"Schön, Sie alle nach dieser bewegten Woche zu sehen", begrüßte Superintendent Michael Braun die Synodengemeinde im Gottesdienst. "Das tut gut." Die zweitägige Herbstsynode begann mit einem Abendmahlsgottesdienst in der Dieringhausener Kirche. Pfarrerin Susanne Buschhorn sprach in ihrer Predigt von einer "Fernglassynode". "Uns erwartet eine Synode, bei der wir durch ein Fernglas schauen: Wie wird unser Kirchenkreis im Jahr 2028 aussehen? Wie bekommen wir einen zukunftsfähigen Kirchenkreis?" Susanne Buschhorn ist Schulpfarrerin am Berufskolleg Oberberg in Dieringhausen. "Im Berufskolleg nennen wir das didaktische Jahresplanung." Theologische Vierjahresplanung könne man das in der KIrche nennen.
Menschen ohne Glauben fielen von zwei Seiten vom Pferd, sagte Susanne Buschhorn. Die eine Seite sei der Hochmut, die andere die eigene Geringschätzung. "Du bist Gottes geliebtes Kind!" Diese Zusage gebe es nur in der Kirche. Ihre Schüler am Berufskolleg, die zum großen Teil aus den Kirchengemeinden im Oberbergischen kommen, sind zwischen 16 und 22 Jahre alt, manche älter. Um herauszufinden, was ihre Meinung ist über die Umgestaltungsprozesse in unserer Kirche, habe sie ihnen die Frage gestellt: "Welchen Satz, welche Botschaft kann dir niemand anders sagen als die Kirche, weder die beste Freundin, nicht die Eltern, noch der Partner oder die Partnerin?"
Antworten, die die Schülerinnen und Schüler gaben:
"Gott ist schon da und du musst keine Angst haben. Er wird das schon richten."
"Gott sorgt mit großer Kraft für dein Seelenheil."
"Du bist begleitet von Gott von deinem ersten bis zu deinem letzten Atemzug."
"Du bist immer willkommen, egal, was für ein Mensch du bist und was du getan hast."
"Auch wenn die Menschen dich verlassen, Gott bleibt für immer."
Diese Sätze hätten sie froh gemacht, sagte Susanne Buschhorn. "Uns wird zugetraut, das exklusiv zu vermitteln." Dass junge Menschen solche Aussagen treffen könnten, dazu befähige sie nicht die Schule. "Das beginnt viel früher: in der Familie und in der Gemeinde." Susanne Buschhorn wandte sich direkt an die Synodalen: "Diese Äußerungen sind auch ein Kompliment für Eure Arbeit, liebe Gemeinden im Kirchenkreis An der Agger."
Die Synodentagung begann mit einer Interviewrunde. Pfarrer Andreas Spierling interviewte neue Mitarbeitende im Kirchenkreis, die freimütig über ihre Anfangszeit im Kirchenkreis sprachen: Evelyn Doelfs, Gemeindereferentin in Wiedenest-Derschlag, Vikarin Dr. Judith Fresen, Pfarrer z.A. Dr. Andreas Scheuermann, Jugendreferentin Simone Reimers-Damelang und Pfarrerin Jenny Caiza Andresen. Die neue Gummersbacher Pfarrerin sprach auch von Schwierigkeiten bei der Aufgabenverteilung in einer großen Gemeinde und organisatorischen Fragen wie der Wohnsituation. Sie alle hatten sich bewusst fürs Oberbergische entschieden wegen der landschaftlichen Schönheit und der herzlichen Menschen. Andreas Scheuermann aus Gelsenkirchen wurde aus Nümbrecht angefragt wegen seines theologischen Profils. "Die Menschen haben mich überzeugt mit ihren Zielen und Visionen. Sie haben gesagt: Wir lassen Dich auch machen. Es ist immer gut, gabenorientiert zu arbeiten. Jetzt sind wir zusammen auf dem Weg, um Gemeinde zu bauen."
Das Ergebnis, dass es vor allem aufs Team ankommt und die Bereitschaft, sich gegenseitig im Glauben zu stärken, zog sich auch durch die anschließenden Gespräche in den Kleingruppen. "Wo geht unsere Wanderung in den nächsten vier Jahren hin? Was sind Steine auf dem Weg? Wer kommt uns entgegen und sagt, so schwierig ist der Weg gar nicht?" Dabei ging es um Gebäudefragen, anstehende Fusionen, Personalfragen, fehlende Ehrenamtliche und insgesamt die Frage, wie man es schafft, es der eigenen Kirchenblase herauszutreten, um die große Relevanz der Kirche und ihrer Diakonie für die Gesellschaft deutlich zu machen.
Der katholische Kreisdechant Christoph Bersch zog in seinem Grußwort am ersten Synodentag einen Vergleich zum Segeln: "Sturm ist besser als Flaute. Dann bewegt sich etwas. In der Flaute kommt man nicht voran. Wir können die Säkularisierung nicht aufhalten. Das mutet Gott uns zu. Aber wir dürfen trotz der herausfordernden Zeiten hoffnungsfroh in die Zukunft sehen. Ich hoffe, maximal gemeinsam. " Bersch hatte am 6. Oktober auf Einladung von Superintendent Braun das interreligiöse Gedenken mit Christen, Juden und Muslimen mitgestaltet. In der vergangenen Woche war er zusammen mit Michael Braun beim ersten Treffen in der neuen Demokratiekirche in Bielstein dabei. Bersch: "Es ist gut, dass wir unsere Sorgen vor Gott bringen können." Auch das sei ein Alleinstellungsmerkmal der Kirche.
www.ekagger.de | jth | Text: Judith Thies | Fotos: Kirchenkreis An der Agger/Vera Marzinski