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GEISTLICHE NOTIZ In der Seelsorge ist die Kirche bei ihrer Sache

  • Andacht

Diakoniepfarrer Thomas Ruffler hat die neuen Ehrenamtlichen der TelefonSeelsorge Oberberg eingeführt. Er freut sich auf das Benefizkonzert der Jazz-Brüder Wasserfuhr zugunsten der TelefonSeelsorge 

Die Telefonseelsorge im Kirchenkreis An der Agger besteht seit 30 Jahren. Gerade in der jüngsten Zeit ist in Medienberichten der Öffentlichkeit immer wieder vor Augen gestellt worden, welch bedeutsame Aufgaben und Herausforderungen gerade auch die Telefonseelsorge zu bewältigen hatte.  Deshalb gilt zunächst einmal unser herzlichster Dank allen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, Unterstützerinnen und Unterstützern. In der Seelsorge ist die Kirche bei ihrer Sache.

In der Bergpredigt Jesu, bei Matthäus im 5. Kapitel finden sich zwei Bild-Worte, die die Aufgabe von Kirche und Diakonie gut beschreiben:

"Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt...” (Matthäus 5,13.14)

Diese Verheißung gilt allen Christinnen und Christen. Sie sollen als Salz der Erde das Evangelium mitten in der Gesellschaft bezeugen.

Lebenswichtig für den Geschmackssinn

Wir leben in einer Gesellschaft, die lieber spricht als hört, die angesichts der Pandemie und der Weltlage in depressive Verstimmung fällt und – auch im übertragenen Sinn – ihren Geschmacksinn zu verlieren droht. Da sind die Zuhörenden das lebenswichtige Salz, das von den Räumen der Telefonseelsorge ausgestreut wird.

Die Mitarbeitenden in der Telefonseelsorge haben vielfältige Nöte wahrgenommen, aus denen heraus Menschen zum Telefonhörer greifen: Beziehungskonflikte, familiäre Krisen, vermehrt auch häusliche Gewalt durch das Zusammenleben auf engem Raum, wirtschaftlich-finanzielle und betriebliche Notlagen. Sie haben gehört, was diese Krisenzeit für junge Menschen in Schule oder Studium bedeutet. Da gab es viel Vereinsamung und seelische Belastungen durch die besonderen Umstände im Lockdown.

Dazu natürlich alle Sorgen, alle Angst und Trauer, die die Pandemie selbst auslöst: Wenn Angehörige erkrankt oder gestorben sind an Corona, oft ohne persönliche Begleitung. Von den Traumata, die das auslöst, erfahren die Mitarbeitenden der TelefonSeelsorge nur zu oft.

Dass da jemand antwortet

Zum Glück wissen Viele: Es gibt diese Nummer, die ich zu jeder Tages- und Nachtzeit wählen kann. Und da sind Menschen am anderen Ende.

Es ist schon dieseGrunderfahrung, die der Seele guttut: dass da jemand antwortet, wenn ich anrufe, dass mich jemand hört, wenn ich weine. In einem Zusammenhang zu sein, nicht allein zu sein in der Not, Resonanz und Antwort zu erhalten, vor allem aber: angehört zu werden – das ist das wichtigste Gegengift für die Verzweiflung, die Menschen ins Bodenlose abstürzen lässt.

Diese Erfahrung kann Menschen helfen, langsam wieder Fuß zu fassen, Vertrauen zurückzugewinnen, einen Weg zu sehen, auf dem es weitergehen kann.

Die echten Fragen und die echten Gefühle

Ich denke, diese Gespräche sind nicht nur für die Anrufenden kostbar. Auch die Mitarbeitenden erleben Begegnung manchmal direkter und intensiver, als das oftmals unter den Gesprächsbedingungen des Alltags möglich ist. Am Telefonhörer kommen die eigentlichen Themen, die echten Fragen und die Gefühle, die Herzensanliegen und der Seelenkummer der Menschen zur Sprache.

Solch ein seelsorgliches Zuhören braucht große seelische Kraft. Und es braucht großes Vertrauen, braucht die Geborgenheit im Glauben an den hörenden Gott.

Nur wenn ich mich selbst mit meinem Leben gehört, getragen, ernstgenommen weiß, kann ich dasselbe auch einem anderen, einer anderen zugestehen und schenken.

„Ihr seid das Salz der Erde!“ Dieses Wort Jesu ist kein Appell. Es ist eine Zuschreibung, eine Beschreibung dessen, was wirklich ist.

Dass Gott uns hört

Das ist es doch, was wir als Christinnen und Christen glauben: dass unser Leben mit Gott eng verbunden ist. Dass Gott uns sieht – und uns Anteil gibt an Gottes Sehen. Dass Gott uns hört – und wir Anteil haben an Gottes Hören.

Seelsorge ist die „Muttersprache der Kirche“. Wo Menschen Gehör finden, wo ihr Leben gesehen wird im Lichte des Zuspruchs Gottes – da ist Kirche.

Darum ist es mir auch so wichtig, bei allen Diskussionen um die Zukunft der Kirche, die wir führen, gerade das voranzustellen: Seelsorgemuss das Wesen unserer Kirche grundlegend prägen.

Haupt- und ehrenamtlich: Jeder kann Salz der Erde sein

Die Telefonseelsorge ist auch von beispielhafter Bedeutung für unsere Kirche. Denn sie praktiziert, was wir in anderen Bereichen anstreben: Die Telefonseelsorge wird von einer Gemeinschaft von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitenden getragen. Von daher ergibt sich auch eine besondere Strahlkraft und Glaubwürdigkeit.

Die Telefonseelsorge ist nicht nur „Salz der Erde“. Sie ist auch „Salz der Kirche“!

 

 

Thomas Ruffler ist Assessor und Diakoniepfarrer des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger

 

www.ekagger.de | jth | Text: Thomas Ruffler | Foto: Gabriele Ruffler 

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Thomas Ruffler hat sich das neue Album der Jazz-Brüder Julian und Roman Wasserfuhr auf Vinyl gekauft. Die Brüder spielen am Samstag, 24.9., 20 Uhr in der evangelischen Kirche in Gummersbach- zugunsten der Ausbildung und Weiterbildung der ehrenamtlichen TelefonSeelsorgenden