Römer 10,9-17: Post von Paulus
Mit diesem Schreiben stellt sich Paulus der Gemeinde in Rom vor, die er bald besuchen möchte. Man merkt seinen Worten an, dass er häufiger mal auf Dienstreise ist und das meist zu Fuß. Die Dynamik in diesem Text ist eine klassische Standbein-Spielbein Kombination.
Dieses Wechselspiel gehört vom ersten Schritt an zu jeder Gehbewegung des Menschen. Dabei bleibt das Standbein mit dem Boden verbunden, gibt Halt, übernimmt die Last und bildet die Basis für alle Aktionen mit dem Spielbein.
Aufstehkraft
Gleich zu Beginn stellt Paulus klar: Das christliche Standbein ist der feste Glaube im Herzen, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt hat. Wer sein Standbein darauf positioniert, wird nicht zuschanden werden.
Es gibt in der Psychologie die Resilienzforschung, sie beschäftigt sich mit dem inneren Standbein, untersucht, warum Menschen wie Paulus nicht zuschanden werden.
Die Forschungsergebnisse zeigen, dass es zur Entwicklung dieser Steh- und Aufstehkraft enorm wichtig ist, wenigstens eine sichere und verlässliche Bindung zu haben. Der christliche Glaube kann dazu einen starken Beitrag leisten, weil zum Kern eine absolut verlässliche Beziehung gehört. Die Beziehung zu Gott, der mitgeht bis tief hinein in schlimmes Leid, in Ohnmachtserfahrungen bis hin zum Tod und darüber hinaus. Dieser Glaube kann retten, Paulus weiß aus persönlicher Erfahrung, wovon er spricht.
Auf einem Bein kann man nicht lange stehen. Im Gehen wie im Glauben sind wir angewiesen auf das Spielbein. Glaube kann nicht einfach nur Standbein im eigenen Herzen sein. Glaube braucht das Spielbein, braucht Bewegung in den öffentlichen Raum, Kommunikation, Bekenntnis. Das entdeckt Paulus schon bei Jesaja: »Wie lieblich sind die Füße der Freudenboten, die das Gute verkündigen!« (Jesaja 52,7)
Es ist Zeit etwas zu teilen, was Krisen bewältigen hilft
Nicht nur ich habe vermutlich davon profitiert, dass unzählige Freudenbot:innen ihre Füße bereits in Bewegung gesetzt haben. Große Namen wie Sophie Scholl oder Johann Hinrich Wichern zählen ebenso dazu wie weniger berühmte, aber regional und biografisch bedeutsame Persönlichkeiten. In der Kirchengeschichte wie in vielen eigenen Geschichten haben entschlossene Spielbeine einiges bewegt und bewirkt.
Jetzt sind unsere eigenen Spielbeine an der Reihe. Es ist Zeit aufzubrechen. Schwierigste Lebensumstände haben wir mehr als genug, von Pandemie bis Klimakrise. Es ist höchste Zeit etwas zu teilen, was Krisen bewältigen hilft. Wie beim Gehen ist der Spielbeineinsatz nicht nur angenehm. Nicht alle warten ausgerechnet auf die kirchlichen Freudenbringer:innen, nicht alle lassen sich begeistern von unseren guten Nachrichten.
Paulus empfiehlt, wenn es nach Scheitern aussieht, nochmal aufs Standbein zurückzukehren und Gott auch etwas zuzutrauen: Denn wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.
www.ekagger.de | jth | Fotos: Gesamtverband Kindergottesdienst in der EKD e.V./Kirsti Greier; Kirchenkreis An der Agger/J.Thies