Herr Söhn, Sie haben vier Aufsätze zur Kirchengeschichte der Reichsherrschaft Homburg veröffentlicht. Wie kamen Sie dazu?
Alle vier Aufsätze gehen auf weiter ausgearbeitete Vorträge vor verschiedenen Kreisen zurück. Und dieser Vortragsstil ist beibehalten. Der Anfang liegt über 20 Jahre zurück, als wir als Gruppe Ehrenamtlicher mit Kirchenführungen in Nümbrecht begannen und gefragt wurden, was wissen wir überhaupt? Zu der Zeit hatte ich bereits seit vielen Jahren heimatgeschichtlich und genealogisch gearbeitet und auch veröffentlicht, so zeigten alle Finger auf mich. Mit der Antwortsuche wuchs das erste Kapitel: „Fraget nach den Wegen der Väter! – Die Kirche zu Nümbrecht als Ort der Erinnerung.“ Kirchengeschichtliches verwob sich dabei eng mit Heimatgeschichtlichem. Beides ist nicht trennbar.
An wen richtet sich Ihr Buch?
An Menschen aus dem Oberbergischen, die mehr über ihre Wurzeln erfahren möchten, aber durchaus auch an Fachpublikum. Aus diesem Kreis kam schließlich der Anstoß, die Reformationsgeschichte des Homburgischen neu aufzuarbeiten.
Vielen Menschen sind geschichtliche Zusammenhänge und auch bestimmte Fachbegriffe nicht vertraut. Wie gehen Sie damit um?
Wo mir solche nicht allgemein vorauszusetzenden Begriffe aufgefallen sind, habe ich sie erklärt. Das Buch enthält an solchen Stellen Kästen mit Hintergrund-Informationen, die Begriffe und Zusammenhänge erläutern, solche wie "Konchen" im Baulichen oder "Kryptokalvinisten" in der geistlichen Entwicklung. Wer sie kennt, überspringt diese Passagen einfach.
Wie sind Sie bei der Arbeit vorgegangen?
Die bestehende Literatur war auszuwerten - ohne sie abzuschreiben, dabei manche Unstimmigkeit zu glätten. Aufwendig war das Erschließen der Primärquellen, also Archivmaterialien, schon der schieren Menge halber. Alleine für das letzte Kapitel („Homburger Pastoren vor Einsetzen der Kirchenbücher“) waren rund 800 Seiten Akten aus der Zeit zwischen 1590 und 1730 zu sichten.
Gab es etwas, das Sie überrascht hat?
In erster Linie habe ich selbst sehr, sehr viel gelernt und dabei manches neu einordnen müssen. Das ist besonders spannend, wenn eigene Vorfahren betroffen sind. Überraschungen gab es auch, etwa wenn die eigentlich mehrfach veröffentlichte Lebensgeschichte Johannes Schnabels, später Pfarrer in Marienhagen, an wesentlichen Stellen neu aufzurollen war. Und nicht nur der, der die Literatur zur Homburger Geschichte kennt, wird immer wieder in Situationen hineinversetzt, die manches Heutige, manchen Umgang miteinander als déjà-vu erscheinen lassen - hat sich der Mensch eigentlich nicht verändert?
In der homburgischen Geschichte begegnen uns viele Brüche und Belastungen. Einige davon setzten und setzen sich fort bis in unsere Zeit. Manchmal ähneln sich dabei Streitpositionen über die Zeit hinweg, ohne dass wir merken, dass wir uns wieder einmal auf ausgetretenen Pfaden bewegen. Manche der Kämpfe, die wir heute austragen, haben wir ganz ähnlich schon einmal hinter uns. Das zu sehen, ist bedenkenswert. Machen Sie sich ein eigenes Bild! Dazu lade ich Sie herzlich ein.
Die Fragen stellte Frank-Michael Rommert.
Buchtipp
"Dies und das aus der Homburger Kirchengeschichte. Vier Einladungen, unsere Kirchengeschichte besser zu verstehen." 446 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Gummersbach: Rommert Verlag 2024; ISBN 978-3-941276-10-9, Preis: 29,90 Euro
www.ekagger.de | jth | Fotos: Ada Rommert, Frank-Michael Rommert