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GEISTLICHE NOTIZEN Hütten bauen und verlassen. Von Oliver Cremer

  • Andacht

„Lasst uns hier drei Hütten bauen.“ So wünscht es der Jünger Petrus, als er auf einem Berg in Jesus Gottes Gegenwart durch eine außergewöhnliche Vision erlebte. Diesen Wunsch kann ich gut nachvollziehen: Sich Orte zu schaffen, an denen wir Gottes Nähe besonders spüren. Orte, an denen wir uns vergewissern und Kraft bekommen. An denen wir uns erinnern und Hoffnung uns erfüllt. Orte, durch die wir Dankbarkeit ausdrücken und Orte, an denen unsere Bitten zum Himmel steigen.

„Lasst uns hier Hütten bauen.“ Immer wieder haben Nachfolger Jesu das getan. Aus diesen Hütten (wörtlich: Zelten) der Evangelien wurden im Laufe der Jahrhunderte kleine und große Kirchen. Feste Gebäude, in denen sich Generationen von Christen versammelten und versammeln. In denen getauft und das Abendmahl gefeiert wird. In denen Hochzeiten, Konfirmationen und Trauergottesdienste stattfinden. Orte, an denen wir Gottes Gegenwart spüren und erfahren. An denen etwas von seiner Ewigkeit in unser Leben hineinleuchtet.

Unsere Hütten sind keine ewigen Orte 

Doch unsere „Hütten“ sind keine ewigen Orte. Sie werden gebaut, genutzt und manchmal auch aufgegeben, weil sich Gemeinden verändern. Weil Menschen dazukommen oder auch wegbleiben. Beides haben wir in der Kirchengemeinde Rosbach in den letzten 70 Jahren erlebt: Kirchen wurden in Zeiten des Wachstums gebaut und Gotteshäuser in den letzten Jahrzehnten aufgegeben. Letzteres tut besonders weh, wenn mit den Häusern prägende Glaubenserfahrungen verbunden waren.

Unabhängig von jedem Gebäude mit Gott verbunden 

Wie ging das mit Petrus und seinem Vorhaben damals weiter? Baute er auf dem Berg der Verklärung drei Hütten? – Nein, das tat er nicht. Vielmehr erhielt er von Gott einen Hinweis auf den, der dem Glauben Kraft und Richtung gibt, unabhängig von jeder „Hütte“. Eine Stimme vom Himmel sprach: „Dies ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören.“

Durch den Sohn, durch Jesus, bekommt unser Glaube Bestand und Kraft. Im Hören auf sein Wort sind wir unabhängig von jedem Gebäude mit ihm verbunden. Im Hoffen auf seine Zusage vertrauen und beten wir, dass er uns führt und leitet. Als Einzelne und als Gemeinde. In Zeiten des Wachstums und in Zeiten des Kleiner-Werdens. Wenn wir unsere „Hütten“ bauen oder wenn wir sie verlassen müssen.

Dr. Oliver Cremer ist Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde Rosbach 

www.ekagger.de | jth | Text: Oliver Cremer | Fotos: Kirchengemeinde Rosbach

Das Foto zeigt das evangelische Gemeindehaus in Windeck-Opperzau

Das evangelische Gemeindehaus in Opperzau ist für viele Menschen Heimat. In einem Gottesdienst wird es entwidmet am Sonntag, 29.1.2023, 15 Uhr

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Pfarrer Dr. Oliver Cremer schreibt über besondere Orte, an denen wir Gottes Nähe besonders spüren, durch die wir Dankbarkeit ausdrücken und an denen unsere Bitten zum Himmel steigen.