GEISTLICHE NOTIZEN Von Gott getragen

| Andacht

Jugendreferentin und Prädikantin Andrea Ruland aus der Kirchengemeinde Drabenderhöhe freut sich über die Konfirmationen, die endlich stattfinden können

An diesem Sonntag feiern wir Konfirmationen in unserer Kirchengemeinde. Endlich – nach zweimaligem verschieben des Termins befinden wir uns nun endlich auf der Zielgeraden und stecken mitten in den Vorbereitungen.

In mir wird große Freude wach, wenn ich an diesen besonderen Tag denke. Ich freue mich, dass wir es als Gruppe so gut geschafft haben, unser gemeinsames Ziel zu erreichen. Das ist mit diesem Jahrgang keine Selbstverständlichkeit.

Ich erinnere mich gut daran, wie hoch motiviert wir im August des letzten Jahres gemeinsam an den Start gegangen sind. Tatsächlich haben wir fest daran geglaubt, dass unsere Konfirarbeit von dort an wieder unter weitgehend „normalen“ Umständen sowie „live & in Farbe“ stattfinden; wir haben gehofft und geglaubt, dass wir die Lockdowns hinter uns lassen können und uns ganz aufeinander konzentrieren dürfen.

Wie haben wir das eigenlich geschafft? 

Wir alle wissen, dass dem bei Weitem nicht so gewesen ist. Ab November fanden unsere Konfistunden per Videokonferenz, via ZOOM, statt. Zugegeben: Es ist mir schwer gefallen, meine Ziele, mein Konzept für diese jungen Menschen so umzustrukturieren,  dass auch das digitale Zusammensein einen Sinn macht. So manche Nerven sind dabei und in all den Monaten gelassen worden – so oft bin ich an meine Grenzen gestoßen.

Im Nachhinein frage ich mich ernsthaft, wie wir das eigentlich geschafft haben? Wie haben wir diese vielen Monate im Lockdown und Kontaktbeschränkungen überstanden? Und wie ist aus diesen zehn Jugendlichen trotz allem ein Team geworden? Wie ist es möglich, dass ich heute so glückselig und voller Dankbarkeit auf unser Konfi-Jahr zurückblicke?

So schnell wie unser Traum von einem unbeschwerten Jahr mit unseren Konfis geplatzt ist, so schnell haben wir unzählige Möglichkeiten gefunden, miteinander am Ball zu bleiben und uns gut gegenseitig im Blick zu behalten. Wir Menschen können in besonderen Situationen unseres Lebens über uns hinauswachsen. Wir lernen uns selber neu kennen, entwickeln neue Fähigkeiten und mobilisieren Kräfte, von denen wir niemals geahnt hätten, dass wir sie überhaupt in uns tragen.

Neben allen Ideen in meinem Kopf, dem Ausschöpfen aller Dinge, die coronakonform und irgendwie erlaubt waren, hatte ich tolle Jugendliche an meiner Seite, die dafür gesorgt haben, dass wir am heutigen Sonntag dieses Fest der Konfirmation feiern dürfen. Und noch etwas: Der liebe Gott hat es gut mit mir und meiner Arbeit gemeint. Das verstehe ich, wenn ich zurück denke, jetzt erst so richtig.

Das Loslassen hat mir Auftrieb gegeben 

Kinder- und Jugendarbeit und die Arbeit mit Konfirmanden machen auf Distanz auf Dauer keinen Spaß und noch viel weniger Sinn. Vieles, was mir in meiner Arbeit wichtig ist, viele meiner Prinzipien, musste ich wegen Corona loslassen, um weiter zu kommen. Das sind die Momente, die ich besonders schmerzhaft und dunkel in Erinnerung habe.

Jetzt weiß ich, dass mir dieses Loslassen Auftrieb gegeben hat, wie die Sonne einem Luftballon Aufwind gibt. Wogegen ich mich anfangs innerlich gewehrt habe, ist ein großes Glück geworden, für das ich sehr dankbar bin.

Zudem hatte ich großes Glück mit unseren Konfis. Durch sie hatte ich eine Aufgabe, habe neue Spielräume gefunden und meine Wirken neu erfunden. Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass mich diese jungen Menschen sehr häufig durch die Coronazeit getragen und an vielen Stellen auf besondere Weise wortwörtlich gerettet haben.

Gott hat mich und unsere Konfis wie ein Luftballon durch diese Monate getragen – da bin ich mir sicher.

Er hat uns getragen

Er hat uns getragen, wenn uns die Luft beim ganzen ZOOMen ausgegangen ist, als wir unser Miteinander vermisst haben, als es unschwer gefallen ist, Zugänge zueinander zu finden;

er hat uns getragen, als wir endlich wieder gemeinsam "in echt" durchstarten durften und vor zwei Wochen diese wunderbare Konfi-Freizeit im Sauerland erleben konnten.

Das ist für mich, was für immer bleibt: Wir können uns jederzeit an Gott festhalten – er wird uns tragen: durch Sturm&Wind, durch den Regen und Sonnenschein, durch Freude&Verzweiflung.

Unser Gott lässt uns niemals los! Für mich ist das doppelter Grund zur Freude: Wie schön ist es, zehn junge Menschen und deren Leben durch ihre Konfirmation nochmal ganz bewusst in die Hände Gottes zu geben?

Wie schön ist es 

Wie schön ist es, jungen Menschen den Luftballon des Glaubens für ihr Leben an die Hand zu geben und sich sicher sein zu können, dass diese tollen Menschen getragen werden?

Wie schön ist es, gemeinsam in der Gemeinde mit so vielen Menschen diesen wichtigen Tag im Leben zu feiern, zu lachen und zu genießen?

Und wie schön ist es auch nach diesen schweren Monaten heute glücklich, dankbar und demütig vor Gott zu treten?

Ich kann nur sagen: Für mich ist es wunderschön und nicht in Worte zu fassen, was ich fühle, wenn ich an meine zehn Konfirmanden und unsere gemeinsame Zeit denke.

„Da antwortete er:  Mein liebes Kind
Ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen!“

Diese Schlussworte aus dem Text von Margaret Fishback Powers drücken gut aus, was ich denke.

Wir können uns auf Gott verlassen, auf seine starken Arme und darauf, dass er mit uns gemeinsam Spuren auf dieser Welt hinterlassen möchte. Amen.

 

Zum Mitmachen: Geistliche Notizen 

Leben Sie im Kirchenkreis An der Agger? Wenn Sie auch einmal ihre Andacht für die "Geistlichen Notizen" aufschreiben oder aufsprechen wollen, melden Sie sich bitte bei presse.anderagger@ekir.de. Wir freuen uns auf Ihren Beitrag. 

www.ekagger.de | jth | Fotos:  Kirchengemeinde Drabenderhöhe/Andrea Ruland 

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Die Konfirmandinnen und Konfirmanden der Kirchengemeinde Drabenderhöhe aus dem Jahrgang 2020/2021 werden an diesem Wochenende konfirmiert. Herzlichen Glückwunsch und Gottes reichen Segen!
Jugendleiterin und Diakonin Andrea Ruland wurde im August 2020 zur Prädikantin ordiniert.