Mit Erleichterung und Dankbarkeit haben Mitarbeitende und Ehrenamtliche der Diakonie, Mitglieder der Kreissynode und Kooperationspartner auf die einstimmige Entscheidung reagiert, die Diakonie des Kirchenkreises weitestmöglich zu erhalten. Die Entscheidung gebe größtmögliche Stabilität. Jetzt sei Zeit gewonnen für neue Pläne, einzelne Angebote neu aufzustellen. Ehrenamtliche Mitarbeitende der TelefonSeelsorge Oberberg etwa wollen nun einen Förderverein gründen. Mehr als 50 Gäste hatten die Tagung der Synode verfolgt und applaudierten, als die schwere Entscheidung getroffen war.
Einstimmig hatte sich die Synode für das Sparszenario 3 ausgesprochen: Danach wird die Kurberatung und die Krankenhausseelsorge Waldbröl beendet, ansonsten aber bleiben dank einer Erhöhung der Kreisumlage die diakonischen Einrichtungen Notfallseelsorge, Schuldner- und Insolvenzberatung, die Familien- und Lebensberatungsstelle Haus für Alle, Flüchtlingsberatung, TelefonSeelsorge, Seelsorge an Gehörlose und die Fachberatung Wohnungsnot erhalten.
Superintendent Michael Braun sagte, noch nie in seinen 22 Jahren als Pfarrer und Superintendent habe er vor einer Synode so viele Briefe, Mails und Anrufe bekommen. Die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe hatte sich zuletzt noch bei ihm gemeldet, ebenso Bürgermeister Frank Helmenstein. Es habe viele Interessensbekundungen anderer Kirchenkreise gegeben, denen die Spardebatten noch bevorstehen. “Alle müssen in einem Volumen von 20 bis 35 Prozent sparen.” Die Austrittszahlen in den letzten drei Jahren seien erschreckend. “Bei unseren Entscheidungen geht es um das Gesicht unserer Kirche in der Zukunft.”
KREISSYNODE Kirchenkreis stärkt seine Diakonie: Große Einrichtungen bleiben erhalten
Thomas Hildner, Geschäftsführer der Diakonie und Verwaltungsamtsleiter, hatte der Synode die verschiedenen Sparszenarien erläutert. Durch Verhandlungen mit Kooperationspartnern war es ihm gelungen, die Eigenanteile in verschiedenen Bereichen zu reduzieren, was Einsparungen von 450.000 Euro ermöglichte.
Alternativ zur Entscheidung der Synode hätten die diakonischen Angebote wegfallen und die Einsparungen den Gemeinden in Höhe von 6 Euro pro Gemeindemitglied zugutekommen können. Klaus Dripke, ehrenamtliches Mitglied des Kreissynodalvorstands, hatte gemahnt, wie hoch der kirchliche Mehrwert der diakonischen Angebote durch die vielen Ehrenamtlichen und die staatlichen Zuschüsse sei. Insgesamt bekommt der Kirchenkreis Zuschüsse in Höhe von 1,27 Millionen Euro für die diakonischen Einrichtungen bereitgestellt, darunter allein 705.000 Euro für das Haus für Alle. Diese Zuschüsse wären weggefallen, wenn die diakonischen Angebote gestrichen worden wären.
Diakonie ist der verlängerte Dienst in den Gemeinden
“Wie wollen wir in Zukunft evangelische Kirche sein?”, hatte die Leitfrage des Kreissynodalvorstands für die Debatte gelautet. Assessor Dr. Oliver Cremer hatte im Namen des Diakonierats gefragt: “Warum machen wir Diakonie in unserem Kirchenkreis? Für wen?” Die Angebote seien mit hohem Engagement der Mitarbeitenden und Ehrenamtliche für Menschen in Not verbunden. Die Diakonie hat auch eine gesellschaftspolitische Bedeutung. Schulpfarrerin Barbara Schröder-Möring fragte: “Welches Signal senden wir in die Gesellschaft, wenn wir aus Kostengründen unsere Flüchtlingsberatungsstelle schließen?” Pfarrer Thomas Seibel aus Waldbröl betonte die gute Zusammenarbeit zwischen der Kirchengemeinde und den Beratungsstellen, besonders zur Schuldnerberatungsstelle und zur Flüchtlingsberatungsstelle. Pfarrer Achim Schneider fasste es treffend zusammen: “Wir tun so, als ob es eine gute Lösung geben würde, es schmerzt aber auf jeden Fall, wenn wir Angebote in der Diakonie und in den Gemeinden streichen müssen. Aber bringt mehr Geld in den Gemeinden so viel, dass es den Verlust in der Diakonie aufwiegt?” Die Diakonie ist der verlängerte Dienst in den Gemeinden."
Neustrukturierung der Jugendarbeit
Die Einsparungen auf Ebene des Kirchenkreises betreffen leider auch die Jugendarbeit. Die Stelle des Jugendreferenten soll in drei Jahren, wenn Stelleninhaber Harald Hüster in den Ruhestand geht, nicht neu besetzt werden. Die Kreissynode beauftragte das Jugendreferat, das koordinierende Arbeit für die Jugendreferenten in den Kirchengemeinden vor Ort leistet, und den Synodalen Jugendausschuss damit, Strukturen zu erarbeiten, die bei Wegfall des Jugendreferats die Themen Vernetzung, Beratung und Schulung für die Zukunft sichern. Der Konvent der Jugendreferenten soll beteiligt werden. Der Kreissynode 2026 ist zu berichten.
Dieser Entscheidung ging eine intensive Debatte voraus, da die Jugendarbeit eine hohe Bedeutung für den Kirchenkreis und die Gemeinden hat und besonders die Erfahrung und Expertise von Harald Hüster nicht einfach zu ersetzen sind, wie Silke Molnár ausführte.
Personalia
Achim Schneider, stellvertretender Skriba und Pfarrer der Kirchengemeinde Marienhagen-Drespe, geht in den Ruhestand und wurde von der Synode verabschiedet. Michael Braun sagte: “Du hast Dich immer so sehr eingebraucht, auch Dein Gefühl der Dankbarkeit. Es ist für mich bewundernswert, mit wieviel Liebe und Leidenschaft für Deinen Beruf Du aus dem Dienst gehst. Du bist mir ein Vorbild.” Achim Schneider hatte in seiner kurzen Abschiedsrede gesagt: “Man muss etwas haben, was einem Freude macht, was einem morgens sagt, dass es richtig ist, was ich hier mache.”
Zu seiner Nachfolgerin als stellvertretende Skriba wurde Pfarrerin Silke Molnár gewählt.
Susanne Goße, Presbyteriumsvorsitzende aus der Kirchengemeinde Marienberghausen, wurde zur stellvertretenden nicht-theologischen Landessynodalen gewählt.
Siegfried Frank und Justin Wagner, beide aus Gummersbach, wurden in den Nominierungsausschuss gewählt.
Medienecho
Kirchenkreis mit klarer Entscheidung für die Diakonie (Oberberg Aktuell) (26.5.2025)