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MARIENBERGHAUSEN Engagierter Gesprächsabend in Nümbrecht: "Wir brauchen den Austausch"

  • Bildung & öffentliche Verantwortung

200 Menschen haben an einem Gesprächsforum zur Flüchtlingssituation im Marienberghausener Gemeindehaus teilgenommen. Die Diskussion war hochengagiert, zum Schluss sprach Pfarrerin Kirsti Greier den Segen. So können auch kontroverse Gespräche funktionieren.

Im evangelischen Gemeindehaus war nicht Platz für alle Besucherinnen und Besucher: 130 Stühle waren ab 18.30 Uhr besetzt. Bis 19 Uhr kamen noch viele Menschen dazu, die zwei Stunden im Stehen an dem Abend im evangelischen Gemeindehaus teilnahmen. 

"Reden wir nicht übereinander, sondern - wie wir das bei Kirche tun - miteinander", sagte Superintendent Michael Braun eingangs. Der Abend war im Dezember geplant worden, nachdem Pläne bekannt geworden waren, eine Erstaufnahmeeinrichtung für 500 Menschen in der Nähe von Marienberghausen einzurichten. Innerhalb kurzer Zeit hatten mehr als 1000 Menschen eine Petition gegen die Einrichtung unterschrieben. Hauptgrund: die fehlende Infrastruktur in dem kleinen Ort. Inzwischen werden die Pläne nicht mehr weiterverfolgt von Kommune und Land. Es hatte sich herausgestellt, dass das Land keine Erstaufnahmeeinrichtung, sondern eine dauerhafte zentrale Unterbringung Ort geplant hatte. Dafür sah die Kommune Nümbrecht den Ort als nicht geeignet an und wird die zugewiesenen Flüchtlinge weiterhin dezentral unterbringen.

Um das Geschehene noch einmal zu besprechen und auch zu hinterfragen, hatte das Presbyterium der Kirchengemeinde Marienberghausen schnell beschlossen, ein Forum zu bieten. Der Gespächsbedarf über die Flüchtlingssituation war und ist noch wie vor hoch. Superintendent Michael Braun stellte dem Gesprächsabend die Jahreslosung 2024 voran: "Alles, war ihr tut, geschehe in Liebe", ein Vers aus dem 1. Korintherbrief 16, 14. 

"Woher kommen Sie und was bewegt sie heute Abend, hier zu sein?", fragte Braun. Die allermeisten Gäste kamen aus Marienberghausen selbst, einige aus Elsenroth und anderen Nümbrechter Ortschaften, wenige von außerhalb der Kommunalgemeinde Nümbrecht. 

"Wir wenden uns nicht gegen verfolgte Menschen", sagte Bürgermeister Hilko Redenius unter Applaus. "Wir helfen immer verfolgten Menschen. Das steht auch so im Grundgesetz." Die Herausforderung sei die unkalkulierbare Zahl der ankommenden Menschen, die zum Teil sehr kurzfristig untergebracht werden müssten. "Deshalb nehme ich jede Wohnung, die ich kriegen kann." Containerlösungen seien das letzte Mittel. Für deren Aufstellung könne er auf Dauer keinen Außenort der Gemeinde ausschließen. Er nannte als gute Beispiele für Intergrationshilfe das Flüchtlingscafé in Nümbrecht als regelmäßigen Treffpunkt, das Case-Management (Fallberatung) und den "Kümmerer", der die Container in Berkenroth regelmäßig besucht. Wichtig sei die ehrenamtliche Arbeit: "Laden Sie die Menschen ein - zum Grillen, zum Sport, mit in die Kirche zu gehen. Integration gelingt nur über die Nachbarschaft."

Belma Hadzeric, Leitern der der Flüchtlingsberatungsstelle des Kirchenkreises An der Agger, die für zehn Kommunen zuständig ist, stellte im Verlauf des Abends klar, dass alle oberbergischen Kommunten vor denselben Herausforderungen stehen. Nümbrecht sei keine Ausnahme mit besonderen Problemen. Sie betonte, dass die Kommune Nümbrecht mit ihrer Case Managerin und der übrigen Verwaltung eine gute Arbeit leistet. "Die Menschen kommen hierher, weil sie hier Schutz suchen." Hadzeric wandte sich an den Bürgermeister: "Sie haben es erfolgreich geschafft, mehr als 300 Menschen unterzubringen, ohne Turnhallen zu belegen. Sie haben Lösungen gefunden." Bürgermeister Hilko Redenius bedankte sich bei den ehrenamtlichen Nümbrechtern in der Flüchtlingshilfe, der Nachbarschaftshilfe, in Vereinen und im Sport, ohne ihre Hilfe sei Integration nicht möglich. 

Gesprochen wurde zwei Stunden lang über Zahlen, Daten, Fakten, Grundstücke, Verteilung von geflüchteten Menschen in den einzelnen Orten, über menschenwürdige Unterbringung, es wurden Sorgen und Ängste geteilt. Mitarbeiter der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe Nümbrecht erzählten von ihren Erfahrungen mit den "neuen Mitbewohnern". Andere Bürger äußerten ihre Befürchtungen für die Sicherheitslage und vor finanziellen Belastungen.

"Wir brauchen den Austausch, bevor es brennt"

Superintendent Braun hatte ausdrücklich eingeladen, alle Fragen zu stellen und Probleme und Ängste zu benennen. "Emotionen auszusprechen ist manchmal nicht einfach, gerade bei einem emotional anstrengenden Thema", sagte Michael Braun am Ende des offiziellen zweistündigen Teils des Gesprächsabends.  "Danke, dass Sie das möglich gemacht haben." Danach gingen die Gespräche noch eine Stunde lang in kleineren Gruppen weiter. 

Pfarrerin Kirsti Greier lud ein, weiter miteinander im Gespräch zu bleiben, gerne auch in den Räumen der Kirche. "Wir brauchen den Austausch, bevor es brennt. Es ist wichtig, Menschen zu beteiligen." Zum Schluss sprach sie - wie in der Kirche üblich - den Segen. 

 

Gemeinde Nümbrecht: Flüchtlingsunterbringung in Nümbrecht 

Ev. Kirchengemeinde Marienberghausen

MEDIENECHO

"Mehr miteinander, weniger übereinander reden", Oberberg Aktuell (10.1..2024)

"200 Nümbrechter diskutieren über die Situation Geflüchteter", rundschau-online.de (Oberbergische Volkszeitung/Oberbergischer Anzeiger), 11.1.2024

www.ekagger.de | jth | Text: Judith Thies | Fotos: Kirchenkreis An der Agger/J. Thies 

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Gesprächspartner: Belma Hadzeric (v.li.), Leiterin der Flüchtlingsberatungsstelle des evangelischen Kirchenkreises, Pfarrer Michael Braun, Superintendent des Kirchenkreises, Pfarrerin Kristi Greier von der evangelischen Kirchengemeinde Marienberghausen und Hilko Redenius, Bürgermeister von Nümbrecht

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Im evangelischen Gemeindehaus neben der Bunten Kirchen in Marienberghausen war viel Raum für Fragen und Aussprache. Superintendent Michael Braun (Mitte) moderierte den Abend