Das gab es in Gummersbach noch nie: Die Kirche hat sich mit einem eigenen Stand auf der Hochzeitsmesse in der Gummersbacher Schwalbe Arena präsentiert. Anneke Ihlenfeldt, Pfarrerin für "Kirche auf dem Markt", war mit ihrem Stand eine von 80 Ausstellern. Unterstützung für die sechsstündige Messe fand sie in ihrer Kollegin Susanne Buschhorn, Pfarrerin am Berufskolleg Dieringhausen. „Wir wollen einmal zeigen, was Kirche bei Trauungen so kann.“
Segen fürs Prickeln
Der Stand der Kirche ist auf der Messe in der Schwalbe-Arena mittendrin, zwischen Hochzeitskleidern, Party Locations. Tanzschule, freien Hochzeitsrednern und Dekoanbietern. Die Pfarrerinnen bieten etwas, das die anderen nicht haben: "Segen für Euch". Und sie bieten eine ganz besondere Candy Bar mit neun verschiedenen Süßigkeiten: Lakritzschnecken als Symbol für den „Segen für die lange Strecke“, Ahoi-Brause als „Segen fürs Prickeln“ und grüne Frösche als „Segen für große Sprünge“. „Ihr schaut so neugierig. Habt Ihr Lust auf etwas Süßes?", lädt Anneke Ihlenfeldt die vorbeischlendernden Paare ein. So kommen die Pfarrerinnen schnell ins Gespräch.
Bonnie und Felix aus Wermelskirchen werden in einem Jahr heiraten. Sie sind beide Mitglieder der evangelischen Kirche, waren sich bisher aber noch nicht sicher, ob sie wirklich vor den Trau-Altar treten, also kirchlich heiraten wollen. Das Gespräch mit der lockeren, fröhlichen Pfarrerin gefällt ihnen gut. "Wir wollen echt sein und dahinterstehen." Infomaterial mit Hochzeits-Checkliste und eine Visitenkarte von Anneke Ihlenfeldt nehmen sie mit. Dass die Pfarrerin ihre Trauung macht, können sie sich vorstellen.
Auf der Hochzeitsmesse müssen die Pfarrerinnen viel erklären. "Von welcher Kirchengemeinde seid Ihr?", werden sie gefragt. Die jungen Leute, die zum Stand kommen, haben nicht so oft Kontakt zu einer Kirchengemeinde und deshalb oft ein altes Bild von Kirche. Trauungen stellen sie sich streng und förmlich.
Anneke Ihlenfeldt und Susanne Buschhorn möchten mit den Paaren Ideen entwickeln, wie eine moderne Hochzeit aussehen könnte. "Klar könnt Ihr Euren eigenen Wünsche zu Musik, Ablauf und Ort äußern."
Gott sagt Ja
Klar ist auch: Heiraten dürfen alle, die sich lieben. "Eure Art zu lieben, zu glauben und das Leben zu gestalten bringen wir vor Gott in Eurer kirchlichen Trauung“, sagte Anneke Ihlenfeldt. Alles darf sein. Nur wenn beide ausgetreten sind, dann müsse man reden und eine Lösung finden, sagt sie. Kirchlich zu heiraten bedeutet: In der Trauung sagt nicht nur das Paar Ja zueinander wie vor dem Standesamt, da gibt es noch etwas Drittes: Gott sagt Ja, und das Paar bringt seine Liebe vor Gott.
Ein älteres Ehepaar kommt auf die Pfarrerinnen zu. "Wir sind seit 60 Jahren verheiratet." Auf der Hochzeitsmesse sind sie, weil ihre Nichte Hochzeitstorten anbietet. Zu ihrer diamantenen Hochzeit sei Pfarrer Henning Strunk aus der evangelischen Kirchengemeinde Ründeroth vorbeigekommen. "Das war total schön." 60 Jahre sind eine lange Zeit voller Höhen,Tiefen und Wendepunkte, bei denen die Kirche auch begleitend da ist.
Der schönste Tag im Leben - ein Tag voller Geschenke
Pfarrerin Susanne Buschhorn wird auf der Messe an ihre eigene schöne Hochzeit kurz vor ihrem 50. Geburtstag erinnert. Die Messe mit ihren vielen Ständen mache deutlich, "was für ein Riesending so eine Hochzeit werden kann und wieviele Listen man schreiben muss. Da kann die Kirche helfen zu sortieren: Worauf kommt es an, was ist wirklich wichtig? Wir können helfen, alles durch ein Riesensieb zu gießen." Der Hochzeitstag als der "schönste Tag im Leben" solle nicht ein Tag sein, für den man selbst so viel organisieren muss, sondern "ein Tag, der mir geschenkt wird."
Viele Menschen möchten vor der Hochzeit Probleme in der Familie klären, Trauer, Beziehungsabbrüche, Unverarbeitetes. Auch da helfen Gespräche mit einem Pfarrer oder einer Pfarrerin. Sie sind schließlich die Profis für Seelsorge und Segen. Beides bekommt man in der Kirche kostenlos.
www.ekagger.de | jth | Text: Judith Thies | Fotos: Kirchenkreis An der Agger/J. Thies