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JAHRESLOSUNG 2023 "Du bist ein Gott, der mich sieht" - beleuchtet von Renate Karnstein aus Waldbröl

  • Kirchenkreis

"Wo kommst Du her? Und wo willst Du hin?" Der „Verlag am Birnbach“ hat wieder ein Heft zur Jahreslosung mit einer Grafik von Stefanie Bahlinger und Texten und Auslegung zur Grafik von Renate Karnstein aus Waldbröl herausgebracht. Das Thema: aus dem Schatten ins Licht

Die Jahreslosung 2023 lautet „Du bist ein Gott, der mich sieht“ aus Genesis, 16 13. Der Spruch für die Jahreslosung befindet sich auf den ersten Seiten der Bibel, und stammt aus der Geschichte um Abram und Sarai (Abraham und Sarah). Gott verspricht ihnen: „Ich werde euch das Land Kanaan geben und ihr werdet ein großes Volk werden“ – doch Sarai war unfruchtbar und hatte kein Kind.

Mit Hagar kommt Bewegung in die Geschichte. Sie ist die ägyptische Magd von Sarai und soll die Rolle einer Leihmutter übernehmen. Nachdem Hager schwanger wird, eskaliert die Situation zwischen den Frauen und Hagar flüchtet in die Wüste.

In ihre Grafik zur Jahreslosung richtet Stefanie Bahlinger den Blick auf dieses Häufchen Elend: Hagar kauert am Boden zerstört im Wüstensand und die Künstlerin holt sie aus ihrem Schattendasein ins Licht. Senkrecht von oben leuchtet es auf sie herab. Noch durchdringt es nicht das Dunkle ihrer Verzweiflung. Sie ist die erste Frau in der Bibel, die Gott durch seinen Boten persönlich anspricht. Die alltäglich anmutende Frage „Wo kommst du her? Und wo willst du hin?“ wird an dieser Stelle zu einer existenziellen Frage.

Wie ein lichtdurchfluteter Vorhang

Im Jahreslosungsheft schreibt Renate Karnstein, dass dies eine wichtige Frage sei, „der es sich auch dann zu stellen lohnt, wenn wir nicht am Boden liegen“. Auch zu den Farben der Grafik hat Renate Karnstein Ausführungen im Jahreslosungsheft. Hier breiten sich die Farben wie in einem lichtdurchfluteten Raum auf einem Vorhang aus und in der Mitte öffnet er sich.

„Es gibt Zeiten, in denen ich mich vergeblich nach Gottes spürbarer Nähe und seinem Eingreifen sehne, er aber wie hinter einem Vorhang verborgen bleibt“, schreibt Renate Karnstein. „Dann reißt der Vorhang plötzlich auf und lässt mich - und sei es manchmal auch nur für kurze Zeit - erkennen: Ich bin ihm nicht egal. ER sieht und hört mich. Und ER greift ein.“

Seit 2009 schreibt Renate Karnstein eine Auslegung der Jahreslosung und ergänzt sie durch weitere Texte. Zudem schaut sie auf 34 Jahre Leben im Pfarrhaus der evangelischen Kirchengemeinde Holpe-Morsbach zurück. Seit zwei Jahren lebt sie in Waldbröl-Puhl mit ihrem Mann, Pfarrer i.R. Heiner Karnstein. Sie hat vier erwachsene Kinder und drei Enkelkinder und fühlt sich mit ihrer Familie, aber auch mit vielen Weggefährten sowie zahlreichen Ehrenämtern reich beschenkt.

Sie war im Vorstand der Frauenhilfe des Kirchenkreises An der Agger und als dessen Abgeordnete zehn Jahre Mitglied der Landessynode sowie Vorsitzende des Pfarr-Frauen-Bundes Deutschland. Gerne beschäftigt sie sich mit Texten - lesen und selber schreiben - und ganz besonders hat es ihr Jahreslosung angetan.

Die allererste Jahreslosung veröffentlichte 1930 der schwäbische Pfarrer Otto Riethmüller: „Ich schäme mich des Evangeliums von Jesus Christus nicht“ aus Römer 1,16. Damit wollte er den nationalsozialistischen Parolen seiner Zeit ein Bibelwort entgegenstellen. 

Heute entsteht die Jahreslosung durch die ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen.

"Ich hoffe, dass der Funke auf die Leserinnen und Leser überspringt"

Inspiriert zu Gedanken zur Jahreslosung wird Renate Karnstein, indem sie zuerst den Vers auf sich wirken lässt und schaut, in welchem Zusammenhang er steht und wo er in ihr eigenes Leben hineinspricht. Sie sagt: „Letztlich hoffe ich, dass durch meine Auslegung der Funke auf die Leserinnen und Leser überspringen und sie entdecken, das die Losung sie als Kraftwort durchs Jahr begleiten will.“

Stefanie Bahlinger hat sie erst nach dem ersten gemeinsamen Jahreslosungsheft kennengelernt und es sei eine wunderbar bereichernde Freundschaft entstanden. Bahlinger stelle sich dem Bibelwort und setze es künstlerisch um - die theologische Arbeit am Text geschieht unabhängig von der Grafik.

Spannend wird es, wenn Karnstein im vorletzten Schritt die Grafik mit einbeziehe, die sie ohne Erläuterung der Künstlerin auf sich wirken lasse. Auch für 2023 ist wieder ein besonderes Heft entstanden. Und so ergänzen auch wieder weitere Texte, teilweise aus der Bibel, den Jahreslosungsspruch – wie das „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz“ aus 1. Samuel 16, 7b.

Jahreslosung 2023 Verlag am Birnbach - kostenloser Download

 

www.ekagger.de | jth | Text: Vera Marzinski / Fotos: Heiner Karnstein (privat) und Grafik: Verlag am Birnbach

 

Das Bild zeigt die Grafik von Stefanie Bahlinger zur Jahreslosung 2023: eine Frau kauert am Boden und wird von Licht beschienen

Die Grafik von Stephanie Balinger: Hagar kauert im Wüstensand - am Boden zerstört. Die Künstlerin holt Hagar aus ihrem Schattendasein ins Licht

Das Foto zeigt Renate Karnstein vor einer Wand mit früheren Jahreslosungen

Renate Karnstein ist Vorsitzende des Pfarrfrauenbunds e.V. Zehn Jahre lang war sie eine der Vertreter des Kirchenkreises An der Agger bei der rheinischen Landessynode, die dieses Jahr am 15. Januar beginnt

Das Bild zeigt Renate Karnstein am Computer arbeitend

Renate Karnstein liebt es, mit Texten zu arbeiten - lesend oder schreibend. Seit Jahren schreibt sie für den Verlag am Birnbach die Interpretationen zur Jahreslosung, die in ganz Deutschland gelesen werden