kontext geschlechtsspezifischer Macht-, Kontroll- und Hierarchieverhältnisse (Femizid) ist von 2022 bis 2023 von 133 auf 155 gestiegen. (Quelle: BKA Lagebild Häusliche Gewalt 2023).

www.ekagger.de | jth | Foto: Christian Büscher / Kirchenkreis An der Agger 

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Das Team des Hauses für Alle ist für alle Fragen zur Lebens- und Familienberatung für Sie da.