Verbundenheit mit Gott, in der Ökumene, mit der Umwelt und im geschwisterlichen Miteinander des Kirchenkreises: Diesen Gedanken stellten alle Redner der Synode in den Mittelpunkt. So ermunterte Pfarrer Henning Strunk zu Beginn des zweiten Synodentags die Synodalen, aus der eigenen Verbundenheit mit Gott Kraft zu schöpfen und diese weiterzugeben. Denn was kann Kirche letztlich den Menschen geben? „Wir lesen nicht nur die Speisekarte vor, wir lassen die Leute und uns auch schmecken.“
Vom Geschmack der Freiheit im Glauben, dem Mut, Veränderungen anzugehen und Verantwortung zu übernehmen war viel zu spüren beim Treffen der Kreissynode. Die Möglichkeit, sich wieder zu treffen, sorgte für ein Aufatmen. Nach dem Synodenauftakt zum Thema Klima- und Umweltschutz standen am Samstag der mit Spannung erwartete erste präsentische Bericht des Superintendenten Braun, die Finanzen und Themen wie Fundraising, Schutzkonzepte gegen sexuelle Gewalt und Wahlen auf dem Programm.
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In seinem Bericht machte Superintendent Michael Braun Mut, notwendige Veränderungen beherzt anzugehen, Neues auszuprobieren und mit Leidenschaft und Herz Gemeinde und Kirche zu gestalten. Das sei in der Pandemie nicht immer leicht gewesen. Die Veränderung der Gesellschaft habe neue Dringlichkeit erlangt. Das habe nicht zuletzt das Extremhochwasser vom Juli gezeigt. Er dankte den Helferinnen und Helfern in der stark betroffenen Kirchengemeinde Wipperfürth sowie den Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorgern der Ökumenischen Notfallseelsorge Oberberg für ihren Einsatz vor Ort an der Ahr.
Die Kirchengemeinden und Einrichtungen hätten viel möglich gemacht in der Pandemie: Seelsorge, Kontakte, Gruppen, Taufen und Konfirmationen, die Wege waren oft neu: „Wir können anders, und wir können kreativ. Wir wissen und ermöglichen, was gut ist und guttut, um von Jesus zu erzählen. Jede unserer Kirchengemeinden, Werke und Einrichtungen hat dabei viele gute Ideen geboren und umgesetzt.“ All das seien Zeichen aktiven Gemeindelebens und „Teil unseres Wahrheit 2021“. Zu dieser Wahrheit gehörten aber auch Sorgen und Ängste, wenn über Stellenzusammenlegungen, Gebäudenutzungen und übergemeindliche Zusammenarbeit nachgedacht werden müsse. „Nehmen wir unsere Sorgen und Ängste ernst, aber lassen wir uns nicht von ihnen lähmen.“
Rückenwind für die Gemeinden
Zum Auftakt der Aussprache dankte Assessor Thomas Ruffler Michael Braun für den prägnanten und ehrlichen Bericht. Pfarrer Johannes Vogelbusch würdigte den positiven Rückblick. Es sei sehr gut gewesen, dass Braun in der Coronazeit die Gemeinden ermutigt habe, Neues auszuprobieren wie Zoom-Gottesdienste oder veränderte Liturgien. "Wir machen jetzt Sachen, die ich mich 27 Jahre nicht getraut habe. Dafür brauchen Menschen wie ich Rückenwind. Danke, dass Sie gesagt haben: Macht weiter." Es sei sehr gut gewesen, wie Braun mit einem Team das erste Osterheft 2020 in Rekordzeit zusammengestellt habe, das dann im ganzen Oberbergischen Kreis verteilt worden sei. Das sei ein starkes ökumenisches Projekt gewesen. Nach den Heften zu Weihnachten 2020 und Ostern 2021 wünsche er sich eine Fortführung des Projekts.
Ute Hucklenbroich, Mitglied des Kreissynodalvorstands, lobte Michael Braun dafür, wie er die Zusammenarbeit im KSV trotz des Lockdowns befördert habe. Nach der ersten KSV-Sitzung konnte sich der Vorstand nur noch per Zoom treffen. Das Zusammenwachsen als Team habe sehr gut geklappt. "Du hast es uns leicht gemacht."
Pfarrstellenkonzept wird schon 2022 beschlossen
Auf die Pfarrstellenkonzeption 2030 ging Braun nur kurz ein: Der Prozess geht zügig voran. Die Kriterien für die Pfarrstellenverteilung haben die Mitglieder der 57-köpfigen AG auf Gemeindegröße und Gemeindemitglieder begrenzt. Die Ideen aus den Gemeinden zur Neubildung von Regionen seien von einem Denken ans Ganze geprägt. Nächste Woche geht es in Dieringhausen um Vorschläge für die Pfarrstellen auf Kirchenkreisebene. Auf einer Sondersynode im Frühling oder Frühsommer soll dann über ein Gesamtkonzept entschieden werden. Hintergrund des Prozesses ist ein deutlicher Rückgang der Pfarrstellen bis 2030 um 30 Prozent. Alle Unterlagen der AG Pfarrstellenkonzeption sind für die Gemeindeglieder in der EKiR-Cloud zu finden.
Einen weiteren Meilenstein legte die Synode mit dem Einrichten einer halben Fundraisingstelle befristet auf drei Jahre. Dabei soll es um mehr als Spendenakquise gehen, sondern vor allem um Beziehungspflege und somit eine Form von Gemeindeaufbau.
Die Gemeinden werden bis Mitte 2022 Schutzkonzepte gegen sexuelle Gewalt vorlegen müssen. Vorlagen dazu gibt es vom Kirchenkreis, der im Juni ein aktualisiertes Konzept beschlossen hat. 1600 haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden werden im nächsten Jahr zum Thema geschult werden. Kreissynodalvorstand und Diakonierat haben bereits eine sechsstündige Schulung absolviert.
Gemeinsam in kritischer Offenheit
Von den Synodalen explizit gewürdigt wurde, dass der Kirchenkreis und die Verwaltung die Kirchengemeinden aktiv bei derart komplexen Themen wie dem Energiemanagement unterstützen. So stimmten die Synodalen auch einer Erhöhung der Umlage auf 21 Prozent des Kirchensteueraufkommens zu. Bernd Baßfeld, Synodaler aus Hülsenbusch-Kotthausen, sagte: „Wir sollten einer Erhöhung zustimmen, damit wir uns in den Presbyterien entlasten. Wir haben immer spezifischere Aufgaben zu bewältigen. Wir übernehmen die Verantwortung, in dem wir sie an den Kirchenkreis delegieren.“ Pfarrer Achim Schneider, Kirchengemeinde Marienhagen-Drespe, betonte: „Wir sehen oft die Arbeit in den Gemeinden als die eigentliche Arbeit und die Verwaltung als das Uneigentliche. Das ist falsch. Wir können unsere Arbeit in den Kindergärten oder in der Flüchtlingsarbeit nicht machen ohne die Verwaltung. Das sind beides geistliche Aufgaben.“
Kreisdechant Christoph Bersch lobte in seinem offenen Grußwort einen Tag vor dem Reformationstag die gute ökumenische Zusammenarbeit. Das passte gut zum Beitrag seines Vorredners, Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker. Nur zusammen können Kommunalgemeinden und Kirche die Herausforderungen der Zeit meistern. Superintendent Braun stellte Bersch in Aussicht: „Vielleicht haben wir mal eine gemeinsame synodale Sitzung in ökumenischer Verbundenheit.“
Nach dem Schlusssegen resümierte Michael Braun: „Die Kreissynode hat stark gearbeitet und sich selbst Rückenwind gegeben.“
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MEDIENECHO
Kirchenkreis: Jede Gemeinde muss etwas fürs Klima tun, Oberberg Aktuell 31.10.2021
www.ekagger.de | jth | Text: Judith Thies | Fotos: Kirchenkreis An der Agger / Vera Marzinski, J. Thies (1), J. Sahm (1)