Die Sonne kitzelt unsere Gesichter und es wird Zeit für Veränderungen. Schmutzige Fenster und ein unaufgeräumtes Zuhause passen einfach nicht zur aufgeblühten Stimmung. Im Internet können wir Ordnungsfans dabei zuschauen, wie sie aufräumen – fast schon wie eine Art Religion. Das geht vielleicht ein bisschen zu weit, aber ich glaube, dass Aufräumen auch etwas mit uns selbst zu tun hat, wenn wir es bewusst tun.
Jesus hat mit vielem aufgeräumt. Ein einziges Mal ist er dabei so richtig wütend geworden, das war kurz vor den Ereignissen rund um das Osterfest. Er wollte in den Tempel gehen, um zu beten, doch dort entdeckte er ein heilloses Durcheinander. Kaum zu glauben, dass es im Haus Gottes eher aussieht wie auf einem Viehmarkt. Jesus hat kräftig aufgeräumt und damit erstmal mehr Chaos verursacht, als vorher war. Auch das kennt man ja vom Aufräumen: Wenn Dinge gründlich sortiert werden, sieht es zunächst noch unordentlicher aus. Aber nach dem Aussortieren von unnötigem Ballast, findet dann alles seinen Platz. In der Tempelreinigungsgeschichte schafft das Chaos letzten Endes Ruhe und Klarheit.
Jesus lüftet ordentlich durch
Genau besehen hat Jesus auch vorher schon aufgeräumt. Er lüftet ordentlich durch und stellt gewohnte Vorstellungen auf den Kopf. Jesus begegnet den Frauen in seiner Umgebung auf Augenhöhe, isst gemeinsam mit Zöllnern und Prostituierten, macht misstrauisch beäugte Fremde zum Vorbild, verwundert Gelehrte wie Handwerker durch seine Antworten und regt Militärs wie Kinder zum Nachdenken an. Und das sind nur einige wenige Beispiele seines Aufräumens in den Köpfen und in der Gesellschaft.
Solches Großreinemachen ist derzeit dringend mal wieder nötig. Die vergangenen Wochen haben gezeigt, wie schnell unerwünschte Gedanken und Einstellungen um sich greifen können, wenn wir ihnen keinen Einhalt gebieten. Unsere Landessynode findet dafür klare Worte: „Die politischen Grundsätze der AfD sind nicht vereinbar mit den Grundwerten der Evangelischen Kirche im Rheinland“ heißt es in der dort beschlossenen Erklärung. Aufgabe von Kirche sei es, „genau zu hören, Sorgen und Ängste wahrzunehmen, aber klar zu widersprechen, wenn Intoleranz und Hass das Gespräch bestimmen“.
Das entscheidende Kriterium: Ist Liebe dabei?
Bei dieser Art von Ausmisten kann die Jahreslosung das entscheidende Kriterium liefern: Ist Liebe dabei? Wenn nicht, dann bitte entrümpeln. Das tut nicht nur uns selbst gut, sondern auch der Gesellschaft. Mit jedem Schritt, jedem klärenden Gespräch und jeder klaren Standpunktsetzung sortieren sich die Dinge, der Kopf wird freier.
Ostern haben wir dann auch wieder Platz für Freude, Lachen, Leben und Süßes.
Ein guter Grund, das Frühjahr noch mehr zu lieben als ohnehin schon.
www.ekagger.de | jth | Text: Kirsti Greier | Foto: Katja Pohl