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GEISTLICHE NOTIZEN Seekrankheit

  • Andacht

Christine Adolphs war in diesem Jahr auf Korsika mit einer Jugendfreizeit. Zum Glück war diesmal das Meer ruhig. Bang und schwindelig wird ihr auch, wenn sie manchmal an die Situation in den Kirchengemeinden denkt. Was kann man tun?

Welches Bild fällt mir ein, wenn ich an Kirche denke?

Diese Frage hat mich immer mal wieder in den letzten Monaten beschäftigt. Da gibt es Bilder, die hätte ich gerne, so würde ich mir Kirche und Gemeinde wünschen. Und da sind Bilder, die die Wirklichkeit abbilden, die ich wahrnehme. In meinem aktuellen Bild finde ich mich in einem Boot auf dem Wasser wieder. In einem Boot auf einem unruhigen Wasser.

In diesem Sommer hatte ich das Glück, dass das Meer sehr ruhig war, als wir zur Jugendfreizeit nach Korsika fuhren. Das habe ich auch schon anders erlebt. Und das ist dann furchtbar für mich – denn ich leide an starker Seekrankheit.

Wenn ich gerade an Situationen in den Gemeinden denke, dann wird mir auch schon mal ein wenig bang und schwindelig. Immer wieder spreche ich mit jungen Mitarbeitenden, die – stark beeinflusst von der Coronasituation – keine Kraft mehr haben. Die das Zutrauen ins Leben fast verloren haben. Die frustriert sind. Die sich nicht mehr trauen, irgendetwas zu planen – aus Angst, dass es nicht stattfinden kann.

Diese Angst finde ich aber nicht nur bei jungen Menschen. Ich treffe Menschen, deren Zündschnur extrem kurz geworden ist – und stelle fest, meine ist es auch. Manchmal kommt es wegen Nichts zum Streit.

Und dann denken wir in der Gemeinde: Hej, irgendwas muss sich jetzt ändern. Wir brauchen neue Ziele, neue Angebote! Doch eigentlich will ich gar nicht an neue Konzepte und Strukturen denken, weil ich mich allzu oft durch sie eingeengt fühle.

Beim Nachdenken über diese Situationen wird mir schon mal flau, vielleicht sogar übel – ich fühle mich, als wäre ich seekrank.

 

Was hilft mir dann in meinem Bild? Mitten auf dem Boot in unruhigen Gewässern?

Als ich vor ein paar Jahren bei Sturm auf dem Deck eines Segelschiffes auf dem Ijsselmeer stand, kam der Skipper zu mir und sagte: „Fixiere einen Punkt weit voraus und lass ihn nicht aus den Augen. Orientiere dich an ihm, deine Übelkeit wird nachlassen, vielleicht sogar verschwinden.“

Ich bin seinem Rat gefolgt. Tatsächlich musste ich bei dieser Fahrt nicht brechen, die Übelkeit verschwand bis auf ein flaues Gefühl im Magen. Irgendwann konnte ich einen Leuchtturm ausmachen, auf den wir zufuhren und den ich dann nicht mehr aus den Augen ließ.

 

Das wünsche ich mir auch für unsere Gemeinden, damit wir nicht nur gemeinsam auf die hohen Wellen schauen, durch die wir durchmüssen und die uns fast krank werden lassen.

  • Ich wünsche mir, dass wir den gemeinsamen Fixpunkt suchen und nicht aus den Augen lassen.
  • Ich wünsche mir, dass wir uns gemeinsam an unserem Ziel – an Christus – orientieren. Er ist das Licht der Welt – er kann unser Leuchtturm sein.
  • Ich wünsche mir, dass wir ihn immer und immer wieder gemeinsam bitten, uns den Kurs finden zu lassen;
  • dass wir gemeinsam in den Blick nehmen, wo er, wo Christus ist und wie wir bei ihm neues Land finden.
  • Dafür möchte ich in der Gemeinde Räume haben, finden oder schaffen und – um im Bild zu bleiben – dafür möchte ich die Segel setzen.

Ich bin mir sicher, dass wir ruhiger sind und uns weniger übel ist, wenn wir Christus voll im Blick haben.

Denn Christus will uns sicher ans Land bringen – auch wenn das Land für uns Neuland sein sollte.

Christine Adolphs ist Mitglied des Kreissynodalvorstands und leitet den Jugendausschuss. Ihre Leidenschaft ist die Jugendarbeit. 

www.ekagger.de | jth | Fotos: Christine Adolphs, Kirchenkreis An der Agger/Judith Thies 

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Die Jugendfreizeit der Kirchengemeinde Denklingen ging nach Corsika

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Christine Adolphs