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GEISTLICHE NOTIZEN Meine Augen

  • Andacht

Vera Gast-Kellert war 2010 in der Ukraine. Sie wirbt für die Kollekte am Sonntag Okuli für die Diasporakirche in der Westukraine 

Okuli – so heißt der dritte Sonntag in der Passionszeit. In der Evangelischen Kirche im Rheinland richtet dieser Sonntag unseren Blick besonders auf kleine protestantische Diasporakirchen in der Welt.

 „Okuli – meine Augen“ – so beginnt der Vers aus Psalm 25, 15: „Meine Augen sehen stets auf den Herrn.“

Meine Augen schauen zur Zeit stets auf den Bildschirm mit Bildern von Krieg und Zerstörung. Vor meinen geistigen Augen sehe ich das schöne Land der Ukraine und denke an die unvergesslichen Begegnungen in den kleinen protestantischen Diasporagemeinden dort. Meine Augen sehen auf Facebook, wie diese kleinen lutherischen und reformierten Gemeinden jetzt alles für sie Mögliche für die Menschen in ihrem Land tun und selbst in großer Angst leben.

Die Erzählungen der Menschen, wie sie ihren Glauben in den schweren Zeiten bewahrt haben, gehen mir durch den Kopf. Ich hatte früher nicht gewusst, dass es im Westen der Ukraine, in Transkarpatien, eine ungarischsprachige reformierte Kirche mit langer Tradition gibt. Nach 1945 bis zum Ende der  Sowjetunion war sie großen staatlichen Repressionen ausgesetzt, die zu Flucht oder Deportation vieler Pfarrer führten. Gegenwärtig sind diese Gemeinden Zufluchtsorte geworden für Flüchtende aus Charkiw und anderen Städten.

Meine Augen füllen sich mit bitteren Tränen, weil ich in dem Augenblick, in dem ich diese Zeilen schreibe, lese, dass mir vertraute Menschen aus Russland fliehen müssen, weil sie sich dort offiziell kritisch zu dem Krieg geäußert haben. „Die Lutherische Kirche in Russland ist nun offenbar in der Schusslinie der Behörden“, heißt es. Ich kann nur noch weinen.

Und dann lese ich ihn wieder, den Vers aus Psalm 25,15: „Meine Augen sehen stets auf den Herrn.“ Wie gut, dass es noch eine andere Blickrichtung gibt, einen weiten Blick, der Grenzen überwindet, einen Blick auf den, zu dem ich zaghaft, aber vertrauensvoll mit dem Beter des Psalms 56,9, dem  alttestamentlichen Text aus den Herrnhuter Losungen für diesen Sonntag Okuli, sagen darf: „Sammle meine Tränen in deinen Krug; ohne Zweifel, du zählst sie.“

 

Vera Gast-Kellert ist Synodalbeauftragte des Kirchenkreises für das Gustav-Adolf-Werk, das sich für die evangelischen Diasporakirchengemeinden in der Welt einsetzt. Am Sonntag Okuli wird in den Gottesdiensten der rheinischen Kirche für die Diasporakirchen gesammelt, in diesem Jahr am 20. März für die Westukraine

www.ekagger.de | jth | Fotos: Vera Gast-Kellert 

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Die Fotos hat Vera Gast-Kellert 2010 in der Ukraine aufgenommen

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Lutherische Kirche in Odessa

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Kiew

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Lutherische Kirche Mikolaev

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Lutherische Kirche in Kiew

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Odessa

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Ukraine - ein eigenständiges Land

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Straßenmusik und Lebensfreude - heute ein Ding der Unmöglichkeit