Die Synode des Kirchenkreises An der Agger hat in Oberwiehl die Pfarrstellenkonzeption 2030 beschlossen. Das nun beschlossene Konzept sieht vor, wie die für das Jahr 2030 prognostizierten 26 Pfarrstellen auf Kirchengemeinden und Kirchenkreis verteilt werden sollen. Dabei soll auf Gemeindeebene wie auf Kirchenkreisebene gleichermaßen gekürzt werden. 23 Pfarrstellen werden auf die 24 Kirchengemeinde verteilt werden, das ist ein Rückgang um ein Drittel. Dafür wird es neue Zuschnitte von Gestaltungs-, Kooperations- und Vertretungsräumen geben. Die übergemeindliche Zusammenarbeit wird noch wichtiger. Es wird Kirchengemeinden geben, die sich eine Pfarrstelle teilen. Als Hauptkriterium für die Verteilung der Pfarrstellen in den Gemeinden hatte die AG Pfarrstellenkonzeption die Gemeindegliederzahl festgelegt, als Nebenkriterien die Gemeindefläche, die Anzahl der Gottesdienste und der Einrichtungen.
Auf Kirchenkreisebene wird es künftig nur noch drei Pfarrstellen geben: für die Bereiche Krankenhausseelsorge, Kirche auf dem Markt (Mission) und Leitung.
Superintendent Michael Braun nannte die anstehenden Veränderungen eine Revolution, die bedeute, mit einem Drittel weniger Pfarrerinnen und Pfarrern auskommen zu müssen. Er machte Mut, die Veränderungsprozesse beherzt anzugehen: "Wir tun Dinge anders, konzentrieren uns auf das Notwendige, wir dürfen dabei auch einmal scheitern. Wir probieren Neues aus, auch weil wir neue Vermittlungen von Religion finden wollen." Der Pfarrstellenplan stelle nach seiner Wahrnehmung "die mit Abstand größte strukturelle Veränderung kirchlichen Lebens der letzten Jahrzehnte dar". Bei allen Veränderungen, die anstehen: "Wir gehen den Weg gemeinsam."
Pfarrer Michael Kalisch, dessen Kirchengemeinde Wiedenest in engem Austausch mit der Nachbarkirchengemeinde Derschlag über Veränderungen in der Zusammenarbeit berät, lobte die konstruktive Art der AG Pfarrstellenkonzeption, mit den anstehenden Fragen umzugehen.
Die 57-köpfige AG Pfarrstellenkonzeption mit Mitgliedern aus allen 24 Kirchengemeinden hatte die Beschlussvorlage zum Pfarrstellenplan in mehrmonatiger Arbeit fertiggestellt: Es gab fünf große Sitzungen, teils mit externer Beratung, Gespräche in den Presbyterien und zwischen benachbarten Kirchengemeinden, mit den kreiskirchlichen Pfarrerinnen und Pfarrern und auch intensives Ringen über Bedenken.
Den Beschluss fasste die Synode nun mit großer Mehrheit bei vier Gegenstimmen. Der Beschluss ist nun der Anfang eines Umgestaltungsprozesses, der Pfarrstellenplan muss nun bei jeder anstehenden Personalentscheidung mit Leben und Aktivität gefüllt werden.
Zum Nachhören: Bericht Superintendent Michael Braun
So werden die Pfarrstellen verteilt
Bergneustadt: 1,25 Pfarrstellen
Denklingen: 0,75 (Dreiviertel-Pfarrstelle)
Derschlag: 0,50 (halbe Pfarrstelle)
Dieringhausen-Vollmerhausen-Niederseßmar: 1 Pfarrstelle
Drabenderhöhe: 1
Eckenhagen: 0,75
Engelskirchen: 0,5
Gummersbach: 2
Holpe-Morsbach: 0,75
Hülsenbusch-Kotthausen: 1 Pfarrstelle (nach bereits vollzogener Fusion von zwei Gemeinden)
Im Oberen Wiehltal: 0,5
Klaswipper: 0,25
Lieberhausen: 0,25
Marienberghausen: 0,25
Marienhagen-Drespe: 1
Müllenbach-Marienheide: 1
Nümbrecht: 2 Pfarrstellen
Oberbantenberg-Bielstein: 1
Rosbach: 1,5
Ründeroth: 1
Waldbröl: 2
Wiedenest: 0,5
Wiehl: 1,5
Wipperfürth: 0,75
Prädikanten und Gemeindereferenten
Die Synode beschloss eine Eingabe an die Landeskirche, dass das Warten auf eine Prädikantenausbildung verkürzt und nicht länger als sechs Monate dauern soll. Auch soll es Änderungen beim Thema "Gemeinsames Pastorales Amt" geben: Unabhängig vom Umfang der kirchengemeindlichen Pfarrstelle soll eine Gemeinde mindestens eine volle Stelle eines Mitarbeitenden im GPA haben dürfen.
Diakonie in der Region
Nur in der Gemeinschaft können die Kirchengemeinden stark sein. Das zeigt sich auch beim Thema "Diakonie in der Region". Diakoniepfarrer Thomas Ruffler gab einen Zwischenbericht über die gemeinnützige Gesellschaft „Diakonie in der Region“, deren Start vor Corona schon für den 1.1.2021 geplant war. "Die Idee bleibt gut, die Struktur gestaltet sich schwierig." Ziel: Die Diakonie soll der größte Pflegeanbieter in den Region werden. Zunächst werden die evangelischen Altenheime in Gummersbach und Bergneustadt bis 2024 fusionieren und die ambulante Diakonie vor Ort wird ab 2025 unter dem Dach der neuen Gesellschaft arbeiten. Der Kirchenkreis An der Agger wird einer der Gesellschafter werden, ebenso die zehn evangelischen Kirchengemeinden, die bisher schon die Trägerschaft für eine Diakoniestation übernommen hatten. Weitere Kirchengemeinden sollen dazukommen, sie erhalten so mit einem Anteil für 500 Euro die Möglichkeit zur inhaltlichen Gestaltung der gGmbH.
Die beratende Diakonie in Form der Beratungsstellen des Kirchenkreises wird nicht in die gGmbH eintreten, sagte Ruffler.
Prozess der AG Pfarrstellenkonzeption
Pfarrstellenplan 2030 - Startsignal: Die Beschlussvorlage für die Synode ist fertig (Nümbrecht)
Pfarrstellenplan 2030 - Wie bleibt die Kirche auf dem Markt (ZOOM-Treffen Januar 2022)
Pfarrstellenplan 2030 - Was sind die Kernaufgaben? (AG-Treffen in Dieringhausen)
Pfarrstellenplan 2030 - Es geht weiter (AG-Treffen in Drabenderhöhe)
Start Zukunftsprozess - "Pfarrstellenplan 2030" beginnt (AG-Treffen in Schnellenbach)
Pfarrkonvent Wir wollen Veränderung jetzt gestalten (Wiehl)
MEDIENECHO:
"Pfarrstellenkonzeption 2030: Die Theorie nun mit Leben füllen", Oberberg Aktuell, 21.5.2022
www.ekagger.de | jth | Text und Fotos: Kirchenkreis An der Agger / Judith Thies