Ein Mut machender Gottesdienst, der den Tod als Teil des Lebens rüberbrachte. Sei es durch ein Video, das letztes Jahr viral ging – der YouTuber Philip Mickenbecker hatte über seinen Kanal „Life Lion“ über seinen Gesundheitszustand berichtet und Gedanken zu seinem christlichen Glauben geteilt. Bis zum Krebstod im Juni 2021 war er immer wieder online.
Wie wichtig die Begleitung Sterbender ist, verdeutlichten auch Birgit Klein von der Krankenhaus-Seelsorge sowie die beiden ehrenamtlichen Sterbebegleiterinnen des Ambulanten Hospizdienstes der Johanniter in Waldbröl. Elisabeth Fischer las die Gedanken einer Angehörigen eines Sterbenden vor. Von den existentiellen Wochen des Abschiedes, wo eigentlich alles gesagt war – und nach dem Tod waren da doch noch so viele Fragen.
Christa Engelbert erzählte von ihrer Ausbildung zur Hospizbegleiterin vor 16 Jahren und erklärte, wie die Arbeit der Johanniter Sterbebegleitung abläuft. Meist werden sie von Heimen angefragt, wenn es keine Angehörigen gibt oder diese keine Zeit haben oder zu weit weg wohnen.
Aber auch zu Hause findet einfühlsame Begleitung statt. Den Sterbenden und auch den Angehörigen wird Zeit geschenkt. Unheilbar krank zu sein heißt, vom Leben und von lieben Menschen Abschied nehmen zu müssen. Neben der Krankheit bestimmen dann auch Wut, Trauer und Verzweiflung die Tagesordnung. Die Hospizhelfer*innen möchten sterbenskranke Menschen in dieser Lage nicht allein lassen.
Superintendent Michael Braun betonte, dass die Sterbebegleitenden sich einem Thema stellen, das viele nicht sehen wollen. Aber Sterben könne man nur im Leben lernen und „an der Endlichkeit spüren, wie wichtig das Leben ist“. Es gebe viele Ausweich- und Verdrängungsmöglichkeiten, doch so werde der Tod nicht Teil des Lebens, sondern Gegner und größter Angstfaktor.
Der Buß- und Bettag sei ein Tag der Einkehr, ein Tag zum Nachdenken über das, was wirklich wichtig sei im Leben. Und auch über den Tod.
In Johannes 16 sage Jesus: „Das sage ich euch, damit ihr Frieden habt: in der Welt habt ihr Angst aber seit getrost, ich habe die Welt überwunden“ Auf diese Verse sei Verlass und sie gäben Hoffnung, sagte Braun. Es sei todsicher, dass das Leben auf diese Welt mit dem Tod ende, „aber da ist mehr, verspricht Jesus in Johannes 16“.
Michael Braun fragte: „Sterbebegleitung, ist das nicht wahre Nächstenliebe? Menschen, die uns helfen und begleiten und die da sind am Ende.“ Dem Tod im Leben Raum geben sei schwierig - aber notwendig.
Durch den Gottesdienst führten Pfarrer Dr. Oliver Cremer und musikalisch Pascal Salzmann an der Orgel. Lieder wie „Komm in unsere stolze Welt“ und auch „Geh unter der Gnade“ sowie „Meine engen Grenzen“ passten in diesen besinnlichen, informativen und Mut machenden Gottesdienst.
www.ekagger.de | jth | Text: Vera Marzinski | Fotos: Kirchenkreis An der Agger/V. Marzinski