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GEISTLICHE NOTIZEN - Neue Lieder - auch beim Eurovision Song Contest

  • Andacht

"Staunen wir aufs Neue, wie sehr Gott Freude hat an all der bunten Vielfalt der Schöpfung. Unser Singen, unsere Stimme, unser Tun und Lassen möge davon etwas widerspiegeln." Pfarrer Martin Will aus Eckenhagen hielt die Andacht auf der Synode des Kirchenkreises An der Agger

Im Wochenspruch aus Psalm 98 heißt es:

 

Singet dem Herrn ein neues Lied,

denn er tut Wunder.

 

Hierzu sind also auch wir heute aufgerufen: Dem Herrn ein neues Lied zu singen. Na, dann singt mal schön drauf los! ... Aber in welche Melodie stimmen wir ein, was ist der Text?

Zunächst einmal wäre festzuhalten, dass der Grundtenor der anzustimmenden Melodie auf einer riesigen Vielfalt beruht. - Ein kurze Zwischenfrage: Bilden wir als Evangelische in Oberberg etwas ab von der Vielfalt und dem Reichtum des Glaubens - und das in ökumenischer Verbundenheit?!

Eine Reihe von Instrumenten wird genannt:

Harfen, Saitenspiel, Trompeten, Posaunen, nicht zu vergessen die menschliche Stimme; selbst das komplette Wunderwerk der Schöpfung kommt zu diesem großen Orchester hinzu. Das brausende Meer mitsamt den Lebewesen darin, alles, was über die Erde „kreucht und fleucht“, und da werden in die Hände klatschende Ströme und fröhliche Berge genannt.

Die eine oder der andere mag nun einwenden:

„Das ist ja ‚Idylle pur‘ aus längst vergangenen Zeiten, als der menschliche Fußabdruck noch kaum größeren Schaden auf unserem Planeten hinterlassen hat. Ich kann hier nicht wirklich mit einstimmen. Und wenn ich die weiteren von Menschen gemachten Katastrophen bedenke, die wir, zumindest in Europa, längst für überwunden gehalten hatten, dann ist mir eher nach Schreien als nach Singen zumute!

Wir singen gegen Misstöne in der Welt an 

Doch da sind wir eigentlich genau an dem Punkt, was das neue Lied angeht, und damit wären wir beim Text. Wir sind ja nicht zum harmlos-naiven Trällern aufgerufen, sondern wir singen keinem Geringeren als dem Herrn der Welt, der letztlich für Heil und Gerechtigkeit einsteht. Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es recht ist.

Wenn wir ihm ein neues Lied singen, blenden wir die unzähligen kakophonen Töne dieser Welt nicht aus, sondern singen dagegen an, weil wir auf eine bessere Gerechtigkeit setzen. Dann mag das dreimalige „Hurra“ der Soldateska auf dem Roten Platz, womit dem russischen Möchtegerngroß  gehuldigt wird, deutlich in unserem Bewusstsein bleiben, aber wir lachen letztlich über das eitle Schauspiel. Auch dieser neue Zar wie auch Kyrill, sein kirchliches Schoßhündchen, das so laut für den Krieg kläfft, werden einmal zur Rechenschaft gezogen - hoffentlich schon hier auf Erden!

Dass wir unsere Stimme deutlich erheben

Wenn wir ihm ein neues Lied singen, wünsche ich mir, dass wir als Christen aufs Neue die wunderbare Vielfalt der Menschen vor Augen haben, und dass wir unsere Stimme deutlich erheben gegen die dumpfbackigen Verschwörungserzähler mit ihren Hetztiraden, die von einem „Bevölkerungsaustausch“ schwadronieren.

Zu diesem Thema zum Schluss ein konkretes Beispiel, das auch mit Musik und Vielfalt beziehungsweise Monotonie zu tun hat. Es treibt mich in meiner Sorge um die Frommen nicht nur in den USA um, für die ich mich zunehmend fremdschäme, sondern auch um die Frommen hierzulande.

Bitte mehr Toleranz und Humor bei Geschmacksfragen 

Ein Mann, der sich zu den Evangelikalen zählt, leitete eine Nachricht an mich weiter, die mit dem Aufruf „Wachet und betet“ endete. Darin wurde behauptet, die deutsche Gruppe, die im European Song Contest (ESC) in Liverpool antrete, sei eine satanische Band, deren Texte seien abgrundtief blasphemisch und von Flüchen durchsetzt. In einer kurzen Recherche konnte ich diesen Eindruck nicht bestätigt finden, was ich aber fand, war ein später gelöschter Kommentar der früheren AfD-Politikerin Frauke Petry: „Kann mir nicht vorstellen, dass normale Bürger von diesen pinken Herren 'vertreten' werden wollen“.

Einige Tage später erhielt ich von demselben frommen Mann eine Richtigstellung:

„Die Zusendung vom 6.5. war leider eine Fake-News, die im Umlauf ist. Ein Jammer, dass vermeintlich  ‚Super-Fromme‘ sich solcher miesen Tricks auf Kosten anderer bedienen! Trotz allem finde ich diese Musik samt Performance erschreckend und nicht nur Geschmackssache.“

Mein abschließender Kommentar: „Geschmacksache, sagte der Affe, und biss in die Seife.“

Finde Dein eigenes neues Lied!  

Will sagen: Ich habe zum Beispiel auch nicht den Anspruch, dass ich bei jedem Anbetungslied mit ganzem Herzen dabei sein muss, aber ich freue mich über alle, die sich darin wiederfinden als ihrem neuen Lied.

Freuen wir uns miteinander über das Wunder des Lebens, was für ein Geschenk! Staunen wir aufs Neue, wie sehr Gott, der Schöpfer, Erlöser und Neuschöpfer Freude hat an all der bunten Vielfalt der Schöpfung. Unser Singen, unsere Stimme, unser Tun und Lassen möge davon etwas widerspiegeln, ihm zur Ehre und Dank!

Ihr Pfarrer Martin Will

Kleiner Nachtrag: Während der Kreissynode am Freitagabend sind die Turmfalkenküken in der Barockkirche in Eckenhagen geschlüpft.
Video: evk-eckenhagen.de/turmfalken-nachwuchs-im-kirchturm

www.ekagger.de | jth | Text: Martin Will | Foto: Philipp Schenk

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Pfarrer Martin Will arbeitet in Eckenhagen an der schönen Barockkirche. Am Sonntag Kantate feierte die Kirchengemeinde Konfirmation

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Der Wochenspruch zum Sonntag Kantate aus dem Gemeindebrief der Kirchengemeinde