Heute wird Bildung wesentlich vom Individuum aus gedacht und zwar – im Gegensatz zu Erziehung – als eine aktive und maßgeblich selbstverantwortete Tätigkeit. Das Individuum, der Mensch, ist Akteur in der Welt mit Rechten und Pflichten, die dort auch verankert sind. Das Ideal des "mündigen", selbstständig denkenden und selbst lernenden Menschen hat hier seinen Ausgangspunkt.
Bildung – verstanden als unverzichtbare Voraussetzung der Mündigkeit – hat einen zentralen Stellenwert: Die Bestimmung des Menschen wird in Freiheit und Selbstbestimmung gesehen und das Aufwachsen als ein Prozess, in dem sich der Mensch die Welt selbsttätig aneignet und sich und die Welt zugleich gestaltet, so dass er seine Identität findet und zum "Gebildeten" wird.
Vielfältige kreiskirchliche Praxisfelder im Bereich Bildung
Unsere Landeskirche formuliert in ihrem Bildungspapier daher folgendes: „Der Auftrag zur christlichen Erziehung und Bildung steht seit der Reformationszeit auf der Agenda kirchlicher Aufgaben ganz oben. Denn evangelische Freiheit und Bildung gehen Hand in Hand. Die Kirche ist eine Lerngemeinschaft, in der Freiheit und Verantwortung eingeübt werden.Durch Bildung erfahre ich von den Urkunden des Glaubens und verstehe die Welt, in der ich lebe. Ich probiere die großen Erzählungen von der Menschenfreundlichkeit Gottes an wie Kleider; prüfe, ob sie mir passen, ob sie mich wärmen, schützen und trösten.“
Auch wir in unserem Kirchenkreis An der Agger sind in den vielfältigen Praxisfeldern im Bereich der Bildung unterwegs: mit unseren Kindertagesstätten und Familienzentren, in der Konfirmandenarbeit, der Mediothek, den Gemeindebüchereien und mit dem Religionsunterricht in den Schulen. Unsere Angebote der Erwachsenenbildung bündeln wir unter www.ev-erwachsenenbildung-oberberg.de, dem Portal der Erwachsenenbildung.
Der Leitsatz der Landessynode steht im Kontext: „Ihr aber, liebe Brüder und Schwestern, seid zur Freiheit berufen! Allein sehet zu, dass ihr durch die Freiheit dem Fleisch nicht Raum gebet; sondern durch die Liebe diene einer dem andern. Denn alle Gesetze werden in einem Wort erfüllt, in dem: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst."
Religiöse Bildung übt Freiheit und Verantwortung
Denn Freiheit und Individualität zusammen - das könnte gelegentlich schon sehr egoistisch sein. Der protestantische Freiheitsbegriff, in deren Kontext sich auch die protestantische Bildung einbettet, bindet sich in ein moralisches Prinzip: das Prinzip der Nächstenliebe.
So kann und wird Freiheit und Verantwortung durch die religiöse Bildung eingeübt. Vielleicht wird deswegen oft dem Protestantismus die Nähe zu ethischen Themen nachgesagt – ja, das stimmt, aber zum Glück immer eingebunden in das protestantische Freiheitsverständnis, das vom Prinzip der Nächstenliebe geleitet wird.
Pfarrer Matthias Weichert ist Schulreferent des Kirchenkreises An der Agger
Anregungen oder Fragen? andacht.anderagger@ekir.de
www.ekagger.de | jth | Text Matthias Weichert | Fotos: Pixabay, M. Weichert