Am Wegrand ein Wunder – so lautet der Titel eines Buchs von Tina Willms, in dem sie den Blick für die vielen unterschiedlichen Wunder im Alltag öffnen möchte, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. Ein solches kleines Wunder habe ich selbst kürzlich erlebt.
Es ist Dienstag. Vor meinem inneren Auge erhebt sich ein großer Berg. Ich denke an die vielen Einladungen, die es bis zum Stichtag noch versandfertig zu machen gilt. Wie soll das gelingen, angesichts der großen Menge und der nur geringen Zeit und Kraft. In meiner Not fällt mein Blick auf die kleine Gruppe der sogenannten Vor-Konfirmanden, Grundschüler im Alter von neun und zehn Jahren. Ob sie bereit sind mich zu unterstützen in meiner Notlage? Gemeinsam machen wir uns am Nachmittag an die Arbeit und beginnen umgehend die Briefumschläge zu etikettieren.
Damit die Vor-Konfirmanden nicht sofort entmutigt sind von der Anzahl der Briefe, habe ich das angestrebte Ziel um die Hälfte reduziert. Es wäre schön, wenn wir an diesem Nachmittag wenigstens einen Teil der Einladungen versenden könnten.
Belastungsgrenzen
Erstaunlicherweise sind alle gut gelaunt bei der Arbeit und schon bald scheint der Berg zu Hälfte abgetragen. Einige der Kids haben sogar das Ziel, den ganzen Berg zu bezwingen. Doch der ein und andere hat Mühe, sich zu konzentrieren. Immer häufiger sind gute Worte oder kurze Unterbrechungen gefragt. Man spürt die unterschiedlichen Belastungsgrenzen und trotzdem ist jeder auf seine Weise, mit seinen ganz persönlichen Begabungen und Begrenzungen wertvoller Bestandteil eines Ganzen.
Inmitten dieser Stimmungslage höre ich plötzlich eine bekannte Melodie. Ganz in sich versunken summt und murmelt Leander immer wieder das gleiche Lied: „Warum bin ich so fröhlich?“ von Hermann van Veen, bekannt als Titelmelodie einer Kinderserie. Man spürt seine Zufriedenheit, die sich auch auf die anderen ausbreitet.
Viele kleine Leute
Erfreulicherweise sind am Ende der gemeinsamen Zeit alle Einladungen versandfertig. Erfreulicherweise haben wir gemeinsam einen Berg – und meine Not – besiegt und das Wunder erlebt, wie “viele kleine Leute, die viele kleine Schritte tun“ etwas bewirken können. Doch das viel größere Wunder an diesem Nachmittag ist für mich die Veränderung von Leander. Wieder einmal durfte ich erfahren, wie sehr ein wenig Wertschätzung und Dankbarkeit einen Menschen glücklich und zufrieden machen können.
Wolfgang Pulla ist Gemeindepädagoge der Kirchengemeinde Gummersbach. In seinem Arbeitsalltag erlebt er öfters, wie Jugendliche sich positiv verändern, wenn ihnen etwas zugetraut wird, wenn sie eine Aufgabe zu bewältigen lernen.
Ein Beispiel ist der Kinderzirkus Talentino vom 11. bis 14. April im evangelischen Gemeindezentrum Steinenbrück, Bickenbachstraße 5, Gummersbach-Steinenbrück. Teilnehmen können Mädchen und Jungen aus Gummersbach und Umgebung im Alter von 5 bis 13 Jahren. Veranstalter ist die Evangelische Kirchengemeinde Gummersbach. Wer dazu Fragen hat oder ehrenamtlich beim Zirkusprojekt mithelfen möchte, kann sich gerne an Wolfgang Pulla wenden unter wolfgang.pulla@ekgm.de
www.kircheunterwegs.de/Christliche-Zirkusschule
www.ekagger.de | jth | Text: Wolfang Pulla | Foto: Privat