Auf der Kreissynode des Kirchenkreises An der Agger hat Superintendent Michael Braun dazu aufgerufen, sich an der Demonstration am Mittwoch, 13.11.2024, in Düsseldorf zu beteiligen. Die Diakonie des Kirchenkreises wäre direkt und indirekt von den geplanten Kürzungen betroffen. Die Beratungsstelle Haus für Alle und die Beratungsstelle für Schuldner- und Insolvenzfragen in Waldbröl, die Fachberatung Kindertagesstätten und Mitarbeitende aus Kindertagesstätten in Trägerschaft des Kirchenkreises werden nach Düsseldorf fahren, um dort von 12.05 Uhr bis 14 Uhr an der Kundgebung auf den Rheinwiesen (zwischen Rheinkniebrücke und Oberkasseler Brücke) zu demonstrieren. Die Kundgebung endet um 14 Uhr. Wegen der erwarteten sehr hohen Teilnehmerzahl fällt die geplante Demonstration vom Hauptbahnhof zum Landtag aus.
Die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Oberbergischer Kreis, bestehend aus AWO, Caritas, die Paritätische, Diakonie und DRK, beteiligen sich mit mehreren hundert Mitarbeitern/innen sowie Eltern an dieser Demo.
Der Haushaltsentwurf 2025 der Landesregierung sieht Kürzungen bei vielen sozialen Diensten und Angeboten in Höhe von 83 Millionen Euro vor. Kristina Schüttler, Leiterin der Beratungsstelle für Schuldner- und Insolvenzberatung des Kirchenkreises hat heute an die oberbergischen Landtagsabgeordneten Bodo Löttgen, Christian Berger und Marc Zimmermann geschrieben, um zu erklären, warum die Schuldnerberatungen im Oberbergischen die "Fachberatung Schuldnerberatung" dringend brauchen, die unmittelbar von der Kürzung betroffen wäre. Kristina Schüttler hat die Abgeordneten eingeladen, sich die Arbeit vor Ort anzusehen, um zu verstehen, was die Kürzungen in ihrem Wahlkreis direkt bedeuten würden.
Brief der Schuldnerberatung der Diakonie im Wortlaut
"Betreff: Gefährdung der Arbeit der Schuldnerberatungsstellen im OBK
Sehr geehrter Herr Berger,
sehr geehrter Herr Löttgen,
sehr geehrter Herr Zimmermann,
mein Name ist Kristina Schüttler, ich leite die Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle der Diakonie des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger und bin zudem stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Fachverbandes Schuldnerberatung der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe.
Ich schreibe Sie an, da Sie im Dezember als Mandatsträger abstimmen werden, in welchem Umfang die drei Beratungsstellen der AWO, der Caritas und unserer Diakonie "Kirchenkreis An der Agger" im Oberbergischen auf das Angebot der Fachberatung Schuldnerberatung in Zukunft noch zurückgreifen können.
Denn der Haushaltsentwurf 2025 der Landesregierung sieht ab dem 01.01.2025 eine komplette Streichung der Mittel für eine Fachberatung für die Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen vor. Diese Ersparnis würde für den Gesamthaushalt lediglich ca. 200.000 € ausmachen.
Wenn diese Fachberatung wegfallen würde, dann müssten sich die gut 200 anerkannten gemeinnützigen Beratungsstellen in NRW jeweils eigenständig die notwendigen Informationen beschaffen und Fortbildungen organisieren. Das kann nur auf Kosten wertvoller Ressourcen gelingen, die für die Fallarbeit vor Ort fehlen würden. Wir glauben als BeraterInnen vor Ort noch nicht, dass die Politik in NRW dies will.
Wenn doch, dann schwächt sie uns als örtliche Schuldnerberatung, mit allen absehbaren Folgen für die eigentlich Betroffenen dieser Spar-Politik: den überschuldeten Menschen.
Dies wäre sehr bedauerlich, da wir hier im Kreisgebiet dank der stabilen und engagierten Förderung durch den Oberbergischen Kreis eine hervorragende Arbeit gewährleisten können. Laut dem 'Schuldenatlas Deutschland' der Creditreform betrug die Überschuldungsquote im gesamten Oberbergischen Kreis im Jahr noch 10,23 Prozent, im Jahr 2023 lag sie nur noch bei 7,92 Prozent.
Falls die Fachberatung ihre Arbeit beenden müsste, stehen folgende konkrete Fragen für die Träger der Schuldnerberatungsstellen im Raum, die ich Ihnen als Mandatsträger stellen möchte:
In NRW wurde eine vorbildliche Struktur geschaffen, welche einen verbandsübergreifenden Austausch mit dem Ministerium gewährleistet, um Fragestellungen der Schuldnerberatung z.B. in Gesetzgebungsverfahren sowie der Anerkennung der Förderrichtlinien etc. zu bearbeiten. Wie soll diese Arbeit in Zukunft gewährleistet sein? Wie kann zukünftig ein verbandsübergreifender Austausch mit dem Ministerium gewährleistet werden?
Fachberatung entwickelt verbandsübergreifende gemeinsame Qualitätsstandards für Schuldner- und Insolvenzberatung. Dies ist kein statischer, sondern dynamischer Prozess, welcher fortlaufend an die sich verändernde sozio-ökonomischen Bedingungen angepasst werden muss. Wer sichert zukünftig diese Qualität in der Schuldnerberatung?
Wie wollen Sie die Organisation und Durchführung von notwendigen und vielfältigen Aus- und Fortbildungsveranstaltungen sowie Fachtagen gewährleisten, damit die Beratungsstellen den Förderungsrichtlinien entsprechen?
Wie wollen Sie sicherstellen, dass bei immer wieder vorkommenden komplexen Fallkonstellationen eine fachliche und gesicherte Beratung der Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen gewährleistet ist?
Die Fachberatung Schuldnerberatung organisiert und arbeitet in unterschiedlichen Netzwerken für Armut, Überschuldung und Prävention und liefert Schnittstellen zur Bundesebene. Wie wird diese Aufgabe zukünftig sichergestellt?
Ich möchte Sie daher eindringlich bitten, die geplanten Kürzungen zu überdenken und alternative Wege zu finden, um die finanzielle Stabilität des Landes zu gewährleisten, ohne die Arbeit der Schuldnerberatungen im Oberbergischen Kreis zu gefährden.
Auch möchte ich Sie herzlich einladen, eventuelle Fragen bei einem Besuch vor Ort zu klären und unsere Arbeit kennenzulernen."
MEDIENECHO
"Fünf vor Zwölf": Großdemo in Düsseldorf, Oberberg Aktuell (12.11.2024)
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