Ist in Ihrem Leben auch schon mal etwas aufgetaucht, an das Sie sich überhaupt nicht erinnern können? So ging es mir kürzlich, als Pfarrer Henning Strunk mir vier Aquarelle brachte, die beim Aufräumen im Kreiskirchenamt gefunden worden waren. Sie waren eindeutig von mir.
Ich hatte sie im Jahr 2005 gemalt und signiert, aber ich hatte keinerlei Erinnerung daran. Wie im Büro der Pressestelle, so waren sie auch in meinem Gedächtnis in der Versenkung verschwunden. Nach längerem Grübeln kam ich zu dem Schluss, dass ich sie für das Projekt „Handgeschriebene Bibel“ eingereicht haben könnte.
Wer sich an der Illustration beteiligen wollte, bekam damals Bibelstellen zur Auswahl, die noch frei waren. Das würde auch erklären, warum ich zu so verhältnismäßig unbekannten Bibelstellen wie Jeremia 32, 11-15 und Jeremia 14, 3 gemalt hatte. Sonst hätte ich diese sicher nie ausgesucht.
In dieser Zeit sind aus meinem Pinsel viele biblische Bilder geflossen, aber eher zu bekannteren Geschichten. In das Projekt aufgenommen wurden meine Bilder nicht, wenn ich mich recht erinnere. Vielleicht sollte ich mal nachsehen. Sowieso wäre es sicher an der Zeit, die „Handgeschriebene Bibel“ wieder auszustellen. Viele, die daran mitgeschrieben und sich künstlerisch beteiligt haben, aber auch Menschen, denen sie ganz neu ist, würden sicher gerne darin blättern. Also: Ans Licht damit!
Die Beharrlichkeit des Volkes Israel
Beim Volk Israel war das mit den Erinnerungen wohl viel besser. Die
Geschichte dieses Volkes wurde über Generationen mündlich weitergegeben.
Irgendwann begannen dann die Menschen, sie aufzuschreiben. Ohne diese
Beharrlichkeit wüssten wir heute nichts davon, und unsere Bibel wäre nie
geschrieben worden, auch nicht von Hand. Das zeigt uns, wie wertvoll
Erinnerungen sind.
Text: Ingrid Krapoth
Ingrid Krapoth aus Engelskirchen ist ehrenamtlich engagiert in der Evangelischen Kirchengemeinde Ründeroth. Sie hat zusammen mit ihrem Mann Rudolf immer wieder Flüchtlinge aufgenommen, aus Bosnien, aus dem Iran und jetzt wird die Einliegerwohnung frei gemacht für Flüchtlinge aus der Ukraine.
Ingrid und Rudolf Krapoth sind Mitgründer der Fair Trade Gruppe der Gemeinde Engelskirchen und wurden 2019 mit dem Ehrenamtspreis der Gemeinde ausgezeichnet.
www.ekagger.de | jth | Foto: Kirchenkreis An der Agger / J. Thies